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Titel: Werben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Zimmermann
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eine der Klotüren. Nicht gerade mein gewohnter Qualitätsstandard der Kabine Nummer sieben . Aber es gibt eine WC-Spülung, die ich so lange betätige, bis ich alles, was ich gerade ausgekotzt habe, entfernen kann.
    Mir ist speiübel. Ist das nun die Wirkung Leas oder doch die der 40-prozentigen Alkoholika. Ich schiebe es auf Lea, bin mir aber im Klaren darüber, dass dies nicht wirklich der Grund sein kann.
    Es klopft jemand an die Tür. Meine besoffen benebelten Sinne fragen sich, ob dies wieder mein Chef Herr Beaujean ist? Es läuft doch diesmal gar keine Musik …
    »Geht es dir nicht gut? Kann ich helfen?«, höre ich gedämpft durch die dünne Trennwand.
    Mit meiner Übelkeit will ich lieber allein gelassen werden.
    »Nein, Danke. Ist alles OK. Es sei denn du hast Ahnung, wie man ein Fixerbesteck handhabt?«, antworte ich genervt.
    Genauso wie vor ihm Frau Özdemir, haut der hilfsbereite Typ fluchend ab. Gott sei Dank ist die Toilette ansonsten leer. Schnell schleiche ich mich aus der Kabine. Lege aber wegen meiner exzessiven Toilettenbenutzung eine Münze im Wert von zwei Euro auf den Teller der WC-Putzkräfte.
    Oben angekommen bemerke ich, dass Chris und seine Flamme ihren Weg zu uns gefunden haben. Beide bewegen sich bereits im begattungsfreundlichen 4/4-Takt eines Oldies, dessen Name mir nicht einfallen will, und trinken reichlich Sekt.
    Jasmin ist eine sehr niedliche Brünette, die es – ebenso wie Lea – versteht, zu tanzen. Chris versucht sein Bestes, mit ihr Schritt zu halten. Neben ihrer sympathischen Erscheinung, merke ich, dass sie zudem extrem hübsch ist. Mit einem kurzen Stoßgebet bitte ich den Allmächtigen, dass Chris bei ihr Glück haben möge.
    Wie ich bewundernd bemerke, hat Perry immer noch eine riesige Frauenmenge um sich. Er tanzt wie dieser Timberlake. Die Weiber liegen ihm zu Füßen.
    Jan kommt angetanzt: »Perry hat’s echt drauf. Und guck dir an, wie er eine nach der anderen abblitzen lässt. Er könnte sie alle haben.«
    Auch ich muss diese Tatsache anerkennen. Seine blitzenden blauen Augen scheinen wie ein Magnet auf die anwesenden Doppel-X-Chromosomen der Disco zu wirken.
    Eindeutig: Perry ist nicht nur der Einäugige unter den Blinden. Der König des Abends. Ach was, er ist der offizielle Nachfolger von Aachens Kaiser Karl! Obwohl ich bezweifele, dass er der Stadt dereinst eine große Kathedrale stiften wird.
    Lea und Jasmin scheinen soeben miteinander bekannt gemacht zu werden. Chris stellt die beiden einander vor. Da mir mein Erlebnis von vorhin noch in den Knochen steckt, versuche ich zunächst, eine andere Frau zu bezirzen.
    Ich tanze in Richtung einer gut gebauten Dunkelhaarigen, die geschätzte vier Jahre älter ist als ich. Kaum bin ich in ihrer Nähe, sehe ich, dass sie nicht alleine unterwegs ist. Die eingangs erwähnte Brünette, die mich so knackig fand, scheint ihre beste Freundin oder gar Mutter zu sein.
    Aufgrund dessen enttanze ich mich wieder von ihr. Enttanzen ist dabei bitte nicht mit dem allseits beliebten Ententanz zu verwechseln, den ich meiner Oma als kleines Kind vormachen musste. Dies ist übrigens mein ganz persönliches Kindheitstrauma.
    Moss Man scheint mehr Glück gehabt zu haben als ich. Seine Kupplungsversuche sind erfolgreich. Scheinbar steht Jan auf stramme 40-jährige MILFs . Das ist mutig, ist er doch erst dreißig. Der Reiz reiferer Frauen …
    Eng umschlungen tanzt er mit seiner Partnerin. Da ich keinen der gängigen Standardtänze erkennen kann, weiß ich allerdings nicht, wer führt. Jedenfalls hat er gerade sein Knie zwischen ihren Minirock geschoben. Vielleicht ist es Lambada? Wer hätte gedacht, dass Jan so ein Aufreißer sein kann. Er kommt wieder auf mich zu.
    »Andy. Darf ich dir vorstellen? Das ist meine Cousine Petra. Und das hier ist meine Tante Ingrid.«
    Hoppla. Das ist doch die Brünette Rentnerin von vorhin. Jans Tante hat mich vorhin versucht anzugraben? Ich bin sprachlos und stehle mich in Richtung Lea, Jasmin und Chris davon.
    ›Eine komische Familie!‹, denke ich mir. Aber Cousins und Cousinen dürfen immerhin vollkommen legal in Deutschland heiraten, erkläre ich mir die seltsame Verbindung.
    Während ich so durch den Saal schwebe und dabei merken muss, dass ich mir vorhin mein Hemd vollgekotzt habe, sehe ich Chris und Jasmin miteinander quatschen. Mitten auf der Tanzfläche scheinen Raum und Zeit um sie herum stehengeblieben zu sein. Ihre Gesichter kommen sich näher.
    Gibt das einen Kuss?
    NEIN!
    Der Stürmer

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