Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
als sie bei der ersten Kreuzung abbog.
Lass mich fahren. Ich weiß, wie man das Ding steuert.
Ihr wurde ganz schwindlig vor Angst. Mabel war selbst für einen erfahrenen Autofahrer schwer zu lenken, geschweige denn für eine Vierzehnjährige ohne Führerschein. Und Lucy saß bestimmt nicht allein da drin. Niemals hätte sie Button zurückgelassen.
Nealy krallte sich ans Verandageländer und zwang sich nachzudenken. Der Kombi war weg, und sie hatte kein Auto. Vielleicht ein Nachbar …
In diesem Moment bemerkte sie den dunkelblauen Taurus auf der anderen Straßenseite. DeLucca, die Agentin, war aus der Beifahrerseite ausgestiegen, starrte in die Richtung, in der das Wohnmobil verschwunden war, und griff nach ihrem Handy.
Nealy zögerte keine Sekunde. »Legen Sie das Telefon beiseite!«, schrie sie, während sie auch schon hinausrannte.
DeLucca ging in Habachtstellung. Williams sprang aus dem Wagen, bereit, sich zwischen sie und eine mögliche Kugel zu werfen.
»Sie ist erst vierzehn«, keuchte Nealy, »und sie hat das Baby dabei!«
Keiner von beiden stellte irgendwelche Fragen. DeLucca hechtete bereits wieder ins Auto, und Williams riss die hintere Tür für sie auf, knallte sie nach ihr wieder zu.
Sie packte die Fahrersitzlehne. »Sie können nicht weit sein. Sie müssen sie unbedingt einholen!«
Williams trat aufs Gas. DeLucca wandte sich um und blickte Nealys jetzt flachen Bauch an, schwieg aber. Was auch? Sie kannte die Wahrheit ja bereits.
Jetzt befanden sie sich auf einer etwas breiteren Vorortstraße, aber vom Wohnmobil war keine Spur. Nealy vermutete, dass Lucy zum Highway wollte.
»Biegen Sie an der Kreuzung rechts ab.«
»Sind Sie sicher, dass wir nicht die Polizei holen sollen, Mrs. Case?«, erkundigte Williams sich.
»Nein. Lucy könnte in Panik geraten!«
Nealy ignorierte den Blick, den die Agenten tauschten. Er hatte sie bei ihrem wirklichen Namen genannt, und sie hatte es nicht bestritten. Ihr herrliches Abenteuer war in dem Moment zu Ende, als Mat ihr seinen wahren Beruf gestand. Schließlich holten sie Mabel am Stadtrand ein. Lucy fuhr unter der zulässigen Geschwindigkeit; aber es war nicht leicht für sie, das sperrige Vehikel zu lenken, und sie kam immer wieder gefährlich nahe an die Mittellinie heran. Nealy erstarrte das Blut in den Adern.
»Meine Tochter hat mal meinen Wagen genommen, als sie vierzehn war«, erzählte DeLucca. »Um die Zeit bekam ich die ersten grauen Haare.«
Nealy grub die Fingernägel in ihre Handflächen. »Im Moment fühle ich mich wie eine Achtzigjährige.«
»Ja, Kinder machen das mit einem. Ich heiße übrigens Toni. Am Steuer sitzt Jason.«
Abwesend nickte Nealy. »Versuchen Sie, neben sie zu fahren, damit sie mich sieht; aber schalten Sie auf keinen Fall eine Sirene oder so etwas ein, Sie ängstigen sie sonst zu Tode.«
Die Straße war ziemlich gerade und gottlob kaum befahren. Es dauerte nicht lange, und Jason glitt auf die zweite Spur. Er fuhr neben dem Wohnmobil her, und Nealy sah Lucy. Sie starrte geradeaus und schien das Lenkrad krampfhaft umklammert zu halten.
»Allmächtiger, hupen Sie bloß nicht!«
»Ich fahre vor sie und bremse sie ein wenig ab«, erläuterte Jason. »Beruhigen Sie sich, Mrs. Case. Es wird schon gut gehen.«
Am liebsten hätte sie gebrüllt, dass er das schließlich nicht wissen konnte, unterließ es aber.
Er fuhr vor das Wohnmobil und verlangsamte die Geschwindigkeit. Nealy drehte sich herum und winkte durch die Rückscheibe, aber Lucys Augen waren starr auf die Straße gerichtet, und sie sah sie nicht.
Mabel kam immer näher. Bremsen! Steig auf die Bremse!
Sie rang nach Luft, als Lucy auf den Seitenstreifen schlitterte. Die Ausreißerin schien mit dem Steuer zu kämpfen, aber es gelang ihr, Mabel wieder auf die Fahrbahn zu lenken. Sie sah vollkommen verängstigt aus.
Jason tippte auf die Hupe, und Lucy erkannte endlich Nealy, die durch das Rückfenster gestikulierte.
Sie stieg kräftig auf die Bremse.
Nealy blieb fast das Herz stehen, als das Wohnmobil mit den Hinterreifen schlingerte. Lucy riss am Lenkrad, und wieder geriet das Hinterteil aus der Bahn. Die Reifen rutschten auf den Seitenstreifen, und der Kies spritzte. Schließlich kam das Vehikel zitternd und ruckelnd zum Stehen.
Nealy atmete auf.
Im nächsten Moment schon war sie aus dem Wagen gesprungen und rannte, gefolgt von Toni und Jason, auf Mabel zu. Sie stürzte sich auf den Türgriff, aber die Tür war verschlossen.
Nealy schlug mit der Faust
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