Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
angefangen, Fotos und Artikel über sie zu sammeln. Ihr Gesicht kenne ich ebenso wie mein eigenes.«
Toni nickte ihr aufmunternd zu, während sie gleichzeitig überlegte, ob die Tatsache, dass die Frau ein Cornelia-Case-Fan war, ihre Aussage nun mehr oder weniger glaubwürdig machte.
»Sie hat sich die Haare schneiden lassen. Es ist jetzt kurz und hellbraun, aber ihr Gesicht war ganz dasselbe. Und ich weiß nicht, ob Sie je eine Großaufnahme von ihr gesehen haben, aber – warten Sie, ich zeig’s Ihnen.«
Rasch ging sie zu einem Bücherregal und holte mehrere dicke Alben heraus. Sie blätterte einen Moment lang darin herum und zeigte ihnen dann eine Großaufnahme der First Lady, die letztes Jahr als Titelblatt auf dem Time Magazine erschienen war.
»Schauen Sie! Hier. Gleich da bei ihrer Augenbraue. Da hat sie diesen kleinen Leberfleck. Ich hab das Bild sicher ein Dutzend Mal angesehen, bevor’s mir auffiel. Diese Frau an meiner Kasse! Sie hatte an genau derselben Stelle einen Leberfleck!«
Toni blickte die Stelle an, auf die sie wies; doch für sie sah das mehr nach einem Fleck auf dem Negativ aus.
»Und sie hatte auch die gleiche Stimme«, fuhr Barbara Shields fort.
»Kennen Sie denn Mrs. Cases Stimme so genau?«
Sie nickte. »Ich schalte immer ein, wenn sie im Fernsehen kommt. Diese Frau klang genauso wie sie.«
»Was hat sie zu Ihnen gesagt?«
»Sie hat nicht mit mir geredet, aber mit dem Mann – hat ihn gefragt, was er auf seine Sandwiches haben will.«
»Sprach sie Englisch?«
Diese Frage schien Miss Shields zu überraschen. »Ja, natürlich.«
»Hatte sie einen Akzent?«, erkundigte Jason sich.
»Nein. Sie sprach genauso wie Mrs. Case.«
Er und Toni wechselten einen Blick. Dann beugte er sich vor. »Erzählen Sie uns alles, woran Sie sich noch erinnern können von der Unterhaltung. Von Anfang an.«
»Sie hat den Mann gefragt, was er auf seine Sandwiches haben will und er sagte, Senf. Und dann unterbrach das junge Mädchen sie, weil sie dieses Taschenbuch wollte, das wir zwischen den Astrologiebüchern im Ständer hatten. Zehn Geheimnisse eines erfüllteren Sexuallebens . Die Frau sagte nein, und das Mädchen fing an zu maulen. Das gefiel dem Mann nicht und er sagte so was wie, dass sie besser auf Nell hören sollte und sie könnte was erleben. Dann fing das Baby …«
»Nell?« Unwillkürlich umfasste Toni das Wasserglas fester. »So hat er die Frau genannt?«
Barbara Shields nickte. »Ich hab mir gleich gedacht, dass Nell doch fast so wie Nealy klingt. So wird Mrs. Case nämlich von ihren Freunden genannt, wissen Sie!«
Ein ähnlich klingender Name. Ein Leberfleck, der ebensogut ein Fleck auf dem Film sein konnte. Nicht genug, um einen Fall darauf aufzubauen – aber genug, um das Interesse anzuheizen.
Sie fuhren mit ihrer Befragung fort und die Kassiererin beschrieb ihnen den Mann und das junge Mädchen genauer – doch erst als sie im Aufbruch waren, rückte sie mit ihrer wichtigsten Information heraus.
»Ach, das hätte ich beinahe vergessen. Sie waren in einem gelben Wohnmobil unterwegs. Ich habe ihnen durchs Fenster nachgeschaut, wie sie davonfuhren. Zwar kenne ich mich mit Wohnmobilen nicht gut aus, aber neu wirkte es nicht gerade.«
»Ein gelbes Wohnmobil?«
»Es war auch ziemlich dreckig – als wären sie schon länger unterwegs.«
»Sie haben sich nicht zufällig das Nummernschild merken können?«
»O doch, das habe ich.« Barbara Shields griff nach ihrer Handtasche.
Willow Grove, Iowa, lag auf einer Anhöhe, oberhalb eines Nebenflusses des Iowa Rivers. Es war ein Städtchen voller Kirchtürme und Antiquitätenläden, ein Städtchen, in dem sich rote Backsteinhäuser mit weißen Holzhäusern abwechselten und wo schattenspendende Kastanien die schmalen Straßen säumten. Ein kleines Privatcollege befand sich in mehreren Blocks nahe dem Stadtzentrum, und gegenüber dem Rathaus mit seiner Kupferkuppel gab es einen alten Gasthof. Es hatte aufgehört zu regnen, und die Kupferplatten blitzten im Schein der trüben Spätnachmittagssonne, die sich durch den wolkenverhangenen Himmel kämpfte.
Nealy sagte sich, dass es keinen besseren Platz für Kinder zum Aufwachsen gab, und Mat war offensichtlich derselben Meinung. »Das ist einfach großartig für die Mädchen!«
In einem Laden außerhalb der Ortschaft kaufte er Hundefutter und erkundigte sich nach dem Weg zu Großmutters Haus. Es lag in der Nähe des Stadtzentrums, auf der Anhöhe, die sich über dem Fluss hinzog.
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