Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
entschloss sich zu einer möglichst raschen Scheidung. Dennis verdiente es nicht besser.
Aber jedes Mal, wenn sie zum Hörer griff, um ihren Anwalt anzurufen, legte sie wieder auf. Dennis hatte sie schlimm betrogen, aber er war kein schlechter Mensch. In jeder anderen Beziehung war er der anständigste Mensch, den sie kannte. Wenn sie sich jetzt, während des Wahlkampfs, von ihm scheiden ließ, würde sie ihn ruinieren. Wollte sie das?
Ein Teil von ihr wollte Rache. Aber Blutdurst lag ihr nicht wirklich, hatte ihr noch nie gelegen, und ihr Magen rebellierte, sobald sie das Telefon anblickte.
Schließlich war es Terry, der sie dazu brachte, ihre Ehe mit Dennis fortzusetzen. Terry, der lustige, respektlose Kamerad, den sie als Dennis’ ältesten Freund kannte, kam ins Gästehaus gestürmt, goss ihr einen Drink ein und blickte ihr direkt in die Augen.
›Lass dich nicht von ihm scheiden, Nealy. Halt durch! Du weißt, dass keiner der anderen auch nur ein halb so guter Präsident wäre.‹ Auf seinem Gesicht lag ein drängender Ausdruck, er nahm ihre Hände in seine und drückte sie. ›Ich bitte dich, Nealy. Er wollte dir nie wehtun. Ich glaube, er hat sich eingeredet, er könnt’s durchziehen, und du würdest nie etwas merken.‹
›Was man sich so alles vormacht!‹ Sie ließ Terry stehen und ging stundenlang am Strand spazieren, doch als sie zurückkehrte, war er immer noch da.
‹Ich gebe ihm eine Amtszeit, dann reiche ich die Scheidung ein.‹ Noch während sie sprach, spürte sie, dass etwas in ihr abstarb – all ihre romantischen Träume.
Terry, der ihre politischen Gegner täuschend echt imitieren konnte und der immer ein Lachen auf den Lippen hatte, brach in Tränen aus. Da erkannte sie, dass auch er seinen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatte.
Danach tat Dennis alles, um ihr seine Dankbarkeit zu erweisen. Er war in jeder Beziehung – bis auf die eine – ein wundervoller Ehemann. Und obwohl sie ihm seinen Verrat nie ganz verzeihen konnte, wollte sie nicht zum Opfer ihrer eigenen Bitterkeit werden; also zwang sie sich, seine Freundschaft anzunehmen.
Ihre Beziehung zu Terry war komplexer. Sie hatte die Stellung, die rechtmäßig ihm zustand, und ein Teil von ihm hasste sie dafür. Gleichzeitig jedoch war er ein Ehrenmann und kompensierte alles, indem er unermüdlich für sie eintrat. Er war es, weniger ihr viel beschäftigter Gatte, der sie vor den Einmischungen ihres Vaters schützte. In der Nacht nach Dennis’ Tod hatten sie und Terry einander gehalten, aber sie wusste trotz ihres tiefen Kummers, dass Terrys noch viel größer war.
»Wie lang warst du mit ihm verheiratet?«
»Was?« Sie fuhr zusammen, als Mats Stimme ihre Gedanken unterbrach.
»Mit deinem schwulen Mann. Wie lange wart ihr verheiratet?«
»Ein paar Jahre. Und er ist nicht schwul.«
»Nun komm schon, Nell. Wieso schützt du ihn immer noch?«
Weil sie nun sein Erbe zu bewachen hatte, was in gewisser Hinsicht eine noch größere Verantwortung war, als seine First Lady zu sein.
Mat stellte seine Cola auf dem Nachttischchen ab. »Deine Geschichte hat’n Riesenloch. Ist schwer vorzustellen, wieso er jetzt so hinter dir her sein sollte.«
»Seine Familie sucht mich«, stieß sie hervor. »Sie sind sehr konservativ und wollen um jeden Preis ihren Ruf wahren.«
Er erhob sich mit einer für einen so großen Mann erstaunlich anmutigen Bewegung. »Nell, ich hoffe bloß, du hast gut auf dich aufgepasst. Frauen mit schwulen Ehemännern haben weit größere Probleme als ein gebrochenes Herz.«
Sie brauchte nicht zu fragen, was er damit meinte, und dass kein Grund zur Sorge bestand, wollte sie ihm auch nicht verraten. »Mein Mann war nie promisk; er liebte eben einfach jemand anders … eine andere Frau «, wiederholte sie aus reiner Gewohnheit. »Ich bin nicht dumm und stelle auch kein Gesundheitsrisiko dar. Erst vor knapp einem Monat habe ich Blut gespendet. Kannst du dasselbe von dir behaupten?«
»Dumm bin ich auch nicht«, erwiderte er leise.
Es gab nur einen Grund für eine solche Unterhaltung, und im Moment war sie viel zu aufgewühlt und verletzt, um sich damit zu befassen. Sie stellte ihr Weinglas ab und erhob sich. »Ich bin müde.«
»Die Nacht ist noch jung.« Lächelnd blickte er sie an. »Ich wette, dass ich mit dieser Kuss-Sache Unrecht hatte, denn du siehst gewiss nicht aus wie ein kleines Mädchen, besonders nicht in diesem Nachthemd. Vielleicht sollten wir’s noch mal probieren und sehen, was passiert.«
»Oder
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