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Titel: Werben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Zimmermann
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von der SS. Und deine Frisur würde ich auch überdenken!«, er grinst mich an, gibt mir Goofys Pass zurück und zeigt auf einen der zwei PC-Plätze.
    »Du. Dich DORT setzen!«
    »Thanks – Danke!«, sage ich.
    Die Maskerade ist schlicht und einfach zu erklären. Selbstredend soll niemand meine Schritte nachverfolgen können. Mein kleiner Racheplan muss vollkommen unentdeckt bleiben. Einzig Jan und Chris werden eine schöne DVD mit meiner Aktion zugeschickt bekommen. Was ich hier tue, ist nämlich so ziemlich ungesetzlich: Es geht um Internetkriminalität und das Fälschen von Disneyland-Ausweispapieren. Dies sind keine Kavaliersdelikte! Don’t try this at home, kids!
    Erster Schritt ist es nun, meinem Alter Ego aus Kanada eine Kommunikationsmöglichkeit zu bieten. Schnell richte ich mir eine neue Freeware-E-Mail-Adresse ein.
    Tja. Wie nenne ich mich eigentlich? Jesus Christus, bin ich heute wenig kreativ. Ah – sehr gut! Ich gedenke dem größten schwarzen Musiker, den es je gegeben hat. Fatalerweise hat er, wie der große James Brown schon das irdische Leben hinter sich gelassen.
    Mit der Adresse [email protected] setze ich ihm ein Denkmal. Wehren kann er sich immerhin nicht mehr!
    Überhaupt passt dieser Einfall zu meinem verdeckten Special-Forces-Einsatz. Franky Gee alias Captain Jack war immerhin bekannt für die überzeugende Darstellung eines singenden Soldaten.
    Nun beginne ich den Upload einer E-Mail-Bombe an Chris und Moss Man. Eine solche Nachrichtengranate ist ein garstiges kleines Biest. Beiläufig bemerkt ist sie nichts anderes als eine normale Text-Mail mit einem riesigen Dateianhang. Die Tücke liegt in letzterem verborgen. Denn die Wirkung des Anhängsels ist in der Tat sehr explosiv für den, der es empfängt. Hat man ungeliebten Leuten früher stinkende Buttersäure in die Briefkästen gekippt, macht man dies heute in digitaler, aber nicht minder schrecklicher Form.
    Worte können manchmal verletzend sein, aber eine E-Mail-Bombe ist digitales TNT. Der PC des unglücklichen Empfängers wird stundenlang damit beschäftigt sein, eine Datei zu entpacken und auf seine Ursprungsgröße aufzublasen. Der Computer meiner Opfer wird sehr lange lahmgelegt sein.
    Vergnügt summe ich beim Tippen meiner Nachricht einen von Captain Jacks größten Hits: Drill Instructor .
    Von:   [email protected]
    An:   [email protected], [email protected]
    Betr.:  Business offer

    Dear friends,
    I have heard of your so called “Tag des schlechten Scherzes”. Please have fun with my attached .ZIP file.
    It will bring you joy and lots of luck.

    Yours sincerely
    Captain Jack

    Unvorbereitet gehe ich nie zu Werke, deswegen ziehe ich parallel einen USB-Speicherstick aus der Hosentasche, auf dem sich meine ureigenste Version vom 11. September befindet: eine vollkommen unscheinbare Zipdatei. Nachdem ich der Mail das Attachment hinzugefügt habe, überprüfe ich nochmals schnell meinen Text. Hinter meinem Rücken höre ich, wie die Tür zugeht.
    »Vitali. Da bist du ja wieder. Guck mal: Der Trottel dahinten spricht nur Englisch und kommt wohl aus Kanada, kann aber dennoch kein Französisch sprechen. HAHAHAHA«, höre ich Wiktor plötzlich lachen.
    »Wundert mich ja gar nicht. Hast du die abgetragenen Schuhe gesehen? So was findet man sonst nur in der Altkleidersammlung. Was für ein Hinterwäldler.«
    Schade, dass ich meine Tarnung nicht auffliegen lassen kann. So sind diese Schuhe relativ neu und von Hugo Boss . Aber den Ladenbesitzer zu berichtigen, wäre jetzt tödlich – ich dachte übrigens, Vitali spräche nur gebrochen Deutsch?
    »Ja. Er sei zur Hälfte Kanadier und zur anderen Hälfte aus Vatikanstadt. Bestimmt ein uneheliches Kind des Papstes. In seiner Kluft sieht er andererseits tatsächlich ein wenig wie ein Priester aus. Wir können ihn ja fragen, ob er unseren Laden segnen will.«
    Beide brechen in schallendes Gelächter aus. Gut, dass die E-Mail gesendet ist. Bloß weg von hier.
    »Wiktor, lass einmal seinen Ausweis sehen. Ich will wissen, wo genau der aus Kanada herkommt.«
    Jetzt wird die Situation brenzlig. Ich beobachte, wie Wiktor in seiner Ablage nach der Kopie meines Disneyland-Mitbringsels sucht. Guter Rat ist teuer, darf ich doch nicht vergessen, dass ich meine zehn Minuten PC-Benutzung noch bezahlen muss. Man will sich immerhin einen Rest Anstand und Ehrlichkeit bewahren.
    Zumal Wiktor bisher sehr nett zu mir war.
    »Vitali – wo habe ich diese Kopie denn nur? Ich kann sie

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