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Wochenende unser Ziel.
Am Eingang des Tanztempels kommt es zur Begegnung mit einem sehr viel freundlicheren Türsteher als dem von vorhin.
»STOP! Darf ich deinen Ausweis sehen?«
»Was? Ich bin schon über achtzehn. Und mein Visum ist auch noch nicht abgelaufen«, sage ich zur letzten Instanz vor meinem Einlass. Irgendwie erinnert er mich mit seiner Glatze an King Kongs Deoroller.
»Hahahaha. War nur’n Scherz. Klar kannste rein, Opa .«
Was für ein Arschloch. Dabei ist er selbst mindestens schon vierzig und unglaublich fett. Und den Job macht er auch schon solange ich legal Alkohol trinken darf. An der Garderobe stelle ich mich zunächst alleine mit Florian an, da Jasmin ganz dringend pullern muss, wie sie sich ausdrückt. Von hinten tippt mir Lea auf die Schulter.
»Guck nicht so böse. War ein blöder Witz von dem. Nimm’s nicht so schwer!«
»Ach. Egal. Ich hatte nur überlegt, mit welcher Ninja-Technik ich ihm das Genick brechen soll. Aber ich bin nun einmal Pazifist.«
Sie lacht. Wow. Fröhlich habe ich sie schon lange nicht mehr gesehen. Seit meiner Einweihungsfete macht sie permanent den Eindruck, als ob sie wieder zwölf ist und sich *NSYNC zum zweiten Mal aufgelöst hätten. Keinen Schimmer, ob sie die Band überhaupt gehört hat, aber für die Beatles ist sie definitiv zu jung.
Ich drücke der Garderobenfrau meine Jacke in die Hand und bemerke, dass es doch eine Veränderung in diesem Klub gibt. Die ehemalige Klofrau hat Karriere gemacht und ist nun für die Klamotten der Besucher zuständig. Schön, dass man auch im stolzen Alter von geschätzten siebenundsechzig berufliche Aufstiegschancen hat.
Bevor ich die Tanzfläche mit meinen coolen Moves beglücke, brauche ich jedoch wie Jasmin eine Blasenerleichterung und mindestens sechs weitere Glas Bier.
Gesagt, getan …
Nach meinem kleinen Geschäft wasche ich mir die Hände und bemerke viel zu spät, dass eine weitere Sache im P Five unverändert geblieben ist. Die Wasserkräne spritzen nämlich immer noch lustig und unkontrollierbar vor sich hin. Meine Hose sieht nun aus, als ob ich soeben nicht recht hätte treffen können. So eine Sauerei aber auch. Um also nicht vollkommen angepisst auszuschauen, stelle ich mich ganz nah an den Handtrockner und versuche den Fleck, der mich an den nordamerikanischen Kontinent erinnert, mit warmer Luft zu trocknen. Wie gut, dass das WC gerade nicht frequentiert wird.
Manometer. Der große Industrieföhn hat ja mehr Power als manch Düsentriebwerk und wie schön warm das da unten wird. Ich meine wie HEISS.
»Aua!«
Warum muss ich eigentlich der geborene Tollpatsch sein? Eine heiße Nacht habe ich mir anders vorgestellt. Angsterfüllt renne ich in eine der WC-Kabinen, um nicht wieder das Ravioli-Schicksal von letzthin zu wiederholen.
Die Kontrolle beruhigt mich: Ein wirtschaftlicher Totalschaden ist nicht zu erkennen. Der Allmächtige sei gelobt. Den Rest meines feuchten Hosenflecks decke ich einfach ab und beschließe, mein Hemd lässig außerhalb der Hose zu tragen. Vielleicht wirke ich dann – in einem positiven Nebeneffekt – einige Jahre jünger, um den Türsteher zu ärgern.
Vor dem Waschbecken bewundere ich mein Werk im Spiegel. Gar nicht mal so übel, nur noch die Hände waschen. Ich habe immerhin meine Desinfektionstücher vergessen.
IST ES DENN DIE MÖGLICHKEIT?
Ich begehe denselben Fehler ein zweites Mal. Jetzt gesellt sich zu der Form des nordamerikanischen Kontinents auch noch die Südamerikas. Ich kann sogar die Halbinsel Feuerland entdecken.
Fünfzehn Minuten später habe ich – unter dem Gelächter von zwei WC-Besuchern – meine Trockenreinigung beendet. Morgen werde ich im Gästebuch der Disco-Website vorschlagen, dass man einmal die Wasserinstallationen überprüfen lassen soll. Lebensgefährlich. Ich meine Lifestyle-gefährlich . Wie steht man denn bloß da?
Tollpatsch Andy betritt nun die Tanzfläche des P Fives . Hmmm. Nicht gerade eine Stausituation wie morgens auf der A4. Hier ist ja gar nichts los! Schnell habe ich meine Begleiter ausgemacht. Das heißt eigentlich nur die wild tanzende Lea. Den Rest kann ich nicht entdecken.
»Hey, Prinzessin! Wo ist denn die ganze Bagage?«, brülle ich ihr ins Öhrchen.
»Florian hatte keine Lust mehr. Der wollte nur noch weg von hier. Und dann hat sich Jasmin eben breitschlagen lassen, auch abzuhauen. Aber KOMM! Spaß werden wir auch noch alleine haben. Ich würde gerne was trinken!«, mit einem gewaltigen Wimpernaufschlag, der
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