Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
an sich halten, um nicht mehr zu sagen.
Beim Aufräumen halfen alle zusammen, bis auf Button, die zunehmend unleidlich wurde, weil sie schon viel zu lange auf war. Nealy wollte gerade mit dem Baby verschwinden, um es ins Bett zu bringen, als Lucy aus dem Wohnwagen der Waynes auftauchte. » Die haben einen Fernseher«, meinte sie schnippisch.
»Wir sehen uns gerne die Politiksendungen an«, erläuterte Charlie. »Heute Abend kommt Dateline .«
» Wir haben keinen Fernseher.«
»Und daran wirst du auch nicht zugrunde gehen, junge Dame.« Bertis nahm Lucy in den Arm. »Du kannst ja ein gutes Buch lesen. Etwas, was bildet.«
»Mat, kann ich einen Playboy von dir leihen?«
»Lucy, du bist so eine richtige Göre!« Bertis betrachtete den Teenager liebevoll. »Unsere Megan wäre begeistert von dir.«
Lucy gab einen tiefen Seufzer von sich, machte jedoch keinerlei Anstalten, sich aus Bertis’ großmütterlicher Umarmung zu befreien.
»Und vergessen Sie nicht, Nell, mir Buttons Strampler vorbeizubringen, damit ich die aufgerissene Naht beim Fernsehen zunähen kann.«
Buttons Strampler hatte einen Riss bekommen, und Nealy hatte natürlich keine Ahnung gehabt, dass Bertis sich freiwillig zum Flicken melden würde. Das Ganze war ihr peinlich. »Nicht nötig, wirklich!«
»Sie würden mir einen Gefallen tun. Wenn ich meine Hände nicht beschäftige, dann nasche ich bloß.«
Nealy bedankte sich bei ihr und kehrte dann mit Lucy und dem Baby zum Trailer zurück. Beim Eintreten kam ihr der Gedanke, wie nett es doch war, so völlig ohne Hintergedanken einen Gefallen erwiesen zu bekommen.
Das Baby war schmutzig vom Krabbeln im Gras, das um den Picknicktisch herumwuchs. Nealy hatte verzweifelt versucht, das zu verhindern – nur um von den anderen verständnislos gemustert zu werden, als wäre ihre Sorge total übertrieben. Da Charlie Mat gebeten hatte, ihm mit einem angerosteten Markisengelenk zu helfen, lag es an Nealy und Lucy, die unleidliche Heulboje im Spülbecken rasch noch zu baden. Als Button endlich einen sauberen Schlafanzug anhatte, schluchzte sie vor Müdigkeit und ließ sich von Nealy nicht mehr beruhigen.
Lucy nahm sie mit nach hinten, um ihr die Flasche zu geben. Als der Teenager die Schiebetür hinter sich zuschob, bedrückte das Nealy ein wenig. Sie war zwar nicht gerade eifersüchtig, aber es tat schon weh zu merken, dass das Baby ihr so offensichtlich alle anderen vorzog. Button spürte wahrscheinlich, dass etwas mit ihr nicht stimmte.
Der Todesengel der Säuglinge … Sie schüttelte die schreckliche Vorstellung rasch ab.
Die Tür schwang auf, und sie fuhr herum. Mat trat herein, noch größer und umwerfender als sonst. Ihr Mund wurde plötzlich ganz trocken.Sie wandte sich ab, und ihr Blick fiel auf Buttons zerrissenen Strampler. »Könntest du das Bertis bringen? Ich hab’s ganz vergessen.« Sie hielt ihm das Kleidungsstück verlegen hin.
»Null Problemo.« Für einen sonst so mürrischen Zeitgenossen klang er ungewöhnlich aufgeräumt. Lächelnd nahm er den Strampler und streifte dabei ihre Hand. »Bin in ein paar Minuten wieder da.«
Er quälte sie absichtlich. Und wofür? Vielleicht frohlockte er bereits, dass sie mit ihm schlief, obwohl gleichzeitig zwei Kinder nur durch eine dünne Wand getrennt nebenan lagen – aber sie wusste es besser. Frustriert stakste sie ins Bad und zog sich aus.
Unter der Dusche musste sie daran denken, wie sich seine großen Hände auf ihren Brüsten angefühlt hatten. Sie liebte seine stürmische, leidenschaftliche Art, hatte jede Sekunde ihres lustvollen Kusses genossen. Es war so schön, einmal richtig begehrt zu werden.
Sie erinnerte sich daran, dass sie einander ja kaum kannten. Weder hatten sie gemeinsame Interessen noch eine auch nur ansatzweise vergleichbare Herkunft. Dennis und sie dagegen schon – aber was hatte ihr das genützt?
Auf einmal brannten ihre Augen. Sie vermisste Dennis, trotz allem. Er hätte, mehr als jeder andere, ihre derzeitige Verwirrung verstanden und ihr mit gutem Rat zur Seite gestanden. Immer wenn sie es schaffte, seinen Hauptverrat zu verdrängen, fiel ihr wieder ein, was für ein guter Freund er ihr gewesen war.
Sie ließ sich Zeit mit der Dusche und war daher beim Herauskommen überrascht, dass Mat sich noch immer nicht blicken ließ. Wieso musste das Leben auch so kompliziert sein? Bloß eins wusste sie mit Gewissheit: Es gefiel ihr, Nell Kelly zu sein. In die Haut einer anderen Person zu schlüpfen war das beste Geschenk,
Weitere Kostenlose Bücher