Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
das sie sich je hatte machen können, und allzu rasch würde sie es nicht wieder aufgeben.
Den ganzen Tag lang hatte sie versucht, den Gedanken an die Horde von Regierungsbeamten zu verdrängen, die hinter ihr her sein mussten, und nun schickte sie ein stummes Stoßgebet gen Himmel. Bitte, Herr im Himmel! Nur noch ein paar Tage länger. Das ist alles, was ich mir wünsche. Bloß noch ein paar Tage …
Toni DeLucca saß in einem Hotelzimmer in der Gegend von McConnellsburg, Pennsylvania. Der Fernseher lief, doch sie achtete kaum auf Dateline , das wöchentliche Nachrichtenmagazin. Sie und Jason hatten einen weiteren erfolglosen Vormittag im Truckstop verbracht und einen ebenso erfolglosen Nachmittag mit dem Verhören von Jimmy Briggs. Jetzt hockte sie auf dem Bett, nagte an einem Apfel, anstatt sich die Tüte Kartoffelchips zu gönnen, nach der es sie in Wahrheit gelüstete, und studierte den vorläufigen Laborbericht über den Chevy Corsica. Man hatte zwar überall Cornelia Cases Fingerabdrücke gefunden, aber glücklicherweise keinerlei Blutspuren oder Anzeichen von Gewaltanwendung. Sie legte den Bericht beiseite und nahm sich stattdessen noch mal den Bericht vor, den sie soeben erst von Terry Ackerman erhalten hatten.
Dennis Cases Chief Advisor berichtete, dass er gestern Abend mit Aurora gesprochen habe. Laut Ackerman hatte sie während des Gesprächs kein einziges Mal den Ausdruck John North benutzt, weshalb es keinen Anlass gab, ihr Verschwinden für unfreiwillig zu halten. Nun, immerhin wussten sie nun, dass Jimmy Briggs Mrs. Case nichts angetan hatte. Dennoch wünschte sie, Ackerman hätte mehr Druck ausgeübt, um herauszufinden, wo sie sich aufhielt.
»Hier ist Ann Curry mit einem Sonderbericht der NBC News …«
Der angebissene Apfel rollte vom Bett, als sie eilends nach der Fernbedienung griff, um den Fernseher lauter zu stellen. Dreißig Sekunden später schnappte sie sich den Hörer und rief Jason Williams in seinem Zimmer an.
»NBC hat gerade Auroras Verschwinden gebracht. Im CNN kommt es auch.«
»Okay, hab’s schon.«
Sie hörte den Fernseher in seinem Zimmer angehen, und beide sahen sich den Bericht an.
»Wo ist Cornelia Case? Zuverlässige Quellen in Washington behaupten, dass die First Lady, die angeblich mit einer Erkältung das Bett hütet, in Wahrheit verschwunden sein soll. Keiner hat sie seit Dienstagvormittag, vor drei Tagen also, mehr im Weißen Haus gesehen. Sie befindet sich auch weder in dem Haus in Middleburg, Virginia, das sie mit Präsident Case unterhielt, noch auf dem Anwesen der Litchfields auf Nantucket. Zwar liegt uns noch keine offizielle Bestätigung ihres Verschwindens durch das Weiße Haus vor – doch aus inoffizieller Quelle haben wir erfahren, dass Mrs. Case auf eigene Faust losgezogen ist. Offenbar hat sie weder über ihre Pläne noch über ihren Zielort mit jemandem gesprochen. Als äußerst beunruhigend wird jedoch die Tatsache empfunden, dass die First Lady ohne Begleitung des Secret Service untergetaucht ist.«
Man sah James Litchfield, der gerade eilig in einer Limousine verschwand.
»Ihr Vater, der frühere Vizepräsident James Litchfield, nahm zu diesen Fragen keine Stellung, als er …«
Toni drehte den Ton wieder leiser, als man nun über eventuelle Gründe für ihr Verschwinden zu spekulieren begann. Sie klemmte sich den Telefonhörer stirnrunzelnd zwischen Wange und Schulter. »Irgendwann musste es ja rauskommen.«
»Macht uns das die Sache nun leichter oder schwerer?«
Soeben hatte sie sich dasselbe gefragt. »Es wird jetzt schwerer für sie sein, sich zu verstecken, was eine Entdeckung wahrscheinlicher macht – auch riskanter. Jetzt weiß jeder Verrückte, dass sie ganz allein irgendwo herumschwirrt.«
»Kommen Sie doch rasch zu mir rüber, ja?«
»He, Baby, wusste ja gar nicht, dass du so scharf auf mich bist.«
»Lassen Sie den Blödsinn. Ich will Ihnen was zeigen.«
»Wie groß ist er?«
»Sexuelle Belästigung ist strafbar auch für Frauen, DeLucca«, sagte er barsch. »Und Sie sind gerade um einiges zu weit gegangen.«
»Na, da bitte ich aber vielmals um Entschuldigung!« Lächelnd hängte sie ein. Jason mochte ja nicht gerade viel Sinn für Humor haben, aber seine Professionalität war bewundernswert. Rasch schlüpfte sie in eine ausgebeulte Jogginghose, die an der Hüfte mit einer Sicherheitsnadel zusammengehalten wurde, schnappte sich ihren Zimmerschlüssel und lief durch den Gang zu seinem Zimmer.
Als er die Tür
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