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schlesische Wurstspezialitäten«, sage ich glücklich zu den beiden.
»Ja, schön. Dahinten ist Tina aus der Buchhaltung, mit der habe ich mich zum Essen verabredet!«, ist die kurze Bemerkung Leas zu diesem Thema. Sie entschwindet ziemlich gehetzt und macht dabei ein Gesicht, als ob man ihr Abführmittel in das Essen gekippt hätte.
Ich mache einen nicht minder betretenen Eindruck.
»Ja. Sie ist ein bisschen komisch heute. Mach dir nix daraus!«, gibt mir Jan quasi als Baldriantropfen zu dem Tee, den ich mir an der Essensausgabe bestelle.
Ich komme nicht an dem Gedanken vorbei, dass die CD wohl zu viel des Guten gewesen sein könnte. Wenn sie mir jetzt einen Korb gibt, dann soll sie damit sofort rausrücken. Ein Zögern wäre nicht das, was ich mir wünsche.
Nach dem Essen werde ich sie mir schnappen.
»Keinen Pudding bitte. Der ist immer so flüssig«, sage ich zu der netten korpulenten Dame hinter der Theke, die letztlich versucht hatte, die braune Masse mit körpereigenen Pilzkulturen zu verfeinern.
Während ich so sitze und esse und mir Jans neue Geschichten von Petra anhören muss, beobachte ich Lea. Sie sieht ganz schön unglücklich aus. Zwar sucht sie hier und da meinen Augenkontakt, aber ihre sonstige Leichtigkeit ist verflogen. Oh Mann. Das kann nicht gut gehen.
Als ich mit dem Menü fertig bin, versuche ich, schnell hinter Lea herzurennen, die auch im Begriff ist zu gehen; muss aber leider aufgeben, da mich unser Fotograf Stefan am Ausgang aufhält.
»Warum war ich denn auf deine Fete nicht eingeladen? Alle anderen waren eingeladen. Nur ich nicht. So eine Frechheit.«
»Wir leben in einem freien Land. Stell dir vor!«, gebe ich als hektische Antwort. Zeitgleich sehe ich, wie Lea die Treppenstufen zu unserer Etage erklimmt.
»Ja. Schon gut. Aber du hast Perry eingeladen. Auf eine Fetischfete habe ich eh keinen Bock.«
Nicht, dass ich für die Rechte sexuell freizügiger Menschen kämpfen müsste, aber der Umstand, dass mich Stefan vor Lea abgefangen hat und er zudem so respektlos über meine Freunde spricht, lässt mich einmal mehr aus der Haut fahren.
»Fick Dich, Stefan. Lass mich in Ruhe!«
Ich drücke ihn zeitgleich zur Seite.
Mit dieser Antwort hat er wohl nicht gerechnet. So überrascht hat er noch nie geschaut.
Lea ist weg. Dann hat es wohl nicht sein sollen. Sie will bestimmt ein wenig in Ruhe gelassen werden.
Die nächsten vier Tage sind eine Lea-freie Zeit. Mein Sonnenschein scheint durch eine Mondfinsternis blockiert zu sein. Auf der Arbeit sagen wir kaum ein Wort zueinander. Vielleicht ist sie ja auch wetterfühlig. Das feucht kalte Oktoberklima könnte ihr auf das Gemüt geschlagen sein. Um nicht auch der Schwermut zu verfallen, stürze ich mich in die Arbeit.
Den Fehler des Veggie-Shop s begehe ich nie wieder. Back-ups sind jetzt regelmäßige Pflicht. Meine Paranoia trägt gar seltsame Früchte, denn obwohl die IT ebenso Sicherungskopien von dem nicht geheimen Projekt macht, erwische ich mich dabei, wie ich zusätzlich selber die Daten spiegele. Und das auf zwei verschiedenen externen Festplatten. Safety first!
Der Ordner mit dem kleinen Tofu-Würstchen des letzten Projektes ist nun durch einen Krakauer Wurstkringel ersetzt. Förmlich kann ich den Geruch der geräucherten Spezialität durch meinen Rechner strömen sehen. Keine fünf weiteren Arbeitstage und ich werde fertig sein mit der Programmierung.
Die Arbeit lenkt mich von Lea ab. Eine positive Reaktion erwarte ich nun nicht mehr. Ich will nur noch versuchen, unsere Freundschaft zu retten. Die beleidigte Leberwurst zu spielen, wird mir auch nicht helfen – eine momentan passende Metapher. Aber ganz habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Denn die stirbt ja bekanntermaßen zuletzt.
Vielleicht hilft es auch, wenn ich möglichst viel Normalität vortäusche und ihr eine E-Mail schreibe, die unverbindlich zu einem unserer gewöhnlichen Treffen am Wochenende lädt.
Liebe Eva …
Muss ein Freud’scher Versprecher sein. Auf ein Neues.
Liebe Prinzessin,
habe im Moment so viel zu tun, dass ich gar nicht dazu komme, mit Dir zu quatschen.
Bin ich nicht scheinheilig?
Hast Du nicht Lust, morgen Abend eine Kleinigkeit essen zu gehen. Danach können wir ja tanzen gehen.
Oder ich tanze dann ab – je nachdem.
Vielleicht kommen Jasmin und Florian auch mit?!
MfG vom Andy
Ein zweiter personeller Anreiz ist nie verkehrt.
Na, wenn das nicht unverbindlich klingt. Zudem lässt ihr ein Zugegensein von Jasmin
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