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Titel: Werben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Zimmermann
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Zufälle. Vielleicht sollte ich Eva nur letztmalig begegnen, damit ich mich völlig auf Lea konzentrieren kann. Zumindest ist dies meine Rechtfertigung vor mir selbst. Ganz und gar ist mein Denken von der heutigen Geschichte auf dem Bahnsteig bestimmt.
    Dennoch steigt die Spannung auf die Wohnung nun von Minute zu Minute. Es ist zwar die erste, welche ich überhaupt in Augenschein nehme, aber mein Gefühl sagt mir, dass dies die richtige ist. Was für eine traurige Ersatzbefriedigung!
    Wie dem auch sei, ich mache mich auf in Richtung Konferenzraum und ziehe mir zuvor noch ein unerlässliches Kleidungsstück über.
    Herr Beaujean ist damit einverstanden, dass ich eine etwas ungewöhnliche Kopfbedeckung bei unserem Meeting trage. Keinen Cowboyhut, wie man jetzt denken könnte, denn diese Phase habe ich hinter mich gebracht. Ich rede von einer Baseballkappe, die verhindert, dass Leute mir weiterhin auf meine so unrühmliche Trophäe der gestrigen Nacht schauen können.
    Da die beiden Chefs des auftragvergebenden Konzerns geradezu extrem fanatische Fans des BVB-Fußballteams sein sollen, habe ich mich für eine schicke schwarz-gelbe Mütze entschieden, die ich als Fan derselben Rurpottmannschaft mein Eigen nenne.
    Der Fanatismus der zwei Geschäftsführer soll keine Grenzen kennen. So wird ihnen nachgesagt, dass sie andauernd Unsummen spenden und auch jedem Auswärtsspiel beiwohnen würden. Die Sympathien meiner Kunden sind mir bestimmt gewiss. Zumal Dortmund gestern im DFB-Pokal gegen den 1. FC Köln gewonnen hat.
    Ich schicke also mein Laptop in den Stand-by, klappe es zu und nehme es in die Hand. So ausgerüstet stehe ich auf und mache mich auf den Weg zum wichtigsten Meeting des Jahres. Nicht nur meine Prämie habe ich im Hinterkopf. Denn wie Lea von der Chefsekretärin erfahren hat, will mich Herr Beaujean zu einem Senior Project Manager befördern, wenn alles gut läuft.
    Zwar ist dies ein Titel ohne Mittel , aber er macht sich ganz fantastisch auf meiner Visitenkarte, welche bisher die Angabe eines echten Berufsabschlusses vermissen lässt.
    Der Gang zum Konferenzraum führt mich auch an Perrys Platz vorbei. Sein Tisch ist wieder in den Urzustand zurückversetzt worden. Eigentlich Schade für die tollen bunten Cartoons. Es war doch einer der wenigen Farbtupfer in dem schwarz-weißen Einerlei.
    Auch er sitzt wie gewohnt da und telefoniert. Heute wird es Zeit für ein Männergespräch unter vier Augen mit ihm. Obwohl ich dies lieber an einem überfüllten Platz durchführen würde. Man kann ja nie wissen, ob er wieder die Wirkung seiner roten Spitzenunterwäsche an mir testen will.
    Beim Vorbeigehen bemerke ich, wie er mir zulächelt. Oder ist dieses Lächeln vielleicht eher ein schadenfrohes Grinsen? Ich wage es, ihm genauer ins Gesicht zu schauen.
    Stimmlos bewegt er seinen Mund. Nach einem »Hallo« sieht es nicht gerade aus. Obwohl ich meine Lippenleserausbildung noch nicht abgeschlossen habe.
    Ich denke mir nichts dabei, denn ich werde ihm ja ohnehin heute den Marsch blasen. Schließlich soll er sich zusammenreißen und seine komische Neigung endgültig akzeptieren. Zudem muss er wissen, dass ich kein Verräter bin!
    Ein paar Meter weiter klopfe ich an die Tür des Konferenzraums Numero zwei.
    »Kommen Sie nur herein, Herr Stolle. Nicht so schüchtern!«, höre ich Herrn Beaujean von der anderen Seite sagen.
    Meine leicht verschwitzten Hände drehen an dem Türknauf. Schnell noch wische ich sie unauffällig an meinem Hosenbein trocken, um dem ersten der anwesenden Kunden die Hand zu schütteln.
    »Guten Tag, Herr Bruns. Schön Sie wiederzusehen!«, ich greife nach seiner Hand.
    Meine Kappe scheint nicht ohne Wirkung zu bleiben. Mit großen Augen guckt Herr Bruns mir auf meine Stirn, wo sich das BVB-Vereinsemblem befindet.
    ›Was für eine gute Idee mit der Mütze‹, denke ich und setze an, um dem zweiten Geschäftsführer unseres Großkunden die rechte Hand zu reichen.
    Freudig sage ich: »Hallo Herr Schwartz, freut mich sehr.«
    Auch Herr Schwartz guckt mir ein Loch in den Kopf, was meine betrübte Laune wegen Eva aufklaren lässt. Ich schmunzle über meinen kongenialen Einfall.
    Beim Hinsetzen kann ich feststellen, dass unsere beiden Auftraggeber sich mit offenem Mund anstarren. Toll, sage ich mir, die beiden scheinen sich richtig zu freuen. Fußball ist ja auch ein schönes Hobby!
    Es ist still. Ich schaue in die Runde. Warum gucken denn alle Anwesenden jetzt so komisch? Mein Blick bleibt bei Herrn

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