Wer zuletzt lacht, küsst am besten: Roman (German Edition)
ungehobelte Männer unbeirrt anzulächeln. »Wenn du das Wechselgeld behältst, sind wir quitt.«
Er lächelte ironisch. »Der Orgasmus neulich war dir vierzig Cent wert, Schätzchen?«
»Ich hatte schon bessere.« Das vielleicht, aber noch keinen schnelleren.
»Mehr als vierzig Cent muss er trotzdem wert sein. Du hast mindestens zwei Mal ›Oh Gott‹ gestöhnt.«
»Bei einem echt guten Orgasmus hätte ich mehr als zwei Mal gestöhnt.«
»Ich hab dich kaum angefasst, da bist du schon gekommen.« Er hielt ihr das Wechselgeld hin. »Das verleiht ihm mehr Wert als nur vierzig Cent.«
Sie schloss die Finger um die Münzen und schob sie in die Tasche ihrer Kapuzenjacke. »Dann geh ich davon aus, dass wir nicht mehr quitt sind.«
Seine Lider senkten sich über seine hellgrünen Augen, und ein Lächeln spielte um seine Lippen, als er den Kopf schüttelte. »Rache ist süß.«
Als die Ladenklingel bimmelte, schnappte sie sich ihre Tüte. Sie deutete zur Tür und sagte: »Noch mal Glück gehabt.«
»Vorerst.«
»Sadie Jo?«
Sadie drehte sich zu der Frau, die ein kleines Kind auf der Hüfte trug und noch zwei Knirpse im Schlepptau hatte. Ihre blonden Haare wiesen am Ansatz zweieinhalb Zentimeter Braun auf und waren oben auf dem Kopf zusammengebunden. »RayNetta Glenn?«
»RayNetta Colbert inzwischen. Ich hab Jimmy Colbert geheiratet. Erinnerst du dich an Jimmy?«
Wer könnte Jimmy Colbert vergessen? Er hatte eine Vorliebe für Klebstoff und rauchte Bleistiftspäne, die er in liniertes Papier einrollte. »Ihr habt drei Kinder?«
»Und es sind noch zwei unterwegs.« Sie hielt das kleine Mädchen auf ihrem Arm ein Stückchen zur Seite. »Im September krieg ich Zwillinge.«
»Oh Gott!« Sadie fiel die Kinnlade herunter. »Oh mein Gott!«
»Das sind zwei ›Oh Gotts‹«, warf Vince hinter dem Ladentisch ein. »Du schuldest der Frau vierzig Cent.«
Sie ignorierte ihn.
»Ich hab das von deinem Daddy gehört.« RayNetta rückte das Kind auf ihrer Hüfte zurecht. »Wie geht’s ihm?«
»Besser.« Das stimmte zwar, aber gut ging es ihm immer noch nicht. »Ich lasse ihn in eine Reha-Klinik in Amarillo verlegen.«
»Der Arme.« Die zwei kleinen Jungs hinter RayNetta rannten an ihr vorbei und stürzten sich auf das Süßigkeitenregal. »Aber jeder nur eins«, rief sie ihnen nach. »Kinder«, wandte sie sich kopfschüttelnd an Sadie. »Bist du auch verheiratet?«
Das war es wieder. »Nein.« Und bevor RayNetta danach fragen konnte, fügte sie hinzu: »War es auch noch nie, und Kinder hab ich auch keine.« Sie umfasste ihre Plastiktüte fester. »Es war schön, dich mal wiederzusehen.«
»Ja. Wir sollten uns mal treffen und so richtig quatschen.«
»Ich bin noch ein Weilchen in der Stadt.« Sie warf einen letzten Blick zu Vince, der die Hände in die Hüften gestemmt hatte. Sie musterte erst seine Brustmuskeln, dann sein markantes Kinn bis hoch zu seinen grünen Augen. »Auf Wiedersehen, Vince.«
»Bis demnächst, Sadie.« Es klang eher wie eine Warnung als nach einem Abschiedsgruß.
Sie biss sich auf die Lippe, um nicht zu lächeln. Vermutlich sollte sie eingeschüchtert sein oder wenigstens beklommen. Immerhin war Vince ein großer, schwerer Kerl, doch sie fühlte sich in keinster Weise bedroht. Wenn er seine Kraft hätte einsetzen wollen, um »Rache« zu üben, hätte er das schon auf Tally Lynns Hochzeit tun können.
Sie trat hinaus in die tiefen Schatten der Nacht und lief zu ihrem Saab. Sie wäre sowieso nur noch wenige Tage in der Stadt, bevor sie zurück nach Laredo flog, deshalb bezweifelte sie, dass sie Vince noch einmal begegnen würde. Erst recht, wenn sie sich vom Gas and Go fernhielt.
Andere Frauen mochten eine Schwäche für Schokolade haben, aber sie hatte eine Schwäche für Cheetos, und während der fünfzehnminütigen Fahrt zur Ranch riss sie die Tüte auf und machte sich darüber her, wobei sie darauf achtete, auf dem Steuer keine Käseflecken zu hinterlassen. Sie drehte ihren iPod auf und füllte den Wagen mit Musik von My Chemical Romance. Sadie war schon seit ihrem ersten Album ein Fan der Band und sang aus vollem Halse bei Bulletproof Heart mit. Als hätte sich ihr Leben nicht in einen Haufen Scheiße verwandelt. Als plagten sie keinerlei Sorgen.
Steine knirschten unter ihren Reifen, als sie vor dem dunklen Ranch-Haus hielt. Sie hatte niemanden über ihre Rückkehr informiert. Sie wollte nicht, dass jemand auf sie wartete, sondern einfach nur früh ins Bett gehen.
Im Haus brannte kein
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