Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Werben

Werben

Titel: Werben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Zimmermann
Vom Netzwerk:
auf und kommt da raus!«, spreche ich verärgert zwei Meter herab.
    »Scheiße. Wie s-s-sollen wir hier wieder rauskommen, Alter?«
    Eine gute Frage – nächste Frage.
    »Macht doch ’ne Räuberleiter!«, gebe ich als Antwort.
    »G-gute Idee. Chris, du vor. Hehehe. Chris vor – noch’n Tor!«
    Jan und Chris lachen wieder laut los. Der Zeitpunkt ist erreicht, an dem die beiden selbst über die unlustigsten Dinge lachen. Vermaledeiter Alkohol. Ich nehme mir vor an Eins Live zu schreiben und mich für den augenöffnenden Beitrag von Sören Pönsken-Pullermann zu bedanken.
    »Ja. So ist gut! Gleich haben wir es.«
    Ich schaffe es, Chris auf den asphaltierten Straßenbelag zu helfen. Jetzt fehlt nur noch Jan.
    Ich will mich gerade bücken, um ihm meine Hand zu reichen. Da bekommt Chris einen Einfall, der so genial wie Albert Einsteins Relativitätstheorie ist. Laut lachend schubst er mich in das Loch hinab.
    Der schlammige Boden kommt immer näher auf mich zu …

    ***
    »Herr Stolle. Können Sie mich verstehen? Wie viele Finger halte ich hoch?«
    »Lea bist du das? Ach ne. Du hast ja gar keinen BH unter deiner Bluse. Überhaupt: Seit wann hast du Haare auf der Brust und trägst einen Schnurrbart?«
    Ich blicke ins Gesicht eines Sanitäters. Seine orange Jacke lässt mich erkennen, dass er nicht zum Spaß hier sein muss, da ich zudem auf einer Liege Platz genommen habe.
    Mein Kopf wird klarer.
    »Wo, wo bin ich?«, frage ich.
    »Sie sind im Krankenwagen, Herr Stolle. Ihre beiden netten Freunde haben uns gerufen. Sie meinten, dass Sie vielleicht etwas zu viel getrunken hätten. Meine Güte. Sie sind doch bestimmt schon dreiunddreißig. Und dann fallen Sie betrunken in dieses Loch.«
    Ich protestiere: »Ich bin fünfundzwanzig! Und außerdem habe ich nicht …«
    »Seien Sie still! Ich muss Ihre Platzwunde versorgen, dann können Sie gehen!«, bekomme ich zu hören.
    Ich will mich weiter zur Wehr setzen, kann aber am Bundeswehrton in seiner Stimme erkennen, dass dies nur ein Pamphlet über die Gefahren des Alkohols zur Folge hätte. Wieder muss ich an Sören, Torben und Wenke denken.
    Ich gucke in Richtung meiner Füße. Durch die offenen Türen des Krankenwagens kann ich erkennen, dass wir uns immer noch in der Paradiesstraße befinden. Zumindest bleibt mir ein Krankenhausaufenthalt erspart.
    Vor dem Wagen stehen Jan sowie Chris und erzählen einem Polizisten im lockeren Plauderton, was passiert ist. Scheinbar lallen sie nicht mehr und sind wieder Herren ihrer Sinne. Der Dumme bin also ich!

    Total schmutzig, unterkühlt und durchnässt, humple ich nach einem kurzen Verhör durch Wachtmeister Dimpfelmoser zurück zu meinem Wohnhaus. Er erinnert mich irgendwie an den Polizisten aus Räuber Hotzenplotz . Seine 1,60 m Körpergröße zusammen mit der hohen Stimme sind wenig Angsteinflößend. Zudem trägt er den bayerisch klingenden Namen Kreitmayr , aber diese Gedanken habe ich ihm natürlich verschwiegen.
    Mein Zorn ist groß: Ein Ordnungsgeld für eine Tat, die ich nicht begangen habe. Während ich die Treppen hochgehe, klingelt mein Handy. Ich drücke auf den grünen Hörer.
    »Andy. Ich bin’s … mit Jan. Das tut uns tierisch leid. Die Strafe bezahlen natürlich wir. Blöderweise haben die einen der Anwohner ausgefragt. So ’nen Türken mit seiner Freundin: Mustard und Eischaum oder so ähnlich. Die haben felsenfest behauptet, dass ein Typ in Badelatschen alleiniger Übeltäter gewesen sei – also du. Was sollten wir schon machen?«
    Da mein Brummschädel ein vernünftiges Streitgespräch unterbindet, sage ich Chris einfach nur, dass wir morgen darüber quatschen. Ein Klicken in der Leitung beendet das Gespräch. Erschöpft und relativ verstört komme ich in meine Wohnung.
    Den Schlamm über meinen Flur verteilend eile ich ins Badezimmer. Ein Blick in den Spiegel lässt mich erschrecken. Zwar wollte ich immer aussehen wie der junge Harrison Ford, aber ich dachte da eher an seinen Film Die Waffen der Frauen . Eben ganz ohne Verletzungen. Ich hingegen sehe aus wie Indiana Jones . Und leider meine ich nicht den Uni-Professor-Look, sondern den Abenteurer-Hau-Drauf-Look.
    Über meinem linken Auge prangt ein riesiges Pflaster. Verkrustetes Blut befindet sich in meinen Augenbrauen.
    Ich entledige mich meiner versauten Klamotten und bemerke erst jetzt, dass ich eine meiner Latschen verloren habe. Deswegen also musste ich so komisch gehen und humpeln.
    »Na ja. Zumindest haben die Bauarbeiter morgen das Vergnügen,

Weitere Kostenlose Bücher