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der Gehirnzellen, die sich um mein Kurzzeitgedächtnis kümmern.
Klemens – der Türgorilla der Tanzlokalität – ist jedenfalls kein übler Bursche, solange er ungefähr zehn Glas Tequila intus hat und einem nicht vor die Schuhe kotzt. Und richtig dumm ist er gar nicht.
»Ja, Andreas. Weißt’e – hab’ meine Oma letztens verloren. Und da habe ich die ganze Zeit an mein eigenes fortgeschrittenes Alter gedacht und das Alter anderer Leute. Und als du dann vor dem Eingang gestanden bist, hab ich gedacht, mir ’nen Spaß zu machen. Ich wollt’ deine Gefühle nicht verletzen!«
Ein wahrer Philosoph.
»Schon g-gut. Ich k-kenn das. Habe ja gesagt, dass ich auch einen sch-schlechten Tag hatte. Mein herzlichstes B-Beileid für Deinen Verlust. Wie ist sie denn gestorben?«
»Gestorben? Ne – Quatsch, Omi is’ kurz vor Ladenschluss im Kaufhaus auf’m WC eingeschlafen. Man hat’se erst vierundzwanzig Stunden später wiedergefunden!«, erwidert Klemens, derweil ich mir beruhigt den nächsten Tequila hinter die Binde kippe.
Heiliger St. Christophorus. Ich habe ganz gewaltig Schlagseite. Klemens scheint ein Zwilling zu sein wie meine Freunde – die Köpfe.
Und auch die Barkeeperin scheint eine Zwillingsschwester zu besitzen, die genau die gleichen Tattoos hat. Wie die wohl unter ihren Lederklamotten aussieht? Ihr Körper liest sich sicherlich wie eine bebilderte Autobiografie.
»Diese Lederhose macht ’nen ganz schön knackigen Arsch!«, denke ich. Nein, nicht ganz – sie guckt mich an, denn das habe ich nicht nur gedacht, sondern laut ausgesprochen! Sie fängt an zu lachen. Ihre rauchige, sexy Stimme lässt auf eine Packung Camel Zigaretten noch vor dem Frühstück schließen. So dumme Sprüche hört sie wahrscheinlich jeden Tag.
»Wie heißt ei-eigentlich deine n-nette Kollegin hier?«, sage ich auf die gepiercte Rockerbraut zeigend.
»Das is’ Kitty. Die heißt so wie jede Katze … oder Muschi, verstehste? Muschi? Lustig, wa? Hahaha.«
Klemens bekommt einen Lachanfall und haut mir auf die linke Schulter. Ich fliege dabei vom Barhocker und bin dankbar, dass es am frühen Abend nicht doch zu einer Keilerei zwischen uns gekommen ist. Irgendwie klingt sein Lachen wie die feiste Antwort Jabba the Hutts auf die Frage Luke Skywalkers, ob er denn gedenke, Han Solo aus der Gefangenschaft seines Karbonitblocks zu entlassen. Für einen Herzschlag muss ich an meinen vorhin erhaltenen Korb denken, denn bei dieser Filmszene ist auch Bountyhunter Boushh alias Prinzessin Leia zugegen. Wobei: Meine Prinzessin ist ja gar nicht hier und ich bin obendrein kein Jedi.
»Hahahahahaha«, lache ich ebenso.
Auf dem Boden zu liegen scheint lustig zu sein, außerdem ist die tiefe Lache von Klemens ganz schön ansteckend. Und das Interesse an der Metallschmuckfrau lässt mich registrieren, dass es neben Lea auch andere Frauen auf diesem Planeten gibt. Es geht wohl ersatzweise aufwärts mit meiner Laune!
»Ihr beiden Tröten – ich will bald weg.«
Kitty kann also nicht nur Biergläser auf meinem Tisch abstellen, sondern auch in einem sehr herrischen Ton sprechen. Metall trägt sie übrigens auch im und um den Mund.
Verschwommen gucke ich sie an. Bin ich auf einem Schiff? Das schwankt hier so tierisch heftig. Muss der Alkohol sein. Auch Kitty blickt mich an.
Mit einem kurzen, heftigen Augensex von fünf Sekunden merke ich, dass dieses Weib ein ziemliches Luder zu sein scheint. Als sie mir auf die Beine hilft, greift sie mir unvermittelt in den Schritt.
»Wollte nur gucken, ob du Dich echt so freust, mich zu sehen oder ob das dein Handy ist.«
»Ne, ne. Kit… Kitty Cat. Das ist alles echt. Das Teil braucht keinen Alarm mit Vibrator «, lalle ich zweideutig.
Ich bin im falschen Kinosaal. Habe ich hierfür Eintritt bezahlt? Wo bleibt der Eisverkäufer und die Werbung vor dem Hauptfilm. Und bitte kein Popcorn – das knackt immer so sehr!
Eines steht außer Frage: Kitty ist eine sehr direkte Frau.
»Die ganze Woche habe ich noch nichts zu vögeln gehabt. Du gefällst mir!«, sagt sie im Domina-Ton.
Wir beginnen schließlich, ziemlich wild rumzumachen. Also eigentlich vergewaltigt sie mich fast – und sie küsst mich viel mehr als ich sie, da meine Zunge durch den Alkohol leicht gelähmt scheint. Übrigens lustig … dieses Zungenpiercing: Hoffentlich ist es nickelfrei, ich bin doch allergisch.
Klemens verabschiedet sich wankend und wünscht mir einen schönen Abend . Sieht man von der Lea-Geschichte ab, habe
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