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Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)

Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)

Titel: Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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verlieren. Nicht nur, dass sie sich von einem Wildfremden mitnehmen ließ, dieser Fremde war auch noch fast dreißig Zentimeter größer als sie und viel, viel stärker. Und sein Grinsen … Obwohl man es nicht gerade als lüstern bezeichnen konnte, so besaß es dennoch etwas eindeutig Herausforderndes. Und das machte sie nervös.
    »Irgendwie passt es«, sagte er.
    Sie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte, also schlüpfte sie wortlos an ihm vorbei – was gar nicht so einfach war – und ins Wohnmobil hinein. Zwar hatte sie ihre Entscheidung spontan, aber nicht vollkommen unüberlegt gefällt; aufmerksam blickte sie sich im Innern des Wohnmobils um. Obwohl dem Mann eindeutig etwas Gefährliches anhaftete, so war es nicht die Art von Gefährlichkeit, die man einem Serienmörder zuschrieb. Immerhin hatte er sich erboten, auf die Polizei zu warten, nicht wahr? Und wundersamerweise war ihr herrliches Abenteuer noch nicht vorbei.
    Nealy hoffte, dass er ihr die Erklärung für ihren eigenartigen Dialekt abgekauft hatte; sie musste in Zukunft unbedingt vorsichtiger sein, damit ihr nicht dauernd ihre gewohnt gepflegte Sprechweise entschlüpfte. Außerdem durfte sie nicht vergessen, dass sie nun Nell Kelly war, der erste Name, der ihr spontan einfiel.
    Das Baby schaukelte in einem Autositz auf einer alten Liege mit einem abgewetzten, blau-grünen Karobezug. Gegenüber und gleich rechts von Nealy befand sich eine schmale Sitzbank. Auf dem Tisch lagen eine offene Tüte Kartoffelchips, ein angebissener Donut, eine Haarbürste und ein Walkman. Links von ihr stand ein kleiner Kühlschrank, und daneben führte eine abgeblätterte Tür wahrscheinlich in ein Klo oder Bad. Außerdem gab es eine winzige Küche mit einem Drei-Platten-Herd, einer Mikrowelle und einem Spülbecken, in dem ein paar Styroportassen und eine Dunkin-Donuts-Box lagen. Ganz hinten gab eine nur halb geschlossene Schiebetür den Blick auf ein Doppelbett frei, auf dem sich Kleidung und Handtücher stapelten. Vorne befanden sich zwei Schalensitze, einer für den Fahrer, einer für den Beifahrer.
    Eine herausfordernde Stimme unterbrach ihre Gedanken. »Was haben Sie hier zu suchen?«
    Widerwillig wandte sie sich dem mürrischen Teenager namens Lucy zu, die auf der Liege saß und das Baby mit einem Gläschen Erbsenbrei fütterte. Das Mädchen war offenbar überhaupt nicht erfreut, sie zu sehen.
    Nealy erinnerte sich, einen Ausdruck von Sehnsucht in ihren Augen gesehen zu haben, als sie mit Mat stritt. Vielleicht wollte sie ja ihr Territorium gegen das Eindringen eines anderen weiblichen Wesens verteidigen.
    »Ich fahre ein Stückchen mit euch mit«, gab Nealy Auskunft.
    Lucy starrte sie hasserfüllt an und blickte dann zum Fahrersitz. »Was ist los, Jorik? Brauchst du’s so dringend, dass du’s keinen Tag mehr ohne Sex aushalten kannst?«
    Definitiv besitzergreifend!
    »Ignorieren Sie sie.« Mat nahm eine Straßenkarte zur Hand und begann sie zu studieren. »Lucy glaubt, wenn sie dreckig daherredet, dann fange ich an zu heulen.«
    Nealy blickte Lucy an und musste an die blankgeputzte Gruppe von Jugendlichen denken, die sie erst letzte Woche im Weißen Haus empfangen hatte. Alle waren Gewinner eines staatlichen Stipendiums gewesen, das die Regierung wegen besonderer schulischer Leistungen verlieh, und der Kontrast zu diesem Mädchen hier hätte nicht größer sein können. Nun, sie hatte ja einen Einblick ins ganz normale Leben haben wollen. So schaute das also aus.
    Lucy stellte das Breigläschen auf den Boden. Das Baby, dessen Mäulchen mit grünem Brei verschmiert war, stieß sogleich einen ungehaltenen Schrei aus. Das Mädchen erhob sich, ging zur Sitzbank und ließ sich darauf niederplumpsen. »Butt is noch nich satt, aber ich hab keine Lust mehr, sie weiter zu füttern.« Sie langte nach ihrem Walkman, setzte sich die Kopfhörer auf und lehnte sich in die Ecke zurück.
    Mat lächelte vielsagend über die Schulter. »Zeit, sich die Fahrt zu verdienen, Nell!«
    Einen Moment lang hatte sie keine blasse Ahnung, wen er damit meinte.
    »Füttern Sie das Baby fertig, damit wir endlich loskommen«, ordnete er an.
    Lucy nickte im Takt der Musik, aber die Art, wie sie dabei das Baby im Auge behielt, verriet, dass ihr kein Wort des Gesprächs entging. Nealy hatte das deutliche Gefühl, auf eine Art Probe gestellt zu werden.
    Sie wandte sich dem Baby zu und wurde von der alten Panik übermannt. Obwohl sie Kinder wirklich mochte, waren Babys die reinste Tortur für sie.

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