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Titel: Werben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Zimmermann
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kenne ich nich’!«
    Ein letzter Versuch. Ich treibe es auf die Spitze: »Oh ja. Aber ich kenne doch die Mandy hinter der Theke! Die habe ich neulich beim Proktologen getroffen.«
    Was ein Proktologe ist, scheint er nicht zu wissen. Das Fremdwort verwirrt ihn wohl so sehr, dass er schließlich sagt: »Du kennst Mandy? Ja, Alter. Sag das doch gleich! Rein mit euch!«
    Die Dummen sterben nie aus, stelle ich mit Schadenfreude fest. Glück gehabt! Wir betreten die bislang uneinnehmbare Festung der Baggerkönige.
    An der Garderobe geben wir unsere Jacken ab, die in der kühlen Abendluft ein Muss sind, aber nicht in der stickigen, heißen Luft der Disco. Vorbei an den ersten Angetrunkenen gehen wir in den großen Saal, der vor Jahrzehnten ein kleines Varieté beherbergte. Angetrunken sollte man hier auf der Hut sein, denn der gesamte Boden ist leicht abschüssig, um so früher allen Besuchern in ihren Sitzreihen einen unverbauten Blick zu ermöglichen. Die Bänke mit ihren Klappsitzen fehlen heutzutage freilich.
    Lea, Moss Man und Perry sind mit mir unterwegs. Von Chris hatte ich per SMS erfahren, dass er mit seiner Flamme Jasmin nachkommen wolle.
    Bevor wir Moss Man und Perry am Marktplatz getroffen hatten, war ich mit Lea alleine unterwegs gewesen. Bei einer Art Candle-Light-Dinner hatte sie mir eröffnet, dass es mit Malte endgültig aus und vorbei sei. Ihre feuchten Augen erzeugten bei mir nicht nur Mitleid, sondern auch die Hoffnung, dass meine Stunde nun endgültig gekommen ist.
    Auf einer Wolke des Glücks schwebe ich dennoch nicht. Langsam macht sich Nervosität breit. Vor dem Date mit Lea hatte ich mir in weiser Voraussicht Mut angetrunken. Ungefähr eine halbe Flasche Rotwein sollte nicht nur mein Herz, sondern auch meinen Magen erwärmen.
    Ein anderer positiver Aspekt des heutigen Abends ist, dass mein ehemaliges Brühwürstchen nun wieder genesen ist. Im Internet hatte ich ein Forum über Sexunfälle gefunden, das mir meine Beschwerden nehmen konnte.
    Nicht nur, dass es Deppen gibt, die noch viel größeren Unsinn mit ihrem Penis anstellen. Man findet dort auch prima Rezepte für kühlende Salben, die man nach einer langen Nacht von Beischlaferei gut gebrauchen kann.
    Schade nur, dass dies nicht die Wurzel des Übels bei mir war. Aber immerhin: Nachdem ich die Salbe selbst angesetzt hatte, fühlte ich mich wie einst Jean Pütz von der Hobbythek .
    Im großen Saal der Abschlepp-Disco, welche im Volksmund passender Weise Schwanztheater genannt wird, führt uns der Weg zunächst zur Bar.
    Perry kann sich nicht halten und stürmt derweil sofort auf das Parkett und zieht eine Travolta-Show alla Saturday Night Fever ab. Sogleich bildet sich eine Traube der hübschesten Frauen um ihn. Wahnsinn … Jan und ich können nur noch neidisch glotzen. Der Junge hat es echt drauf!
    Vier Wodka Lemons später haben Jan und ich uns endlich genug Mut angetrunken, um es auf der Tanzfläche auch mit einer gewagten Steppeinlage zu versuchen. Leider bin ich kein Fred Astaire. Zwar habe ich einen unvergleichlichen Tanzstil, jedoch könnte man diesen eher mit dem eines Elefanten auf Valium bezeichnen. Sprich: Nicht so beweglich, kein so langer Rüssel, aber die Erde bebt bei meinen Bewegungen.
    Lea ist schon kurz vor uns auf die Tanzfläche geeilt. Ihr Auftreten lässt mich erst einmal tief schlucken. Niemals zuvor habe ich eine elegantere Tänzerin gesehen. Neben ihr muss Shakira aussehen wie eine billige Stripteasetänzerin, die an ihrem ersten Tag im Tabledance-Lokal vergessen hat, sich unter den Armen zu rasieren.
    Ich tanze in ihre Richtung. Den Lärm der Musik übertönend schreie ich ihr ins Ohr: »Na? War doch eine gute Idee hierher zu kommen, oder?«
    »Ja. Du hattest vollkommen recht. Zwischen all den alten Säcken fühle ich mich total heiß begehrt und suuuuper !«
    Wie deprimierend. Die drei Jahre, die zwischen Lea und mir liegen, habe ich nicht vergessen. Hoffentlich ist unser wahnsinniger Altersunterschied kein Hinderungsgrund für sie.
    Meine Unsicherheit baut sich weiter auf: Ich fühle mich alt. Mein Tanzstil gleicht nun den behäbigen Moves einer Bewegungsgruppe für rüstige Rentner in einem Altersheim. Gerade bewundere ich Leas auf- und abhüpfende Brüste, als Jan sich in meinen Dunstkreis tanzt.
    »Die da hinten scheint scharf auf mich zu sein. Ich versuch’s einmal. Bis gleich!«
    Sehr gut. Moss Man ist beschäftigt. Lea gehört nur mir! Aber leider habe ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Eine brünette

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