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Wer zuletzt lacht, küsst am besten: Roman (German Edition)

Wer zuletzt lacht, küsst am besten: Roman (German Edition)

Titel: Wer zuletzt lacht, küsst am besten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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einziges Licht, und Sadie trat vorsichtig ins Wohnzimmer und knipste einen Schalter an. Ein gewaltiger Kronleuchter aus einem Geweihstangen-Gewirr erhellte die Rindsleder-Möbel und den riesigen Steinkamin. Auf diversen Tischen verteilt standen gerahmte Fotos von ihr mit ihren Eltern, die seit dem Tod ihrer Mutter vor achtundzwanzig Jahren um keinen Zentimeter verrückt worden waren. Über dem Kamin hing ein Gemälde, auf dem der größte Erfolg und die größte Liebe ihres Vaters abgebildet war: Admiral, ein Blue Roan Tovero. Er war Clives ganzer Stolz gewesen, aber schon nach fünf Jahren aufgrund einer Kolik eingegangen. An dem Tag, als das Pferd starb, hatte sie ihren Vater das erste und einzige Mal sichtlich bestürzt erlebt. Vor anderen hatte er zwar keine Träne vergossen, im stillen Kämmerlein jedoch bestimmt wie ein kleines Kind geweint.
    Sie lief weiter in die Küche, schnappte sich ein Glas mit Eis und stieg die Treppe hinauf. Sie kam an den Porträts ihrer Vorfahren vorbei und betrat ihr Zimmer. Auf dem Nachttisch stand eine Lampe, die sie anschaltete. Licht ergoss sich über das Bett, und sie warf die Tüte aus dem Gas and Go auf die gelb-weiße Tagesdecke.
    Alles an dem Zimmer war auf altvertraute Art und Weise heimelig. Auf dem Nachttisch stand noch genau dieselbe Uhr neben genau derselben Lampe mit genau demselben Blümchenschirm. Genau dasselbe Gemälde von ihr selbst als Neugeborenes mit ihrer Mutter stand immer noch auf dem Toilettentisch neben einer Dose mit diversen Parfümproben, die sie über die Jahre gesammelt hatte. Dieselben Volleyball- und Landjugend-Schleifen waren an die Pinnwand neben dem Bücherbrett geheftet, auf dem sich alle Zweitplatziertenschärpen und -krönchen befanden, die sie jemals gewonnen hatte.
    Es war ihr zwar vertraut, aber ihr Zuhause war es nicht. Ihr Zuhause war nun ein Reihenhaus in Phoenix. Sie hatte das Haus im spanischen Stil auf dem Tiefststand des Immobilienmarktes zu einem irrsinnig reduzierten Preis erstanden. Die Hypothekenrate war nicht sehr hoch, und sie hatte noch genügend Geld auf dem Konto, um sie eine Weile weiter abzuzahlen.
    Bei ihrer jetzigen Maklerfirma war sie eine Spitzenverdienerin, der von den Vermittlungsprovisionen ein Anteil von fünfundsechzig Prozent zustand. Ihre Chefs hatten ihr zwar versichert, dass sie jederzeit wieder voll bei ihnen einsteigen könnte, doch sie wollte nicht so lange wegbleiben, bis ihr Vergütungspaket wieder auf einen Anteil von fünfzig Prozent reduziert wurde, da sie sich für diese fünfzehn Prozent Gehaltserhöhung ein Bein ausgerissen hatte.
    Das Problem war nur, dass sie nicht wusste, wann sie in der Lage wäre, nach Arizona zurückzukehren. In vier Wochen? Oder erst in sechs? Sie wusste nicht, ob es nicht sogar zwei Monate dauern konnte, bis sie wieder in ihr normales Leben zurückkehren konnte. Das Einzige, was sie mit Sicherheit wusste, war Folgendes: Sie würde alles dafür tun, dass ihr Leben auf sie warten würde.
    Und zwar intakt. Jedenfalls so weit wie möglich.
    Am nächsten Morgen traf sie sich mit dem Leiter des Rehabilitationszentrums der Evangelikalen Samariter in Amarillo. Sadie wurde versichert, dass die Einrichtung ihr alle angemessenen Rehabilitations- und Pflegemaßnahmen bieten konnte und dass das Personal an schwierige Patienten gewöhnt war. Selbst an so schwierige Fälle wie Clive Hollowell.
    Eine Woche nach dem Einführungsgespräch kam Clive in Amarillo an, das achtzig Kilometer südöstlich von Lovett lag und damit sechsundneunzig Kilometer näher an zu Hause. Sie hatte geglaubt, dass er sich über die Verlegung freuen würde.
    »Was machst du hier?«
    Sie blickte von ihrer Zeitschrift auf, als ein Krankenpfleger ihren Vater ins Zimmer schob, eine Sauerstoffflasche an die Rückenlehne des Rollstuhls gehakt. Er war jetzt seit vierundzwanzig Stunden bei den Evangelikalen Samaritern und sah noch abgehärmter aus als vorher. Und ganz eindeutig nicht glücklicher, aber immerhin war er frisch rasiert und seine Haare vom Baden feucht. »Wo sollte ich denn sonst sein, Daddy?« Gott, warum musste er sie jeden Tag schikanieren? Konnte er sich nicht ausnahmsweise mal freuen, dass sie da war? Konnte er sie nicht einfach mal ansehen und sagen: »Ich bin froh, dass du hier bist, Sadie-Mädchen.« Warum musste er sich immer so verhalten, als könnte er es gar nicht erwarten, bis sie endlich wieder ging?
    »Wo zum Teufel du heutzutage auch wohnst.«
    Er wusste genau, wo sie wohnte. »In Phoenix«,

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