Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
Bauch. Sekunden später landete sie auf Nealy.
Nealy äußerte ein ersticktes Uff, dann warf ihre aristokratische Stirn Verzweiflungsfalten. »O Mat!«
Das Baby kroch über sie hinweg, als wäre sie der gelbe Steinweg aus dem Zauberer von Oz , hielt auf ihrem Kopf an und griff nach dem Messingkopfteil des Bettes.
»Ganz schön bewegliches kleines Ding, nicht?«
Nealy schob den Po des Babys von ihrem Gesicht. »Wie furchtbar!«
»Könnte schlimmer sein! Wenigstens ist die Windel nicht geladen.«
»Das meine ich nicht. Wir sind nackt!«
Mats Hand glitt zu Nealys Schenkel und umfasste ihn. »Da laust mich doch – du hast Recht!«
»Das ist nicht witzig!«
»Bitte, Schatz, jetzt bloß nicht wieder diesen Unsinn über Traumatisieren und so!«
»Aber wir haben nichts an. Und dieses Schlafzimmer riecht nach … na ja, du weißt schon.«
Er schenkte ihr einen unschuldigen Blick. »Ich hab keine Ahnung, was du meinst.«
»Nach Sex!«
Mat fühlte sich großartig. »Ja, und zwar der beste, den ich je hatte!«
»Ehrlich?« Der weiche, verletzliche Ausdruck auf ihrem Gesicht ließ ihn wünschen, den Mund gehalten zu haben – aber sein Hirn erwachte immer erst ein paar Minuten nach seinem Körper.
Der Dämon griff Nealy in die Haare und strahlte auf sie hinunter. Wieder huschte dieser bekümmerte Ausdruck über Nealys Züge, aber das Baby strahlte weiter. Dann fing sie leise an zu brabbeln, als wollte sie Nealy alles Mögliche erzählen. Nealys Gesicht begann auf eine Weise zu glühen, dass sich Mats Magen zusammenkrampfte. All das – das Baby in ihrem Bett, Nealy nackt neben ihm, die Ereignisse der letzten Nacht – war zu viel für Mathias Jorik.
Er schwang die Füße aus dem Bett und klaubte seine Shorts vom Boden auf. Nealy starrte ihn an und versuchte gleichzeitig, das Baby vor dem Anblick eines splitternackten, voll erigierten Mannes zu bewahren.
Der Dämon gurgelte glücklich weiter und überschüttete Nealy überhaupt mit der Bewunderung, die sie gewöhnlich für Mat reservierte. Offenbar glaubte die Kleine, dass sie ihn genau da hatte, wo sie ihn haben wollte, und machte sich nun an ihre nächste Eroberung. Was taktisch gar nicht so verkehrt war.
Sie senkte das Köpfchen und drückte ihr nasses Mündchen auf Nealys Kinn. Nealy lag einen Augenblick lang reglos da, dann legte sie die Hand auf den Kopf des Babys.
Gleichzeitig presste sie den Mund auf ihre typische sture Weise zusammen, die besagte, dass sie auf keinen Fall weinen würde.
Mat dachte nicht mehr an seine Hose, die er gerade hatte zuknöpfen wollen. »Was ist los?«
»Sie ist einfach so perfekt.«
Er blickte auf das Baby hinunter, das nun den Daumen in den Mund steckte und es sich auf Nealy bequem machte. Eigentlich wollte er sagen, dass man den Dämon alles, nur nicht perfekt nennen konnte; doch die Worte blieben ihm im Hals stecken, denn die beiden sahen so wundervoll aus, wie sie da beieinander lagen, dass ihm das Herz wehtat.
Dann tauchten Bilder von Haarschleifen, Barbies, Tampons und sechsunddreißig verschiedenen Lippenstiftfarben vor seinem geistigen Auge auf. Er wollte das nicht! Bloß raus hier – auf einmal hatte er das Gefühl, ersticken zu müssen, wenn er sich nicht schleunigst verdrückte -, aber er konnte nicht weg, solange Nealy das Wasser in den Augen stand.
Er nahm das Baby auf den Arm und setzte sich zu ihr an den Bettrand. »Nun sag schon, was los ist.«
Einen Moment lang sagte sie gar nichts, dann sprudelten die Worte nur so aus ihr hervor. »Ich habe Angst, sie zu verletzen. Ich … als ich jünger war …« Sie wollte sich bremsen, konnte es aber nicht länger für sich behalten. »Man hat dieses Foto von mir gemacht, als ich sechzehn war. In Äthiopien. Ich hielt ein verhungerndes Baby auf den Armen.«
»Ja, kann mich erinnern.«
»Das Baby ist gestorben, Mat. Gleich nach dem Fototermin. Da hielt ich es noch!«
»Ach, Schätzchen …«
»Und damit war es nicht vorbei. Seitdem gab es endlos viele. Babys, die schreckliche Qualen leiden, die verhungern, die unaussprechliche Krankheiten haben. AIDS-Babys. Crack-Babys. Du kannst dir nicht vorstellen …«
Während sich dieser Strom von Erinnerungen ergoss, begriff er plötzlich, welchen Preis sie für das Bild der perfekt gepflegten, perfekt auftretenden, immer beherrschten First Lady, die ein krankes Kind hält, entrichten musste. Kein Wunder, dass sie das Gefühl hatte, es würde eine Art Fluch an ihr haften.
»Ich musste weitermachen. Es gibt so viel
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