Wer zuerst kommt, küsst zuerst
fühlte er sich von ihr bedroht gefühlt. Sie war ihm egal.
„Hat dein Angriff gegen uns irgendwas mit deiner Mutter zu tun?“, startete sie einen letzten Versuch.
In seiner Wange zuckte ein Muskel. „Nicht im Geringsten. Warum fragst du?“
War Kathy der Schlüssel? War sie seine Schwachstelle? Aber selbst wenn – Lexi hätte es ja doch nicht fertiggebracht, sie zu benutzen. „Wir sind uns des Öfteren begegnet. Sie ist sehr nett. Was ist ihr zugestoßen?“
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, doch sie konnte seine Wut spüren. Er wollte sie warnen. Ihr sagen, dass sie seine Mutter in Ruhe lassen sollte. Doch das hätte bedeutet, Schwäche zu zeigen. Zumindest war das Lexis Interpretation der Dinge. Man konnte sich unmöglich sicher sein, wenn die einzigen Anhaltspunkte ein Zucken in der Wange und ein leerer, starrer Blick waren.
Er stand auf. „Ich habe unsere Unterhaltung sehr genossen, aber jetzt muss ich zu einem Meeting.“
„In Ordnung.“ Sie erhob sich ebenfalls.
Gemeinsam gingen sie zur Tür.
„Das müssen wir unbedingt wiederholen“, verabschiedete er sich in einem spöttischen Ton. „Vielleicht könnten wir uns ja mal alle vier treffen.“
„Du wirst nicht gewinnen. Wir sind Titans.“
„Genau wie ich“, erwiderte er leise. „Und ich verliere nie.“
„Dieses Mal schon, Garth. Egal, wie sehr du dich auch bemühst.“
Er schenkte ihr ein kaltes Lächeln. „Ich habe vor, wesentlich mehr zu tun, als mich nur zu bemühen.“
Cruz ging ins Badezimmer und wartete, bis Lexi fertig geduscht hatte. Vermutlich wäre es höflicher gewesen, seine Anwesenheit kundzutun oder draußen zu warten, aber höflich war nicht sein Stil. Außerdem konnte er von der Show einfach nicht genug bekommen.
Das Wasser ging aus, die Tür auf. Lexi erschien in einer Dampfwolke, wie eine außerirdische Prinzessin. Sie griff nach einem Handtuch, sah ihn und fuhr zusammen.
„Du hast mich erschreckt“, sagte sie lächelnd. „Ich muss dir wohl eine Glocke um den Hals hängen.“
„Ich liebe es eben, dich zu überraschen.“
Er spielte auf die vergangene Nacht an, als er nach einem Meeting erst spät nach Hause gekommen war. Sie hatte bereits im Bett gelegen und geschlafen. Langsam hatte er die Bettdecke zurückgezogen und ihr Nachthemd heruntergestreift. Von den heißen Küssen auf ihre Brüste war sie wach geworden.
Leidenschaftlich hatte sie seine Zärtlichkeiten erwidert, ihn mit ihren Worten und ihrem Körper erregt. Sie zu berühren war, als berührte er das Sonnenlicht – unglaublich aufregend und überirdisch. Ein einziger Blick von ihr reichte und er wurde hart. Eine Aufforderung hätte genügt und er wäre vor ihr niedergekniet – was er natürlich niemals zugeben würde.
Als er jetzt ihr Liebesspiel erwähnte, drehte sie den Kopf zur Seite. Dennoch konnte er einen Blick auf das zarte Rot erhaschen, das sich über ihr Gesicht legte.
Sie hatte erwähnt, dass ihre früheren Liebhaber sie als kühl empfunden hatten, doch das konnte er kaum glauben. Sie war erotisch und schön und hatte zudem auch noch Köpfchen und Mut, was sie nur noch aufregender machte. Er konnte stundenlang mit ihr reden. Er genoss es, sie zum Lachen zu bringen und von ihr geneckt zu werden. Sie blickte hinter den Cruz, zu dem er geworden war, und sah den armen Jungen, der immer noch in ihm steckte. Und trotzdem wollte sie ihn.
Sie wickelte sich in das Handtuch ein. „Bist du bloß hier um zu gaffen?“, fragte sie.
„Hauptsächlich, aber ich habe auch Neuigkeiten.“
„Nämlich?“
„Ann Paul ist weg.“
Lexi legte die Stirn in Falten. „Was soll das heißen?“
„Sie ist umgezogen. Sie hat die Wohnungsschlüssel abgegeben, ihre Sachen gepackt und ist verschwunden.“
Sie riss die Augen auf. „Oh Gott. Hat er sie umgebracht?“
Cruz verkniff sich ein Lachen. „Nein. Sie ist quicklebendig und lebt in Phoenix. Die Klage hat sie auch fallen gelassen. Allem Anschein nach hast du ordentlich Eindruck auf sie gemacht.“
„Du meinst, meine Drohungen haben gewirkt.“ Sie klang alles andere als glücklich.
„Du hast ihr nicht gedroht. Du hast ihr die Wahrheit gesagt.“
„Ich habe einer ohnehin schon eingeschüchterten Frau Angst eingejagt. Darauf bin ich nicht gerade stolz.“
„Sie hat Garth dabei geholfen, deinem Geschäft einen Schlag zu versetzen.“
„Er hat sie benutzt. Sie war ihm völlig egal. Für ihn war sie bloß ein Mittel zum Zweck. Und ich habe mich keinen Deut besser verhalten als
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