Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
Zwischen den Häusern konnte man ihn gelegentlich erspähen.
»Nummer eins-elf«, sagte er. »Hier ist es.«
Er hielt vor einem roten Backsteinhaus mit weißer Umrandung an. Alle Häuser in dieser Straße schienen Frontverandas und Einzelgaragen zu besitzen. Dieses Haus war breit und solide – hier könnten Generationen von Familien groß werden.
Es wirkte ein wenig vernachlässigter als die anderen in der Straße, weil weder im Vorgarten noch in den Tontöpfen auf der Veranda Blumen wuchsen. Das Gras musste auch einmal gemäht werden, und die weiße Umrandung wirkte längst nicht so frisch wie bei den Nachbarn. Aber es war nicht heruntergekommen. Es sah einfach nur aus, als hätten seine Bewohner etwas Besseres zu tun.
»Der Köter bleibt hier, bis Grandma die Mädchen verdaut hat«, ordnete Mat an.
Nealy merkte, dass er nervös war. Sie auch. Nun, zumindest hatte er aufgehört, sie anzuschnauzen.
Button stoppte beim Erreichen des Städtchens plötzlich ihre Arien, als wüsste sie, dass gleich etwas Monumentales in ihrem Leben geschehen würde – und Lucy hatte sich mit Squid nach hinten verzogen. Als Nealy das Baby losschnallen wollte, fielen ihr die alten Essensflecken auf ihrem Strampler, ein kleines Loch im Ärmel und ihre reichlich platten Löckchen auf. »Vielleicht sollten wir Button ein wenig herrichten, bevor sie ihre Großmutter kennen lernt. Könnte gut sein, dass sie sie zum ersten Mal sieht.«
»Gute Idee. Ich hole sie aus ihrem Sitz. Schau, ob du was Ordentliches für sie zum Anziehen findest.« Dann fiel ihm wieder ein, mit wem er sprach. »Wenn es dir nichts ausmacht.«
»War doch mein Vorschlag, oder?«, fuhr sie ihn an.
Lucy lag bäuchlings mit dem Hund auf dem Bett. Dass dieser vor Dreck starrte, schien ihr nichts auszumachen. Sie tat, als würde sie lesen, aber Nealy ließ sich nicht täuschen und drückte tröstend ihr Fußgelenk. »Wird schon gut gehen, Lucy. Es ist doch wundervoll hier.«
Das Fräulein steckte die Nase tiefer in ihr Buch und antwortete nicht.
Nealy wählte die kleine pfirsichfarbene Jeanslatzhose, die sie im Baby Gap erstanden hatte. Über den Latz zog sich eine Reihe winziger blauer Blümchen, dazu gehörte ein farblich passendes Rippenhemdchen mit Puffärmeln. Als sie damit wieder auftauchte, sah sie, dass Mat die Kleine bis auf die Windel ausgezogen hatte und ihr eine Standpauke hielt.
»Ich möchte, dass du ganz brav bist, Dämon, hörst du? Kein Zirkus, kein Rumgeschrei, okay? Immer schön leise. Und kein Kotzen. Benimm dich einfach mal wie ein ganz normales Baby.« Er runzelte die Stirn, als er den Verschluss der frischen Windel festmachte und sie ihn ankrähte. »Ja, ja … spar dir deine Augenaufschläge für Grannie.«
Nealy reichte ihm die Anziehsachen, und er hatte das Baby in null Komma nichts angezogen. »Du kannst das so gut. Ich brauche immer ewig.«
»Weil du zu zimperlich bist. Das darf man bei Babys nicht sein, oder sie machen mit einem, was sie wollen. Genau wie Frauen.«
»Ach ja?« Das gefiel ihr schon besser und sie grinste ihn herausfordernd an, nur um zu sehen, wie das freche Funkeln in seinen Augen gleich wieder erstarb.
»Könntest du mal nachsehen, wo ihre Schuhe sind?«
Ohne ein Wort wandte sie sich ab. Sie würde nicht um seine Zuneigung betteln. Nicht, dass sie unbedingt seine Zuneigung wollte. Sie wollte … ja, seinen Prachtkörper, da brauchte sie sich nichts vorzumachen. Aber sie wünschte sich außerdem seine Freundschaft, seine Respektlosigkeit, ja selbst seinen nervtötenden männlichen Chauvinismus.
Der Refrain eines alten Cheryl-Crow-Songs kam ihr in den Sinn. Is he strong enough to be my man ? Hatte sie das tatsächlich gehofft?
Das klang nun schon beinahe wie Selbstmitleid und sie riss sich zusammen. »Lucy will anscheinend nicht rauskommen.«
»Wahrscheinlich ist ihr klar, dass es bei ihrer Großmutter viel strenger zugehen wird als bei Sandy.«
»Kann sein.« Sie fuhr mit der weichen Bürste durch den Haarschopf des Babys. Zu ihrem Erstaunen wurde sie mit einem strahlenden Lächeln belohnt. So strahlte Button sonst nur Mat an. Ihr wurde das Herz tonnenschwer. »O nein«, murmelte sie, »du fängst nicht an, mit mir zu flirten, jetzt, wo ich dich gleich hergeben muss!«
Button gluckste vor Freude und streckte Nealy die Ärmchen entgegen. Auf einmal hatte sie einen Kloß im Hals.
Mat hob sie von der Couch. »Zu spät, Dämon! Manche Leute lassen sich eben nicht kaufen.« Er bückte sich, zog eine der eingebauten
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