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& Co. genügend Rückzugsmöglichkeiten. Vielleicht läuft das Treffen sogar besser als erwartet.
Scheinbar benötigt Lea nur ein kleines Stichwort, um mir zu antworten. Im üblichen Plauderton bekomme ich kurz vor Feierabend eine E-Mail, die verlautbaren lässt, dass man sich mit mir zum bekannten Zeit- und Treffpunkt verabreden wolle. Na also – geht doch!
Morgen gibt es Butter bei die Fische . Egal was kommt. Auf die CD werde ich sie ansprechen. Eine Abfuhr werde ich wie ein Mann ertragen: Sternhagel voll!
Moralische Unterstützung ist immer eine schöne Sache, so schreibe ich in einer Tour eine SMS an Chris. Mal sehen, ob er auch mitkommt. Sollte etwas schief gehen, kann ich mich bei ihm aussprechen.
Bevor ich gegen 15.10 Uhr meine Sachen aus der Hand fallen lasse, bekomme ich von Chris eine Kurznachricht, dass er morgen Abend nicht vor drei Uhr nach Mitternacht wieder in Aachen sei. Eine Familienfeier stünde auf dem Terminplan – wahrscheinlicher ist gleichwohl, dass er Jasmin aus dem Weg gehen will. Okay. Dann muss es auch so klappen. Schnell noch das dreizehnte Back-up für heute und dann weg …
Zweiundzwanzigstes Kapitel
Abgetanzt
»Wenn ich es dir doch sage, Kevin. Mandy ist meine beste Freundin aus der Hip-Hop-Tanzgruppe!«
»Haut ab, ihr Idioten. Hier kommt ihr nicht rein!«
Ein zweites Mal klappt der Mandy-Trick nicht. Zumal ich mich bei Kevin zunächst mit richtigem Namen vorgestellt habe. Warum sollte ich mich auch an meinen letzten Decknamen Justin erinnern. Beim nächsten Mal werde ich versuchen, in meiner Ozzy-Osbourne-Verkleidung in die Disco zu kommen. Dann erkennt man mich wenigstens gar nicht mehr.
Wohin kann man denn jetzt noch gehen?
Ich bin immerhin voll der Zuversicht. Lea ist guter Dinge und lieb wie immer und ich bin guter Dinge, weil alles so super läuft. Die CD wurde zwar in keinem Satz erwähnt, aber sonst ist alles ganz toll.
Der heutige Samstag wird in die Geschichte eingehen. Nur in meine – versteht sich von selbst. Ich bezweifele, dass die Zeitungen darüber berichten werden oder dass es Buchveröffentlichungen dazu geben wird.
»Ach ist doch egal. Hier ist es doch eh blöde. Lasst uns ins P Five gehen!«, überlegt Jasmin laut.
»Nein, Schatz. Da läuft seit fünfzehn Jahren die gleiche Musik. Auf drei Sachen kann man sich dort immer verlassen: Madonnas Papa Don’t Preach und Melissa Etheridge mit Like the way I do sowie schlechtes Bier und einen dicken Schädel am nächsten Morgen. Ne, also da gehe ich nicht mit.«
» Ooooch , Maus! Bitte, bitte, bitte. Außerdem waren das jetzt schon vier Gegenargumente. Die anderen wollen auch alle dahin. Oder nicht, Andy und Lea?«, sie legt den besten zu-mir-kann-niemand-Nein-sagen-Ausdruck auf ihr hübsches Gesicht mit den großen braunen Kulleraugen.
Ja, auch Lea und ich wollen lieber dorthin, als sich im kalten Nieselregen zu erkälten und die Beine in den Bauch zu stehen. Gegen unsere demokratische Übermacht hat Florian keine Chance. Wir ziehen durch die verlassene Aachener Innenstadt mit Kurs auf unsere alternative Disco-Option.
Vorbei an dreizehn Mitgliedern der Spätschicht-Bettelmafia und einer kleinen Jugendbande vom Bushof, gelangen wir zum Ort des Begehrs: Dem ehemaligen Club Fountain , der jetzt einfach nur noch P Five heißt, da er in der Peterstraße und im Haus mit der Nummer 5 beherbergt ist. Der alte Name war übrigens wesentlich origineller, verwies er doch auf Aachens Thermalquellen.
Ist das Schwanztheater eher etwas für junge Senioren jenseits der fünfunddreißig, ist das P Five für alle Altersgruppen unter zwanzig Lenzen gedacht. Wie Florian schon so richtig bemerkt hat, ist es dort ein wenig wie in dem Film Und täglich grüßt das Murmeltier .
Jeder Besuch kommt dem Festhängen in einer Zeitschleife gleich. Zwar hat man mit einem Umbau sowie der Umbenennung versucht, dem neuen Image einer Lounge gerecht zu werden, aber außer der 70er-Jahre-Style-Einrichtung erinnert alles an den alten Club Fountain vor seiner Renovierung.
Und tatsächlich, jedes Mal laufen die gleichen Lieder: Madonna mit Papa Don’t Preach und Melissa Etheridges Like the way I do . Und irgendwann am Abend kommt dann ein besoffener Gast auf die Idee, einem seiner Freunde das Liedchen Happy Birthday To You von Stevie Wonder zu wünschen. Ob wirklich jedes Mal ein Geburtstagskind anwesend ist, weiß niemand so genau. Dennoch lustig ist es dort eigentlich immer – bis vor zwei Jahren war diese Disco jedes
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