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Titel: Werben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Zimmermann
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Ich will nicht mehr nur dein Freund sein. Da sind schon stärkere Gefühle bei mir vorhanden. Und das hier mit Chris. Das wäre jetzt zu viel für mich. Ich gehe lieber nach Hause.«
    Mit offenem Mund starrt sie mich kurz an.
    Das Gefühl, dass ich platzen muss, weil ich ihr bisher alles verschwiegen habe, ist weg. Aber, dass das gerade alles so passiert, wie es passiert, ist unbegreiflich. Lea und Chris … ohne mich würden die beiden sich gar nicht kennen! Ich habe sie einander vorgestellt.

    Love is an ironic thing.

    Eine coole Textzeile für einen neuen Song von mir!
    Momente, die so lang wie ein ganzes Menschenleben erscheinen, vergehen und ich denke nochmals darüber nach, ob ich das Bügeleisen zuhause ausgemacht habe.
    »Ja. Hmmm … so etwas habe ich ein bisschen geahnt. Nach deiner CD habe ich dann überlegt, Dich darauf anzusprechen, aber ich wollte unsere Freundschaft nicht kaputt machen. Die war mir wichtiger wie der gesamte Rest. Und als diese Woche deine E-Mail wegen heute Abend gekommen ist, habe ich gedacht, dass du vielleicht doch nichts von mir willst. Der Text war so normal wie eh und je«, erwidert sie.
    Oh Mann. Bin ich einfältig. Und ich wollte die E-Mail möglichst unverbindlich klingen lassen. Aber hätte ein anderer Schreibstil die Situation geändert? Wohl bestimmt nicht. Wichtige Gedanken gehen mir durch den Sinn … habe ich für die Wäsche morgen überhaupt Desinfektions-Waschmittel?
    »Ne, Lea. Ich will eigentlich schon eine kleine Ewigkeit was von dir. Ich war nur immer zu feige, es Dich wissen zu lassen. Und ich wusste nie, wann der richtige Moment da ist. Aber einen richtigen Moment gibt es ja eh nicht, oder?«
    Komisch, ich weine ja gar nicht. Dabei bin ich doch sonst so zart besaitet. Aber ihr kullert gerade eine kleine Träne die Wange runter. Die Ärmste.
    »Lea. Ist ja gut. Ich habe eh nix anderes erwartet. Der Altersunterschied von drei Jahren ist schlicht zu groß. Ich werde mir jetzt jemand älteres suchen. So um die … sechsundsiebzig.«
    Sie lacht wieder, allerdings ein wenig verstört.
    »Und jetzt?«, fragt sie mich.
    »Wie und jetzt? Du gehst jetzt da hoch und machst meinen besten Freund glücklich.«
    Ob ich ihr sagen soll, dass Chris eine gewaltige Sammlung pornografischer Werke sein Eigen nennt? Oder die Sache mit dem Genitalpilz nach Karneval von vor zwei Jahren.
    »Ja und du willst nicht mit hoch?«
    »Nein. Ich geh nach Hause. Bin ja ein alter Mann. Mach dir keine Sorgen.«
    Wir umarmen uns. Es ist eigentlich mehr ein Drücken. Ich habe Angst, ihr gleich die Rippen zu brechen, aber jetzt muss ich doch noch kurz innehalten.
    »Andy. Ich bekomme keine Luft mehr.«
    »Oha ’Tschuldigung. Das macht mein regelmäßiges Bodybuilding.«
    Wie toll, dass mir mein Galgenhumor geblieben ist. Ich gehe.
    Eine Minute winken wir uns noch hinterher. Dann verschwindet sie im Hauseingang. Ich schreibe eine SMS an Chris.

    Mach sie glücklich und verarsch sie nicht, sonst sind wir geschiedene Leute.

    Zeit zu antworten wird er nicht mehr haben. In seiner Wohnung geht das Licht an.
    Und so will ich jetzt auch, dass bei mir alle Lampen angehen. Ich gehe zurück zum P Five und klopfe meinem neuen besten Freund, dem Türsteher, auf den fettbepackten rechten Oberarm und sage: »Alter. Hatte auch einen beschissenen Tag. Hast du Lust, was zu trinken?«
    Ich war noch nie im P Five , wenn in der Früh um 7.34 Uhr die Stühle hochgestellt und alle Böden gewischt werden. Offiziell dichtgemacht wird bereits um sechs. Letztes Lied zu dieser Uhrzeit ist traditionell: Wer hat an der Uhr gedreht – ist es wirklich schon so spät? Bescheuert, aber wahr.
    Gerade sind die letzten Mitglieder des Raumpflegepersonals dabei, das Gebäude zu verlassen. Ob das die gewöhnliche Zeit der Reinmacher hier ist, kann ich – mangels Erfahrung – nicht sagen. Zwei Personen sind jetzt noch mit mir in der Disco.
    Alle Angestellten habe ich nach Ladenschluss persönlich kennengelernt. Alkohol verbindet eben. Sie waren alle sehr nett. Und die Klofrau ist gar keine siebenundsechszig, sondern schon siebzig. Alle Achtung!
    Auffallend schön – zu so später Stunde – finde ich die extrovertierte Barkeeperin.
    Obwohl ich mich frage, wie sie mit all den Piercings durch eine Flughafenkontrolle kommt. Aber ihre Ganzkörpertattoos sind sehr geschmackvoll – all die Totenköpfe erinnern mich an meine eigene Sterblichkeit.
    Lea ist fast vergessen beziehungsweise der Alkohol raubt mir zusätzlich einige

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