ich soeben wirklich einen schönen Abend . Denn fummelnd sitze ich mit Kitty auf einer schwarzen Bank aus echtem italienischem Kunstleder im Lounge-Style. Ich erkläre ihr, dass ich diesen Einrichtungsstil irgendwie toll finde.
»Du magst also diesen SM-Stil? So ein Ding habe ich in meinem Schlafzimmer zuhause – steht neben meinem Bett. Ist sehr leicht … abwaschbar «, sagt sie.
Ihre Hand hat sie derweil züchtig auf meinen Oberschenkel gelegt. Wo habe ich denn meine Hände?
Oha: Da hat sie also auch ein Piercing?
»S-s-s-ag mal … diese Lederbank … die würde ich aber gerne sehen.«
Ab hier versagt mein Gedächtnis. Völliger Filmriss …
***
Als ich nachmittags in meinem Schlafzimmer aufwache, ist mir reichlich übel. Florian hatte recht. Nach dem P Five hat man immer einen dicken Kopf. Vergessen darf man nicht, dass ich dazu gezwungen worden bin, all den Alkohol zu trinken!
Ich habe mir freilich nichts vorzuwerfen, da Klemens so kräftig gebaut ist wie zwei Leute auf einmal, fiel das Trinken – in gewisser Weise – unter einen Gruppenzwang .
Ich versuche mich zu sammeln. In dunkler Ferne kommen mir Gedanken von Lea, Klemens und einer gewissen Kitty. Ach ja – stimmt: die Barkeeperin. Aber woher weiß ich, dass die Schlange, die sich durch den Totenkopf auf ihrem rechten Oberarm schlängelt, erst auf ihrem Hintern endet?
Ich werde über die Frage nachdenken, wenn ich mir den Tequila von dieser Nacht nochmals durch den Kopf habe gehen lassen.
Nachdem ich meinem einzigen treuen Verbündeten – der Kloschüssel – Lebwohl gesagt habe, probiere ich mit einer kalten Dusche, meine Lebensgeister zu wecken.
Im Badezimmer finde ich schließlich eine Nachricht der Frau, die am ehesten einen Metallschlosser als Freund haben sollte. Auf dem riesigen Spiegel hat sie mir mit ihrem Lila-Lippenstift eine Botschaft hinterlassen …
Hab’ dem blöden Teddy ein Intimpiercing geschenkt, nachdem Du angefangen hast zu flennen + mich Eva genannt hast, Du irre Memme!
In der Tat: Meinen alten Lieblingsteddy Barrie musste ich wohl tatsächlich mit ins Bett genommen haben. Sonst sitzt er nämlich fortwährend versteckt hinter meiner Cola-Dosen-Sammlung.
Kittys Geschenk – ein kleiner silberner Ring am rechten Plüschohr – entreiße ich dem jahrzehntealten Weggefährten allerdings sofort. Auch wenn man argumentieren könnte, dass das Schmuckstück einfach nur von einem zum nächsten Bären gewechselt ist.
Nachdem Barrie an seinen angestammten Platz zurückgekehrt ist, bemerke ich zufällig, dass neben meinem Bett ein benutztes Kondom liegt. Das Gefühl ein Hengst zu sein, will in mir – beim Entsorgen der Lümmeltüte – trotzdem nicht aufkommen.
Immerhin habe ich an Verhütung gedacht. Welch beruhigendes Gefühl. Ich hatte sicherlich nicht vor, mit meiner Rockerbraut eine kleine Familie zu gründen oder dem Herrn namens Tripper Hallo zu sagen.
Als meine Katerkopfschmerzen beginnen, wird mir langsam klar, was für eine verrückte Nacht dies gewesen ist und dass ich einiges hinter mir habe: Lea, Klemens, Kitty und obendrein einen gepiercten Teddybären.
Den ganzen Sonntag versuche ich zu weinen, kann es aber nicht. Sogar mein Lieblings-Abheul-Film Spartacus mit Kirk Douglas bringt keine Erleichterung. Erst abends, als im TV ein Bericht über Kinderkrankenschwestern im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf läuft, beginne ich zu heulen.
Dreiundzwanzigstes Kapitel
Zwischenspiel
Von:
[email protected] An:
[email protected] Betr.: Alles super dumm gelaufen
Hallo Andy,
habe das von gestern seit deiner Einweihungsfete geahnt und Lea damals eine Abfuhr erteilt, weil ich wusste, dass du schon ewig was von ihr willst. Allerdings muss ich gestehen, dass auch ich ihren Reizen erlegen bin. Für seine Gefühle kann man ja nix. Sorry! Wir haben schon so viel Mist gemeinsam durchgemacht. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen und eines Tages werden wir vielleicht darüber lachen können.
Mit bestem Gruß
Chris
Von:
[email protected] An:
[email protected] Betr.: AW: Alles super dumm gelaufen
Was soll ich dazu sagen? Alles ist bereits gesagt worden. Keiner hat hier Schuld. Ganz recht: Für seine Gefühle kann keiner was. Ich werde schon drüber wegkommen. Mach’s gut, Alter! Ich brauche jetzt erst mal was Zeit für mich.
MfG vom blöden Andy
Vierundzwanzigstes Kapitel
Nestbeschmutzer
Seltsam. Hatte ich nicht früher eine weiße Klobrille? Jedenfalls kann