Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
Sofaschubladen auf und holte das Wal-Mart-Kissen heraus. »So sehr ich’s auch verabscheue, aber ich fürchte, du musst dir das wieder umschnallen.« Seine Miene verriet deutlich seinen Widerwillen. »Abgesehen von mir ist das der beste Schutz, den du hast.«
Er hatte Recht. Sie würden eine Weile hierbleiben, und alle Welt suchte nach ihr. Sie kramte eine ihrer alten Umstandsblusen heraus und verschwand damit im Bad. Als sie wieder herauskam, hörte sie, dass Mat mit Lucy sprach.
»… die Detektive, die ihr ihr Ex-Mann auf den Hals gehetzt hat, könnten hier auftauchen, und um sie zu täuschen, tut sie wieder so, als ob sie schwanger wäre. Falls jemand fragt, werde ich sagen, dass sie meine Frau ist. In Ordnung?«
»Okay!« Lucy klang traurig.
Ein paar Sekunden lang war es still. »Ich werd dich nicht einfach absetzen und mich aus dem Staub machen, hörst du? Ich bleib’ne Weile, um zu sehen, wie’s dir geht. Es wird sicher toll, warte nur!«
Lucy trottete zur Tür, als trüge sie eine tonnenschwere Last auf den Schultern. Squid watschelte hinter ihr drein.
»Ich glaube, den Hund lassen wir vorläufig lieber hier.« Mat zog seinen Kragenzipfel aus Buttons Mund.
Ein reichlich stilles Grüppchen erklomm nun die Stufen zur Haustür. Als Mat auf den Klingelknopf drückte, blickte Nealy Lucy an. Die lehnte niedergeschlagen am Verandageländer.
Nealy trat neben sie und schlang ihr den Arm um die Taille. Sie hätte dem Mädchen am liebsten versichert, dass alles in Ordnung war – doch das konnte sie nicht, denn das Gegenteil traf zu.
Lucy blickte zu ihr auf, und Nealy sah die ganze Angst in ihren Augen. »Ich weiche auch nicht von deiner Seite«, flüsterte sie. »Nicht, bevor ich sicher bin, dass es dir gut geht.« Sie hoffte bloß, dass sie ihr Versprechen auch halten konnte.
»Scheint niemand da zu sein«, sagte Mat. »Ich schau mal ums Haus rum.« Er reichte ihr Button.
Das junge Mädchen starrte die Haustür an.
»Möchtest du mir jetzt vielleicht etwas über deine Großmutter erzählen?«, fragte Nealy.
Lucy schüttelte den Kopf.
Brummend kam Mat zurück. »Die Fenster stehen offen und drinnen ist Musik an. Wahrscheinlich hat sie die Klingel nicht gehört.« Er ballerte an die Tür. »Ach, übrigens, es freut dich sicher zu hören, dass deine Großmutter Smashing Pumpkins mag, Lucy.«
»Cool«, quietschte Lucy heraus.
Die Tür ging auf. Ein junger Mann Mitte Zwanzig stand vor ihnen, der typische Ökostudent: Kurzhaarschnitt, Ziegenbärtchen, Ohrringe. Er hatte ein T-Shirt, dazu Khakishorts und Birkenstocksandalen an. »Yeah?«
Aus dem Augenwinkel sah Nealy, wie Lucy schluckte und vorsichtig einen Schritt vortrat. »Hallo, Grandpa!«
15
Mat erstickte beinahe – gar nicht so einfach mit einem staubtrockenen Mund. Er wirbelte zu Lucy herum. »Grandpa?«
Sie knetete ihre Hände, biss sich auf die Lippe und sah aus, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen. Dann drehte er sich wieder zu dem Öko herum, der sich gerade verwirrt die Brust kratzte.
»Ich weiß nich, für wen ihr mich haltet, Mann, aber …« Er hielt inne und nahm Lucy genauer in Augenschein. »He, bist du nicht – Laurie?«
»Lucy.«
»Ja, na klar.« Er lächelte entschuldigend. »Du siehst ganz anders aus als auf den Fotos. Wie läuft’s so?«
»Nich so gut. Meine Mom is gestorben.«
»Ach Mann, das is echt übel!« Er blickte wieder Mat an und schien plötzlich zu begreifen, dass dies mehr als nur ein Höflichkeitsbesuch war. »Wollt ihr reinkommen?«
»Darauf kannst du wetten«, stieß Mat zwischen zusammengepressten Lippen hervor. »Reinkommen wollen wir auf alle Fälle.« Er packte Lucy am Arm und stieß sie vor sich her ins Haus. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Nell so verzweifelt aussah, wie er sich fühlte. Nur dem Dämon schien das alles gar nichts auszumachen. Sie tätschelte Nells Wange, um ihre Aufmerksamkeit zu erhalten.
Sie folgten dem Öko in ein Wohnzimmer, in dem ein Sammelsurium verschiedener alter, aber gemütlich aussehender Möbel mit dunkelgrüner und brauner Samtpolsterung herumstand, dazu einige sehr hübsche antike Beistelltischchen. An der Wand beiderseits des Kamins zogen sich Bücherregale hin, deren Inhalt wohl gelesen zu sein schien. Außerdem gab es ein paar Holzfiguren, Keramiken und etliche alte Radierungen. Die Stereoanlage, aus der die Musik der Smashing Pumpkins plärrte, stand auf einem gediegenen Schreibtisch, der mit CDs zugepflastert war. Zeitschriften lagen herum,
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