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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Wortschatz eigentlich gar nicht vor. Was war los mit ihr? Sie war eine Wissenschaftlerin mit einem analytischen Verstand, keine Romantikerin. Für Männer hatte es in ihrem Leben bisher nur wenig Platz gegeben. Liebe auf den ersten Blick hatte sie immer für ein Märchen gehalten. Aber in der Sekunde, in der sein Blick ihren traf, war es um sie geschehen. Ihre Knie wurden weich wie Butter.
    Â»Wie wär’s«, fuhr er fort. »Wollen Sie Ihre Promotion nicht bei uns abschließen? Sie werden die besten Voraussetzungen vorfinden.«
    Â»Und wo würde das sein?«, fragte sie mühsam lächelnd zurück.
    Â»Oh, Entschuldigung. Ich bin Dirk Eisenhut, vom Deutschen Klimainstitut.«
    Ihr klappte beinahe der Mund auf. Wie peinlich, dass sie ihn nicht erkannt hatte! Doch er nahm es mit Humor.
    Â»Sie müssten zwar umziehen, weg von der Waterkant. Aber das werden Sie ganz sicher nicht bereuen.«
    Sie gewann ihre Fassung zurück.
    Â»Ich habe schon am Polarkreis, auf der Schwäbischen Alb und auf einem Schiff im Südatlantik gelebt«, erwiderte sie mit einem Lächeln. »Für einen guten Job gehe ich überall hin.«
    Und, fügte sie in Gedanken hinzu, für einen Chef wie dich sogar bis auf den Mond. Sie hatte sich in Dirk Eisenhut verliebt, mit Haut und Haar, und das in nicht einmal zehn Sekunden.

Dienstag, 12. Mai 2009
    Der Kaffee war heiß und bitter, gerade richtig, um wach zu werden. Die zwei Stück Zucker, die Bodenstein sonst großzügig in seinen Kaffee tat, ließ er weg, denn er hatte gestern den festen Vorsatz gefasst, mindestens zehn Kilo abzunehmen. Er würde sich nicht kampflos dem Dicksein ergeben. Da er von Natur aus eher faul war, verzichtete er lieber aufs Essen, als sich in Jogginghosen keuchend durch den Wald zu quälen oder – noch schlimmer – in eines dieser unsäglichen Fitness-Studios zu gehen. Die Uhr über der Tür zeigte halb sieben, als sein Vater die Küche betrat. Seitdem Bodensteins jüngerer Bruder Quentin die Bewirtschaftung des Gutshofs und des Reitstalls übernommen hatte, war die Morgenfütterung zwar nicht mehr Sache des Vaters, aber der konnte die Gewohnheit, mit dem ersten Hahnenschrei aufzustehen, nicht ablegen.
    Â»Kaffee?«, fragte Bodenstein, und sein Vater nickte. Das gemeinsame Frühstück war für sie in den vergangenen Monaten zu einem festen Ritual geworden. Da keiner von ihnen zu Geschwätzigkeit neigte, geriet es meist eher kontemplativ, aber es war eine gute Einstimmung auf den Tag.
    Â»Was hast du heute vor?«, fragte Bodenstein, mehr aus Höflichkeit denn aus Interesse.
    Â»Ich muss nach Ehlhalten rüber und Ludwig ablösen«, antwortete sein Vater. »Wir wollen bis zur Bürgerversammlung morgen Abend verhindern, dass sie heimlich Bäume fällen, und halten deshalb Wache. Er übernimmt die Nacht- und ich die Tagschicht.«
    Â»Eine Bürgerversammlung?«, fragte Bodenstein überrascht. »Was hast du damit zu tun?«
    Â»Deine Mutter und ich engagieren uns bei der Bürgerinitiative. Du weißt schon: Keine Windräder im Taunus.«
    Bodenstein schwieg und zählte neidvoll mit, wie sein Vater drei Löffel Zucker in seinen Kaffee schaufelte. Er aß Brötchen, dick mit Butter und fettem Käse belegt, gönnte sich nachmittags Kuchen und abends eine Flasche Wein und wog trotzdem kein Gramm mehr als vor zwanzig Jahren. Das war ungerecht. War es nicht so, dass sich bei alten Menschen der Stoffwechsel verlangsamte?
    Â»Du solltest mal gründlicher den Lokalteil der Zeitung lesen.« Der alte Graf lächelte fein. »Nicht nur die Polizeiberichte.«
    Â»Das tue ich doch«, verteidigte sich Bodenstein. Er nahm eine Scheibe Schwarzbrot, strich eine hauchdünne Schicht Hüttenkäse darauf und fühlte sich wie ein Held, als er hineinbiss.
    Â»Die Stadt Eppstein hat für morgen Abend zur Bürgerversammlung in die Dattenbachhalle eingeladen«, erklärte sein Vater und nickte mit dem Kopf in Richtung der Korktafel neben dem Schlüsselbrett. »Der gelbe Zettel da ist die Einladung. Es kommen Vertreter vom Umweltministerium und von der Firma, die den Windpark bauen will. Und natürlich werden auch wir mit von der Partie sein.«
    Â»Ihr meint tatsächlich, ihr könnt das ganze Ding verhindern?«, erkundigte sich Bodenstein. Er stand auf, pflückte den gelben Flyer von der Pinnwand und

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