Wer zuletzt lacht, küsst am besten: Roman (German Edition)
Blicke hatten sie ganz matschig in der Birne gemacht und auch in ihr den Wunsch nach mehr geweckt. Deshalb war sie auch losgezogen, um sich neue Unterwäsche zu kaufen. Auch wenn sie die in den nächsten vier Tagen nicht tragen könnte. Sie hatte am Morgen ihre Periode bekommen, worauf sie stets erleichtert oder genervt reagierte, je nachdem, wie sich ihr Liebesleben gestaltete, und unabhängig davon, wie wichtig sie es mit den Kondomen nahm.
Sie war sich nicht mal sicher, dass Vince sie überhaupt in der neuen Unterwäsche zu sehen bekäme. Sie hoffte es zumindest. Sie mochte ihn, doch im Leben gab es keine Garantien. Und jetzt, wo ihr Leben derart in der Schwebe war, schon gar nicht. Dass sie für längere Zeit in Lovett bliebe, konnte sie sich nicht vorstellen, jedenfalls nicht in unmittelbarer Zukunft. Genauso wenig wie er, soweit sie wusste. Sie waren nur zwei Menschen, die Spaß aneinander hatten, so lange es eben dauerte.
Als sie am Vormittag die Reha-Klinik betrat, schlief ihr Vater. Da es erst elf war, wunderte sie sich und ging zurück zum Schwesternzimmer, wo sie die Auskunft bekam, dass er leichtes Fieber hätte. Sie versicherten ihr, dass er beobachtet würde, schienen jedoch nicht beunruhigt zu sein. Seit dem Unfall hatte er Wasser in der Lunge, was durchaus Grund zur Sorge war; als sie sich danach erkundigte, hieß es nur, der Zustand seiner Lunge sei unverändert.
Also machte sie es sich auf dem Stuhl an seinem Bett bequem, um Vormittagsfernsehen zu schauen. Bis zum Unfall ihres Vaters hatte sie sich mit dem Vormittagsprogramm so gut wie gar nicht ausgekannt, aber die vielen Gerichtsshows faszinierten sie, und so sah sie wie gebannt zu, wie beschissen das Leben anderer Menschen war. Sogar noch beschissener als ihres.
Ihr Handy piepste, und da es so lange überhaupt keinen Mucks mehr von sich gegeben hatte, zog sie es aus ihrer Handtasche und starrte verwundert darauf. Die Telefonnummer war ihr unbekannt. Sie drückte mit dem Daumen auf die Taste für den SMS-Eingang und rief eine Kurznachricht auf, die nur aus zwei Worten bestand. Schon gelangweilt?
Verwirrt zog sie die Augenbrauen zusammen. Vince? Höchstwahrscheinlich. Wer sonst sollte sich bei ihr erkundigen, ob sie sich langweilte, aber woher hatte er ihre Handynummer? Sie selbst hatte sie ihm jedenfalls nicht gegeben, genauso wenig wie er sich danach erkundigt hatte. Wer ist das? , simste sie zurück und legte das Handy griffbereit neben die gelben Rudbeckien auf den Nachtspind. Sie schaute ihren Daddy prüfend an. Er sah zwar nicht anders aus als sonst, doch normalerweise war er um diese Zeit putzmunter und griesgrämig. Sie überlegte, ob sie seine Stirn fühlen sollte, wollte aber nicht, dass er davon wach wurde und sie anschrie.
Also konzentrierte sie sich wieder auf Divorce Court und schüttelte den Kopf über die Beschränktheit mancher Frauen. Wenn man einen Mann kennenlernte und sein »Sattelschlepper« im Vorgarten auf Klötzen aufgebockt war, war er als Ehemann ganz bestimmt nicht besonders geeignet. Es gab einfach gewisse Grundvoraussetzungen, die ein Mann haben musste. Und Reifen an seinem Sattelschlepper rangierten noch unter den Mindestanforderungen.
Wieder piepste ihr Handy, und sie öffnete die Nachricht und las: Wie viele Männer hast du denn, die dafür sorgen, dass du dich nachts nicht langweilst?
Sie lachte und warf einen Blick auf ihren Dad, um sich zu vergewissern, dass sie ihn nicht weckte. Sie ignorierte das flaue Gefühl in ihrem Magen, wenn sie an Vince dachte, wie er sie mit seinen grünen Augen beobachtete. Momentan … nur einen. Sie drückte auf Senden, und er simste zurück: Wenn ein Mann das Zeug dazu hat, brauchst du auch nur einen .
Sie lächelte. Und da sie ihn wirklich mochte, tippte sie Hooyah . Ihr Vater bewegte sich im Schlaf, und sie blickte zu ihm auf. Er kratzte sich an dem feinen grauen Backenbart, als ihr Handy wieder piepste.
Hast du jetzt Langeweile? , las sie.
Sorry. In den nächsten Tagen außer Gefecht. Sie hoffte, dass er verstand, was sie meinte, damit sie nicht ins Detail gehen musste.
Wenige Minuten später simste er zurück: Dein Kiefer etwa auch?
Entrüstet schnappte sie nach Luft, und ihre Daumen flogen nur so über die winzige Tastatur. Das kann nicht dein Ernst sein! , schrieb sie zurück. Was für ein Arsch! Ich werde dir keinen blasen, nur weil ich meine Tage habe. Was für ein Blödmann. Und sie hatte ihn auch noch gemocht. Ihn für einen erwachsenen Menschen
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