Wer will schon einen Vampir?: Argeneau Vampir 8
bislang georteten Positionen. Für sie bedeutete das einen Spaziergang von wenigen Minuten, den sie zügig zurücklegte, um die Suche hinter sich zu bringen. Ihr Weg führte sie auf den Rembrandt Plein direkt zu einem riesigen Nachtclub, vor dem eine unglaublich lange Schlange darauf wartete, eingelassen zu werden. Nach der Masse der Menschen zu urteilen, die noch in den Club wollte, musste drinnen so viel Andrang herrschen, dass es unmöglich sein würde, Marguerite zu entdecken.
Sie schloss für einen Moment die Augen und betete für ein wenig Energie und Durchhaltevermögen, damit sie weitermachen konnte, doch da wurde sie von einem Klingeln in ihrer Handtasche überrascht. Sie holte ihr Handy heraus und nahm das Gespräch an. „Thomas?”, fragte Herb.
„Nein, Inez hier”, antwortete sie und musste lauter reden, um bei dem Lärm verstanden zu werden, der um sie herum herrschte. Bevor Herb fragen konnte, wo Thomas nun wieder war, sagte sie rasch: „Die letzten Koordinaten liegen genau vor einem riesigen Nachtclub namens Escape. Davor steht eine endlose Schlange, und wir überlegen gerade, wie wir da drinnen nach Marguerite suchen sollen.”
Ihr Blick wanderte über die wartende Menge, ob irgendwo eine große Brünette zu sehen war. „Wenn sie nicht in der Schlange steht, müssen wir uns drinnen nach ihr umsehen. Das Problem ist nur, der Club ist wirklich riesig. Ich schätze, da gehen um die tausend Leute rein, also wird er völlig überlaufen sein, dazu die laute Musik und die schlechte Beleuchtung. Es wird wohl so gut wie unmöglich werden, sie in dem Laden zu entdecken. Sagen Sie bitte, dass sie hier nur vorbeigegangen ist und die neuen Koordinaten ein ganzes Stück von hier entfernt sind.”
„Ja, das sind sie tatsächlich”, erwiderte Herb. Erleichtert atmete sie aus, dann notierte sie hastig die neuen Zahlen, die er ihr durchgab.
„Sagen Sie Thomas, ich werde Marguerite noch mal orten, während Sie beide unterwegs sind. Wenn sie sich bis dahin nicht von der Stelle gerührt hat, gut. Ansonsten schlage ich vor, dass ich morgen früh den nächsten Versuch unternehme. Wenn die Sonne aufgegangen ist, wird sie wahrscheinlich an einem Ort bleiben.”
„Alles klar”, gab Inez zurück. Sie war froh über diesen Vorschlag, da sie inzwischen nur noch müder und erschöpfter war und nicht unbedingt die ganze Nacht lang einer Frau durch Amsterdam nachlaufen wollte, die ein Geist zu sein schien.
Sie bedankte sich, wünschte ihm eine gute Nacht und legte auf. Im gleichen Moment begann Thomas’ Handy in ihrer Handtasche zu klingeln. Sie wusste, das würde Bastien sein, der sich nach dem Stand der Dinge erkundigen wollte. Seufzend tauschte sie die Telefone aus und ging ran. „Hallo?”
„Inez?” Bastien klang erschrocken, wahrscheinlich weil sie sich auf Thomas’ Nummer meldete, und sie wusste, sie musste ihm jetzt irgendeine Lüge auftischen. Sie hasste es, das zu tun.
„Thomas ist zur Toilette”, begann sie. „Wir rennen schon den ganzen Abend durch Amsterdam, weil wir immer neue Koordinaten für Marguerites Mobiltelefon mitgeteilt bekommen, und wir werden jetzt noch an einer weiteren Stelle nach ihr suchen. Wenn sie da auch nicht zu finden ist, machen wir erst am Morgen weiter. Mit etwas Glück rührt sie sich bei Tageslicht nicht vom Fleck, und dann sollten wir sie endlich einholen können.” „Oh”, gab Bastien verhalten von sich.
Inez verzog den Mund, da sie wusste, dass ihr gereizter Tonfall ihn überrascht hatte. Aber das ließ sich nicht ändern, weil sie eine miserable Lügnerin war und so etwas so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte.
„Ja, gut”, murmelte er nach einer längeren Pause. „Das klingt überzeugend. Richten Sie Thomas bitte aus, er soll mich auf dem Laufenden halten.”
„Das werde ich machen. Gute Nacht.” Hastig beendete sie das Gespräch, damit er keine Gelegenheit bekam, noch etwas hinzuzufügen. Sie steckte das Telefon weg und faltete den Stadtplan auseinander, um den nächsten Standort zu suchen.
Offenbar bewegte sich Marguerite aus dem Stadtzentrum in Richtung eines nicht so belebten Wohngebiets. Diese Erkenntnis weckte Inez’ Neugier, und sie machte sich auf den Weg. Zehn Minuten später stand sie im Schein einer Straßenlampe am Rand einer unbeleuchteten Parkanlage. Sie trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen, während sie in den Park spähte. Auf einer Bank konnte sie drei junge Männer ausmachen, drei Engländer, die laut und
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