Wer zuerst kommt, küsst zuerst
warum sollte Garth Duncan uns wehtun wollen?“
Ihr Vater wich ihrem Blick nicht aus. „Du denkst, du kennst die Antwort schon.“
„Weil er dein Sohn ist.“
Ein Teil von ihr hatte gehofft, Jed würde es abstreiten oder zumindest den Überraschten spielen. Stattdessen nickte er nur langsam. „Das ist schon sehr lange her. Da warst du nicht mal geboren. Und ich noch nicht mit deiner Mutter verheiratet.“
Sie sank auf den Stuhl ihm gegenüber. Die Bestätigung war nicht gerade eine frohe Botschaft. „Was ist passiert?“
„Was glaubst du? Ich habe ein Mädchen geschwängert. Kathy. Sie war ziemlich hübsch. Lebenslustig. Sie brachte mich zum Lachen.“ Bei der Erinnerung lächelte er, dann verblasste das Lächeln. „Aber sie gehörte nicht zu der Sorte Mädchen, die ein Mann wie ich heiratet. Ich habe sie ausgezahlt. Die Vereinbarung war großzügig und eindeutig. Sie behielt das Baby und war einverstanden, mich nie mehr zu kontaktieren.“
Einfach so. Ein Kind entsorgt. „Hat sie sich noch mal bei dir gemeldet?“
„Nein, und es gab auch keinen Grund dazu. Sie hatte genug Geld, um den Rest ihres Lebens ohne Sorgen zu verbringen. Auf Kathys Schultern saß ein kluges Köpfchen.“
„Sie hat keinen Grund, wütend auf dich zu sein?“
„Natürlich nicht. Ich habe mich um das Problem gekümmert.“
Sie fragte sich, wie Garth es wohl fände, als „Problem“ bezeichnet zu werden. „Wenn alles so perfekt war, wieso macht er das dann jetzt?“, bohrte sie weiter.
„Du kannst nicht beweisen, dass er es ist.“
„Aber ich hege einen starken Verdacht.“
Jed schüttelte den Kopf. „Komm wieder, wenn du Beweise hast.“
„Und dann was? Wirst du was unternehmen? Wirst du dich einmischen? Dad, er ist verantwortlich für das Dopingund die Anklage wegen Insiderhandels. Und wahrscheinlich hat er einem von Cruz’ Fahrern Drogen untergejubelt. Er ist hinter uns allen her.“
„Ich habe keine Angst vor ihm, und wenn es bei dir anders aussieht, bist du nicht die Geschäftsfrau, für die ich dich gehalten habe.“
Die Drohung war nicht mal subtil. Sie ignorierte sie.
„Warum hast du uns nie von Garth erzählt? Wir haben einen Bruder.“
„Er ist nicht euer Bruder. Er ist gar nichts. Garth wird nie ein Titan sein.“
„Er ist dein Sohn.“ Er gehörte zur Familie. Aus dieser Perspektive hatte Lexi das noch nie gesehen. Garth war genauso mit ihr verwandt wie Skye oder Izzy. „Wenn ich recht habe und er hinter all dem steckt, verhält er sich ähnlich wie du.“
„Vergiss es. Garth Duncan ist unwichtig.“
„Du irrst dich, Dad. Du kannst dich jetzt mit ihm auseinandersetzen oder später, aber er wird nicht einfach verschwinden. Ich denke, er will uns alle ruinieren. Ich weiß nur noch nicht, warum.“
„Das brauchst du auch nicht.“
Lexi war anderer Ansicht. Sie hatte das Gefühl, dass sein Motiv der Schlüssel war.
„Du willst also nichts unternehmen?“, fragte sie.
„Garth Duncan jagt mir keine Angst ein.“
Was so viel hieß wie: Wenn Lexi Angst hatte, war sie schwach.
In der Regel respektierte sie die Meinung ihres Vaters … wenigstens wenn es um Geschäftsdinge ging. Er hatte mit der Firma Erstaunliches erreicht – hatte aus einem Millionen- ein Billionenvermögen gemacht. Aber was Garth betraf, irrte er sich. Das spürte sie in jeder Faser ihres Körpers.
Als sie nach Hause kam, erwartete Cruz sie bereits.
„Wie war es?“, fragte er, während er sie an sich zog und küsste.
Sie warf ihre Tasche auf den Küchentresen und schmiegte sich an ihn. „Tja. Er hat zugegeben, dass Garth sein Sohn ist, aber nicht, dass es ein Problem gibt. Er sagt, er hätte ein Mädchen geschwängert, dass sie aber keine war, die er hätte heiraten wollen, also hat er sie ausgezahlt. Angeblich hat er ihr so viel Geld gegeben, dass sie und Garth gut davon leben konnten und immer noch können. Er meint, es gäbe kein böses Blut und Garth sei keine Bedrohung.“
„Und was denkst du?“ Er hielt sie immer noch fest.
Sie nahm die Wärme seines Körpers auf. „Ich denke, dass ich vollkommen durcheinander bin. Garth ist ein ernst zu nehmender Gegner. Er hat bereits einigen Schaden angerichtet. Jed ist wegen des Pferdedopings ein Geschäft mit den Chinesen durch die Lappen gegangen. Das hätte ihn eigentlich rasend vor Wut machen müssen. Aber er macht einen beinahe ruhigen Eindruck. Ich glaube nicht, dass er mit dem Ganzen gerechnet hat. Es ist vielmehr …“
„Stolz?“
Sie ging einen Schritt
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