Wer zuletzt lacht, küsst am besten: Roman (German Edition)
Schwitzkasten zu nehmen.
»Nächste Woche schmeiße ich eine Geburtstagsparty.«
»Wie alt wirst du denn?«, fragte er, während er ihren Big-Hunk-Schokoriegel bongte. Vince schätzte, dass sie nicht mal volljährig war. Es mochte ja Männer geben, die junge, attraktive Frauen für leichte Beute hielten, aber Vince gehörte nicht dazu. Er stand auf reife Frauen, die ihm nicht die Hucke vollheulten.
»Einundzwanzig.«
Mit einundzwanzig hatte er gerade sein SEAL-Qualifikationstraining abgeschlossen und war auf dem besten Wege zu den Teams. Er war wahnsinnig von sich eingenommen gewesen und hatte vor lauter Testosteron und Unbesiegbarkeit kaum noch laufen können. Er war arrogant und zäh, mit einer vollen Ladung Kompetenz, die das rechtfertigte.
»Du solltest auch kommen und mit mir Schnaps trinken.« Sie wühlte in ihrer Geldbörse und reichte ihm einen Fünfer.
»Ich glaub eher nicht.«
»Wieso denn nicht? Wir sind doch jetzt Freunde.«
Er gab ihr das Wechselgeld heraus und sah das törichte Mädchen an. Sie glaubte ernsthaft, dass sie Freunde wären. »Seit wann?«
»Seit wir uns auf Tally Lynns Hochzeit unterhalten haben. Du warst für mich da, Vince.«
Herrgott, sie glaubte, er hätte ihretwegen im Brautzimmer ausgeharrt. Dabei hatte er dort gesessen, weil er angesichts Sadie Hollowell einen Steifen hatte und warten musste, bis es vorbei war.
»Du hast mir geholfen zu erkennen, dass Slade oberflächlich ist und ich ohne ihn besser dran bin.«
»Ach ja?« Er erinnerte sich nicht, das gesagt zu haben.
Sie lächelte. »Aber ich will mehr. Ich hab mehr verdient, und ich hab mich neu orientiert.«
Ein höchst unbehagliches Gefühl beschlich ihn. Als stünde ein Außerirdischer vor ihm und er wäre völlig unbewaffnet.
Die Klingel über der Tür bimmelte, und er sah von den großen braunen Augen des Mädchens vor ihm zu der Frau auf, die ins Gas and Go geschlendert kam. In das Gesicht der Frau, die ihm das Leben in vielerlei Hinsicht vergällt hatte. Ihr blondes Haar war zu einem schlaffen, schlampigen Pferdeschwanz zusammengebunden, und sie trug ein zerknittertes Kleid mit einer Kapuzenjacke mit Reißverschluss darüber. Sie sah echt beschissen aus, doch aus irgendeinem Grund reagierte sein Körper auf sie, als wäre er noch auf der Junior High und das hübscheste Mädchen auf der ganzen Schule wäre gerade zum Sexualkundeunterricht erschienen.
ACHT
Sadie stieß die Tür zum Gas and Go auf und rückte ihre Handtasche auf der Schulter zurecht. Sie war fix und fertig. Sie hatte zwei Wochen im Krankenhaus in Laredo verbracht und war erst vor einer Stunde in Amarillo aus dem Flieger gestiegen. Nach dem vierstündigen Zwischenstopp in Dallas war sie nicht nur erschöpft, sondern auch verdammt stinkig. Ihr Pferdeschwanz hing schief, und ihre Augen brannten vor Überanstrengung. Sie sah beschissen aus, und es war ihr völlig egal.
Ihr müder Blick fiel auf Becca und den dunkelhaarigen, breitschultrigen Mann hinter ihr, der so düster dreinblickte wie eine schwarze Gewitterwolke. Großartig. Vince war noch in der Stadt, aber sie konnte nicht die Energie aufbringen, sich wegen des Zwischenfalls auf Tally Lynns Hochzeit oder für ihren schlampigen Aufzug zu schämen. Das würde sie morgen nachholen, wenn sich ihr Hirn regeneriert hatte und ihr jedes schmachvolle Detail seines warmen Mundes und seiner heißen Berührung wieder einfiele.
»Hallo, Sadie!« Becca kam auf sie zu und umarmte sie fest, als wären sie alte Freundinnen. »Ich hab das von deinem Daddy gehört. Wie ist er drauf?«
Es wunderte sie, wie gut ihr Beccas Umarmung tat. »Unleidlich.« Sie zog sich zurück und sah in die braunen Augen der jüngeren Frau. »Danke, dass du fragst.« Nach Einschätzung der Ärzte würde es noch ein paar Wochen dauern, bis er in eine Pflegeeinrichtung in Amarillo verlegt werden könnte, und danach müsste er sich über Monate hinweg intensiven Reha-Maßnahmen unterziehen. »Er wird schon bald in eine Reha-Klinik in Amarillo verlegt.« Weshalb sie auch wieder zu Hause war. Um mit der Klinikleitung zu sprechen und zu entscheiden, welche Behandlung am besten für ihn war. Am besten für einen jähzornigen Stinkstiefel von Rancher.
»Ich weiß, dass du eigentlich nach Hause wolltest. Bleibst du jetzt doch länger?«, fragte Becca.
»Ja, wahrscheinlich noch ein paar Monate.« Sie saß noch Monate in Lovett fest. Um ihren Vater zu betreuen, der gar keine Betreuung wollte, und am allerwenigsten von ihr, wie es schien.
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