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Titel: Werben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Zimmermann
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langsam glätten. Prinzesschen hält mich mit Nachrichten aus der Agentur täglich auf dem Laufenden und ist sozusagen meine persönliche Auslandskorrespondentin.
    Auch über Perry wusste sie einiges zu berichten. Bemerkenswertes Detail war, dass dieser einen Kurztrip an die niederländische Küste angetreten ist.
    Vor meinen Freunden habe ich bislang die gewaltige Leere, die meine Zugbekanntschaft hervorgerufen hat, verborgen gehalten. Die Einsamkeit ist mir zunächst nach Aachen gefolgt.
    Wo blieb nur mein Mut? Hätte ich Eva doch nach ihrer Telefonnummer, E-Mail-Adresse, Sozialversicherungsnummer oder wenigstens ihrer Schuhgröße gefragt. Dies werde ich mir wohl nie verzeihen.
    Am gestrigen Dienstag hatte ich versucht, meinen Fehler zu korrigieren. Ein Anruf bei der Kölner Uniklinik war jedoch ergebnislos geblieben, da man keine Auskünfte über aktuelle oder ehemalige Mitarbeiter herausgeben dürfe. Bei den üblichen Sozialnetzwerken hatte ich sie auch nicht ausfindig machen können. Hätte ich doch Zugang zum Prism-Programm der NSA.
    Auch in Hamburg werde ich sie wohl niemals aufspüren können. Denn eine Person in einer Millionenstadt – ohne die Kenntnis ihres Nachnamens – zu suchen, dürfte der sprichwörtlichen Suche nach dem Baseballschläger im Misthaufen gleichen.
    Einziger Trost, der mir nun noch bleibt, ist Lea. Keine Zeit mehr für Ausreden – das Singledasein muss ein Ende haben. Darüber hinaus steht als Aufheiterung bald ein hoffentlich ereignisreicher Londontrip an. Eine Ablenkung, die ich nur zu gut brauchen kann.
    »So – wir sind jetzt weg! Wenn du morgen auch noch Hilfe brauchst, dann melde Dich einfach!«, verabschieden sich meine Zwillingsfreunde.

Achtzehntes Kapitel

    VW = Vitali & Wiktor

    Der erste Abend in meiner neuen Wohnung. Eine mediale Ablenkung gibt es noch nicht. Die Einzelteile meines Mini-Heimkinos sind in diversen Kisten und Kartons verschwunden. Lesen ist mir zu müßig – zumal ich meine Brille verlegt habe und ohne das kleine Fahrrad blind wie ein Maulwurf bin. Taschenbillard könnte man spielen, aber ich habe noch keine Vorhänge und den Nachbarn würde sich ein ähnliches Bild bieten wie einst Aische und Mustafa.
    Ein Zeitvertreib muss her! Um meine Stimmung zu heben, habe ich – nicht ganz ohne Eigennutz – für heute Abend eine kleine paramilitärische Operation geplant. Zwar bin ich Pazifist, aber ein wenig Armeedrill wird meiner Moral guttun.
    Nach wie vor steht eine arglistige Revanche aus. Denn bekanntermaßen gilt es, Jan und Chris ihre feige Dürener Baustellenaktion heimzuzahlen. Für meinen sorgfältig vorbereiteten Plan benötige ich jedoch einen schnellen Internetzugang, da meine DSL-Leitung freilich noch nicht aktiviert ist.
    Überhaupt gehe ich in meiner Soldatenrolle ganz und gar auf und ertappe mich beim Versuch, meine Armbanduhr mit der Zeitanzeige meines Handys abzugleichen. Eigentlich unsinnig, da ich wie John J. Rambo alleine unterwegs bin, aber es verleiht meiner bösen Tat mehr Glaubwürdigkeit.
    Wie gut, dass ich zur letzten Karnevalssession dem großen Ozzy Osbourne gehuldigt habe. Das Kostüm ist schnell gefunden und bereitgelegt. Mit einer langen schwarzen Perücke verwandle ich mich in den Prince of Darkness . Befriedigt schaue ich in meinen neuen Badezimmerspiegel.
    Die langen schwarzen Haare stehen mir eigentlich ganz gut – auch meine bleiche Gesichtsfarbe und das riesige goldene Kruzifix passen. Mein alter Ledermantel ist allerdings mittlerweile nicht mehr ganz modern. Aber für meine Verkleidung sollte er vollkommen ausreichen. Immerhin hatte ihn Opa schon auf seinen Motorradtouren in den 50er Jahren getragen. Nur der Geruch nach Mottenpulver ist leicht abstoßend. In meiner löchrigen Brusttasche verstecke ich, als finalen Akt, mein Handy inklusive Kamera in HD-Aufnahmequalität – die geniale Unternehmung muss für meine Enkel auf Film festgehalten werden.
    Bevor ich jedoch gehe, wandere ich abermals ins Badezimmer, schaue in den Spiegel und sage laut und deutlich für Kamera sowie Mikrofon: »Hallo Chris. Hallo Jan. Rache ist Blutwurst. Es lebe der Tag des schlechten Scherzes .«

    Ich verlasse meine Wohnung, das Haus und schließlich sogar die Bismarckstraße, um in die Rehmannstraße zum dortigen Kiosk zu gelangen, der zugleich ein Internetcafé ist. Dort beziehe ich Stellung. Hinter einem Auto versteckt, nehme ich mein Fernglas aus der Tasche und beobachte die Lokalität.
    Der inhabergeführte Laden ist eine

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