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Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)

Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)

Titel: Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Wie sollte sie nun ihr bestgehütetes Geheimnis mit der Art ihrer Tarnung in Einklang bringen?
    Auch ohne Seelenklempner wusste sie, was mit ihr los war. Das berühmte Time-Magazin -Foto, das mit sechzehn von ihr gemacht worden war, zeigte nicht, dass das äthiopische Baby nur Augenblicke, nachdem der Fotograf verschwand, in ihren Armen gestorben war. Und diese Erinnerung verfolgte sie seither Tag und Nacht.
    Zwar hatte sie schon zahlreiche gesunde Babys vor der Fotokamera gehalten, doch das waren meist nur sehr flüchtige Episoden. Vielmehr verlangte es ihr Amt, sich hauptsächlich mit kranken Säuglingen zu befassen. Sie hatte Dutzende von Crack-Babys ansehen müssen, hatte Hunderte von HIV-Babys auf dem Arm gehalten, hatte Babys mit unsagbar schrecklichen Krankheiten getröstet und Fliegen von den Augen verhungernder Säuglinge gescheucht. Für sie waren Babys und Leid inzwischen untrennbar miteinander verbunden.
    »Du musst dich innerlich mehr distanzieren«, hatte Dennis noch vor ihrer Heirat zu ihr gesagt, als sie versuchte, es ihm zu erklären. »Wenn du den Kindern irgendwie nützen willst, musst du dich distanzieren.«
    Aber wie konnte man sich vom Sterben vollkommen Unschuldiger distanzieren? Ihre geschwollenen Bäuche und verkrüppelten Gliedmaßen verfolgten sie bis in den Schlaf. Diese Babys waren sowohl zu ihrem Kreuz als auch zu ihrem Kreuzzug geworden, und sie hatte ihre Mitarbeiter angewiesen, ihr so viele Gelegenheiten wie nur möglich zu verschaffen, um deren Leid in die Öffentlichkeit zu bringen. Das war die einzige Weise, auf die sie dem Andenken des äthiopischen Babys, dem zu helfen ihr nicht vergönnt gewesen war, gerecht werden konnte.
    First Ladys hatten traditionell ein Anliegen. Lady Bird hatte ihre Wildblumen, Betty Ford kämpfte gegen Alkoholmissbrauch, Nancy Reagan just said no , zu Drogen, und Barbara Bush wollte, dass jedermann lesen konnte. Obwohl Cornelia es gar nicht vorgehabt hatte, wurde sie zum Schutzengel der Schutzbedürftigsten dieser Welt.
    Doch nun, da Nealy ins Gesicht dieses gesunden, schreienden Wonneproppens mit seinen funkelnden blauen Augen und dem grün verschmierten Mündchen hinabblickte, empfand sie nichts als Angst und Hilflosigkeit. Die dunkle Seite ihres Kreuzzugs war ihre panische Angst vor gesunden Babys. Wenn sie diesem wunderschönen Geschöpf nun schadete? Natürlich war das vollkommen unlogisch, aber sie fühlte sich nun schon so lange als Todesengel von Säuglingen, dass sie nicht mehr anders reagieren konnte.
    Sie merkte, dass Mat sie ansah, und brachte ein Schulterzucken zustande. »Ich – ich kann nicht gut mit Babys umgehen. Vielleicht sollten Sie’s besser übernehmen.«
    »Angst, sich schmutzig zu machen? Falls Sie’s vergessen haben – Ihre Unterstützung ist die Voraussetzung, dass ich Sie mitnehme.«
    Sie steckte in einer Zwickmühle, und das wusste er ganz genau. Ihr Blick glitt über den unordentlichen Trailer, den mürrischen Teenager und das schreiende Baby. Dann schaute sie zu diesem rauen, harten Brocken von Mann mit seinem Killerlächeln hinüber. Wünschte sie sich die Freiheit wirklich so sehr, dass sie das alles in Kauf nahm?
    Die Antwort lautete: Ja!
    Mit grimmiger Entschlossenheit ergriff sie den verkleckerten Löffel, tauchte ihn ins Gläschen und führte ihn an den Mund des Babys. Die Kleine verschlang die Erbsen und öffnete sofort danach eifrig das Mäulchen, die Augen unverwandt auf Nealys Gesicht geheftet. Als Nealy sie mit dem zweiten Löffel traktierte, grabschte das Kleine nach ihren Fingern.
    Nealy zuckte zusammen und musste gegen den Drang ankämpfen, ihre Hand zurückzuziehen. »Wie heißt sie?«, brachte sie mühsam hervor.
    »Das sollten Sie lieber nicht wissen.«
    Lucy hob eine Seite ihres Kopfhörers. »Ihr Name is Butt.«
    »Butt?« Nealy blickte auf das entzückende erbsenbreiverschmierte Gesichtchen mit den weichen Zügen und der rosigen Haut hinab. Das glatte blonde Haar umgab ihr Köpfchen wie eine Flaumwolke. Es lächelte und entblößte dabei vier winzige Zähnchen. Dann brachte es eine grün gefleckte Spuckeblase zustande.
    »Ich hab sie nich so getauft«, sagte Lucy, »also sehen Sie mich nich so an!«
    Stattdessen wandte Nealy sich zu Mat um.
    »Ich hab sie auch nicht so getauft.«
    Rasch gab sie dem Baby den letzten Löffel Erbsenbrei. »Wie heißt sie wirklich?«
    »Da muss ich passen.« Er begann die Karte zusammenzufalten.
    »Ich dachte, Sie wären ein Freund ihrer Mutter. Wieso wissen Sie dann

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