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Werben

Werben

Titel: Werben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Zimmermann
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mir.«
    »Ja – schon gut. Schwamm drüber. Schlechte Tage habe ich auch manchmal.«
    Wir reichen uns die Hände und er ruft mir sogar hinterher, dass ich beim nächsten Mal freien Eintritt haben werde. Diese Story wird mir so schnell keiner abnehmen. Schade eigentlich, obwohl ich doch Lea als Zeugin habe!
    Keine zehn Schritte weiter atmet sie erleichtert auf: »Da habe ich aber Angst um Dich gehabt. Wusste gar nicht, dass du so suuuuper schlagfertig bist – also in allen Belangen.«
    Mit stolzgeschwellter Brust gebe ich ihr zu bedenken, dass sie meine Zeit als Kampfschwimmer in der Bundeswehr nicht vergessen sollte. Sie lacht wieder. Die Anspannung in ihrem Gesicht weicht winzig kleinen Lachfältchen um die Augen.
    »Ach, ich freu mich so sehr, Chris zu sehen. Das ist so ein netter und normaler Bursche.«
    Moment, was redet die da? Wir reden hier über Chris, der nicht nur mein bester Freund ist, sondern zugleich mindestens genau so hochgradig bekloppt wie ich.
    »Ja. Der ist in Ordnung, weiß ich«, sage ich in grüblerischem Ton.
    Was soll denn bloß dieser Kommentar von ihr?
    »Und der Chris sieht auch noch gut aus. Witzig ist er. Und er tat mir ja so leid, wo das mit Jasmin passiert ist.«
    Nun arbeiten meine grauen Zellen genau so intensiv wie vorhin in dem Dinogehirn des Türstehers. Da ich die Hände in den Hosentaschen habe, kneife ich mir ins Bein. Wach ich? Oder träum ich?
    »Der Chris ist nicht umsonst mein bester Freund. Auch wenn mich sein Aussehen, von einem heterosexuellen Standpunkt aus betrachtet, nicht interessiert.«
    Sie lacht wieder.
    Mir vergeht langsam die gute Laune.
    »Könntest du dir vorstellen, dass der was mit mir … anfangen würde?«
    Anfangen? Einen Tanzkurs meint sie sicherlich kaum. Jetzt ist die Stimmung echt hin. Mein kleines Herz ist eben implodiert. Oder explodiert? Ganz gleich. Es ist kaputt und hinüber. Schlägt es noch?
    »Ja. Lea. Keine Ahnung.«
    Soll ich ihr sagen, dass er schwul ist und er Perry gerne öfters in seiner roten Unterwäsche sehen würde?
    »Ich weiß nicht, ob er Jasmin noch hinterher trauert!«, lüge ich sie an.
    »Also Jasmin meinte zu mir, dass er ihr ganz klar gesagt hätte, dass er nichts mehr von ihr wissen will. Mit ihr redet er sogar schon über andere Frauen.«
    Leider weiß sie da mehr als ich. Und mir gehen nun die Argumente aus.
    »Aha. Ja, kann sein. Keine Ahnung.«
    Meine Stimme klingt nun weniger fröhlich.
    »Ja. Auf deiner Fete habe ich versucht, mich an ihn ranzuschmeißen und da hat er sehr komisch reagiert. Von meiner Decke wollte er kein Stück, obwohl’s so kalt war.«
    Lea ist intelligent, aber ein wenig naiv. Jetzt wird mir bewusst, wie der Hase hier die ganze Zeit gelaufen ist. Ich bin nur ihr neuer bester Freund und nicht ihr künftiger Lebensabschnittspartner. Mein kleiner Computer im Schädel errechnet nun in wahnsinniger Geschwindigkeit, dass ich diese Wahrheit schon länger hätte erkennen müssen.
    Wie dumm kann man sein? So blöde wie ich mir gerade vorkomme, habe ich mich niemals zuvor gefühlt.
    Noch drei Minuten bis zur Wohnung von Chris im Stadtzentrum. Wir schweigen uns nur an. Ihre Laune ist unverändert gut. Meine wiederum ist auf Kellerniveau gesunken.
    Ganz so naiv scheint sie dann doch nicht zu sein. Sie spricht mich an: »Was ist denn los mit dir? Willst du nicht zu Chris?«
    Nein. Ihr Blick verrät mir, dass sie schon weiß, was hier gerade gespielt wird. Vielleicht ist die ganze Aktion ihre unbeholfene Art und Weise, mir einen Korb zu geben.
    Sechzig Meter noch. Die Haustür zur kleinen Studentenbude meines guten Freundes ist nicht mehr weit.
    Zehn Meter. Was soll ich machen? Gedanken fliegen durch meinen Kopf. Habe ich das Licht zuhause angelassen? Habe ich das Wasser überall abgedreht? Ist das Bügeleisen ausgesteckt? Morgen muss ich unbedingt Wäsche waschen!
    Ich sollte die Katze aus dem Sack lassen.
    Ein Meter. Sie will gerade mit ihrer linken Hand auf den Klingelknopf drücken.
    »Stopp, Lea. Wir müssen reden.«
    »Was ist denn?«, fragt sie mich mit bestürztem Gesicht.
    »Also. Ich … ich … ich komme da jetzt nicht mit nach oben zu Chris. Das kann ich mir nicht antun?«
    Sollte ich ihr sagen, dass ich ein Medium bin und ich voraussehen kann, dass das Haus gleich abbrennen wird?
    »Warum denn nicht?«, fragt sie mich mit halbwissender und halbunwissender Mine.
    »Lea. Ist dir eigentlich klar, warum ich so viel Zeit mit dir verbracht habe in den letzten Wochen? Ich bin lieber ehrlich zu dir.

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