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Titel: Werben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Zimmermann
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ein Scherz, O-O-Ondre. Louis ist nur ein – wie sagt man – Spitzenname. Das liegt daran, dass Euer Chef einmal möchte behauptet haben, dass ich aussehe wie dieser Louis de Funes. Ich chab sogar Doppelstaatsbürgerschaft: Polen unt Deutschlant.«
    So einfach werden also Legenden zerstört. Das Schicksal der guten Seele unserer Firma erinnert mich unweigerlich an das von Sir Ben Kingsley in dem Film Haus aus Sand und Nebel .
    Die augenblickliche Erinnerung an die tragische Geschichte des fiktiven Iraners sowie Louis reale Biografie und natürlich die Ereignisse der vergangenen Stunden treiben mir im Endeffekt das Wasser in die Augen. Wie bei den letzten zwanzig Minuten des erwähnten Meisterwerks, beginne ich bitterlich zu weinen.
    »O-O-Ondre. Komm beruhig Dich. Sei nicht traurig. Herr B-B-Beaujean war doch nicht mehr böse.«
    Dies stimmt fatalerweise nur zum Teil, denn nachdem unsere beiden Gäste verschwunden waren, setzte es – unter sechs Augen – eine ordentliche Standpauke. Unser sonst so friedliebender Herr Beaujean hatte Mühe und Not seine Fassung zu wahren.

    ***

    »Ein Verhalten WIE IM IRRENHAUS, Herr Wittig und auch SIE Herr Stolle! So was habe ich noch nicht erlebt. Schämen Sie sich. Bekommen Sie Ihr Leben wieder in den Griff! Außer Rand und Band. Vor allen Dingen Sie, Perry. Seit Tagen sprechen Sie hier mit keinem. Suchen Sie sich eine feste Freundin, verflucht noch mal. Sie springen ja durch alle Betten, ist mir zu Ohren gekommen. Das heutige Meeting war einfach nur PEINLICH. Wie stehen wir denn jetzt da? Unmöglich! Und Sie, Andreas. VERDAMMT … zuerst verzögern Sie das gesamte Projekt ständig und dann spielen Sie vor unseren Kunden den sterbenden Schwan – welch Schmierentheater und das bei einem derart hohen Kostenrahmen!«
    Da Herr Beaujean wegen seines Bluthochdrucks nie länger als fünf Minuten richtig böse sein darf, hatte er Perry und mir alsbald eine Woche Zwangsurlaub befohlen. Also eigentlich ist es wegen der schriftlichen Abmahnung sogar eine drohende Kündigung und der Urlaub eher eine Art Suspendierung, aber ein wenig Zweckoptimisus darf wohl noch sein, oder?
    Freilich, meine Prämie und meine Beförderung, müsse ich mir abschminken, hatte mein Chef gesagt. Um meinen Kollegen nicht bloßzustellen, hatte ich den Mund gehalten, wie es zu dieser kleinen Fehde überhaupt gekommen war. Perry indes schien immer noch an meinen Verrat zu glauben. So schimpfte er mich abermals einen Verräter, als wir das Büro verlassen hatten.

    ***

    »So. F-Fertig, O-O-Ondre.«
    Mein heimlicher Unfallchirurg hat sein Werk vollendet. In der Scherbe eines zerbrochenen Spiegels bewundere ich sein Oeuvre. »Haste gut gemacht«, ich schniefe die letzten Tränen hoch.
    »Keine Ursache. Du gehst jetzt besser nach Hause und möchtest Dich hi-hi-hinlegen. Es ist F-F-Faierabend.«
    Übermannt von meinen Gefühlen umarme ich Louis. Mich besänftigend drückt er sich kurz an mich. Er kann sich allerdings einen dummen Spruch nicht verkneifen: »Tut mir leit, O-Ondre. Ich bin kein H-H-Hinterlader!«
    Lachend verabschiede ich mich. Ein nettes Völkchen diese Frankopolen. Draußen vor dem Firmengebäude treffe ich eine sehr besorgt aussehende Eva – natürlich Quatsch … Lea.
    Wie vorteilhaft, dass ich nicht mehr weine und mich zusammenreiße. Als Weichei will ich ihr nicht gegenübertreten.
    Sie will es sich nicht nehmen lassen, den Leibwächter zu mimen, um mich höchstpersönlich in den Zug zu setzen. Just als wir die Theaterstraße in Richtung der Bahnhofstraße verlassen wollen, fällt mir siedend heiß der Termin mit Herrn Krug ein. Ein Blick in die Kalenderfunktion meines Handys teilt mir mit, dass ich noch genau zehn Minuten habe, die Verabredung wahrzunehmen.
    »Mist. Ich habe ja noch einen Termin für eine Wohnungsbesichtigung! Willste mitkommen? Wenn wir uns sputen, schaffen wir das zu Fuß.«

Sechszehntes Kapitel

    Rudi Carrell

    »Ja. Und sehen Sie hier. Das ist das Badezimmer!«
    Schade, dass ich meine Sonnenbrille nicht dabei habe. Denn als sich die Tür öffnet, blitzt und blinkt es so sehr wegen der weißen Fliesen und verchromten Armaturen, dass ich kurz die Augen schließen muss. Staunend gehe ich bei der Wohnungsbesichtigung durch einen wahr gewordenen Traum.
    Manches Tief und kein Hoch hält der heutige Tag für mich bereit. Diese Wohnung ist definitiv der einzige Lichtblick.
    An dieser Immobilie stimmt einfach alles. Sogar meine geliebten, deutschen Ideal-Standard-Becken wurden

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