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ein ironischer Seitenhieb auf die schlimmen Arbeitsmethoden, unter denen arme Dritt-Welt-Menschen Edelmetalle an die Oberfläche unserer Erde fördern müssen.
Schon siebzehn Mal habe ich die Rekord-CD seit gestern gehört. Mit meiner Gitarre habe ich ein paar Akkordfolgen der Lieder abgehört. Sollte ich morgen nichts Besseres vorhaben, werde ich mich mit meiner Stratocaster in die Fußgängerzone stellen. Herrn Jerricke wollte ich mit seinen Bongos dazu bitten. Vielleicht kann ich ein paar Kröten zu meinem Gehalt zusätzlich verdienen.
Gehalt ist ein sehr gutes Stichwort. Auf der Arbeit bin ich seit jener Nacht mit Lea nicht mehr gewesen. Ihr zu begegnen käme einem Selbstmord gleich. Zur Zeit bin ich lieber Privatier . Nicht ganz so wie der Playboy-Chef Hugh Hefner, denn mir fehlt ein roter Morgenmantel, aber ich genieße das süße Nichtstun.
In einer persönlichen E-Mail an Herrn Beaujean hatte ich versucht, meine Situation zu erklären. Der gute Mann hatte (fast) absolutes Verständnis für meine Lage und mich in einem kurzen Telefonat gefragt, ob ich meine schriftliche Kündigung nicht sofort mit der Krankschreibung abgeben wollte. Ein gutes Argument. Dennoch: Ein paar abschließende Arbeiten an der schlesischen Wurstseite werde ich von zuhause vornehmen. Auch wenn ich mein Laptop unter dem Berg schmutziger Klamotten im Badezimmer noch nicht wiedergefunden habe.
Könnte sein, dass ich es mit der Feinwäsche in die Maschine gesteckt hab. Oh weia. Das Gerät ist schließlich Firmeneigentum und nur eine ständige Leihgabe. Was soll’s?
Der Blick über die Mengen ungespülten Geschirrs und all die geleerten Bierkästen in meiner Küche lässt mich erschaudern.
Moment. Aber Hallo ! Die erste positive Nachricht des Tages. Da sind rund zwei Liter Essigreiniger unter der Spüle übrig.
Ich schnappe mir die Flasche, kippe alles in einen Putzeimer und fülle diesen mit Wasser und einem kleinen Rest Wodka auf, den ich morgens als Frühstück hatte. Mit einem Schrubber und dem Eimer kehre ich zurück in die Toilette und kippe den halben Inhalt des Bottichs in das Urinal – Entschuldigung Waschbecken. Den Rest der scharf riechenden Flüssigkeit gieße ich über das WC und den Boden. Mit dem Schrubber bürste ich nun alles ab: zunächst die Fliesen, gefolgt vom Rest der kleinen Bedürfnisanstalt.
Wow. Wie das wieder blitzt und blinkt! Wenn alles weggetrocknet ist, sollte es wieder möglich sein, aus den Porzellanschüsseln der sanitären Einrichtung zu essen.
Dies wäre zwar Schwachsinn, da ich noch einige Einweg-Papp-Teller habe, mit welchen ich der Beseitigung des schimmelnden Geschirr-Spülbergs aus dem Weg gehe. Aber die Idee sollte ich mir patentieren lassen.
Mehr putze ich jetzt nicht. Bloß nur das Allernötigste erledigen! Keine Energie verschwenden. Ab ins Schlafzimmer …
Wie das schlackert und mir ein kühler Wind meinen Willy umsorgt. Sollte es mir je wieder besser gehen, werde ich in einem dieser Nudistencamps Urlaub machen. Denn neuerdings habe ich meine Liebe zur eigenen Nacktheit entdeckt. Wenn man nämlich nackt ist, kann man keine Kleidung mehr dreckig machen, was wiederum dazu führt, dass man weniger Arbeit hat.
Pudelnudel lege ich mich ins Bett.
Unvermittelt geht mein finnisches Handy. Ärgerlich. Gerade wollte ich mir doch die Bettdecke über den Kopf ziehen und von Wolfgang Petrys CD auf fröhlichere Musik umsteigen! Tom Lüneburgers melancholisches Album Lights erinnert mich nicht nur an meine Zugbekanntschaft Eva, sondern zugleich an meine miserablen Werbungsversuche bei Lea.
Der Anrufer ist ziemlich hartnäckig. Tom singt bereits sein drittes Lied Don’t Lose Heart und trotzdem nervt das skandinavische Hightech Kommunikationsgerät weiterhin. Fünf Minuten muss das jetzt schon klingeln.
Mit einem: »Yogi Bär klaut dem Ranger gerade seinen Honig!«, erwidere ich den Anruf und versuche, die lästige Person abzuwimmeln.
»Andy? Mensch, mach keinen Blödsinn. Ich bin’s!«
Es ist meine Schwester.
»Birgit. Hallo. Sorry, habe gerade keine Zeit. Bin just dabei, auf dem Balkon das Unkraut zu jäten.«
»Red keinen Stuss! Es regnet in Strömen.«
Ich denke nach.
»Woher willste das wissen? Oder regnet es in Lüttich etwa auch?«
»Wer sagt denn, dass ich zuhause bin? Ich stehe unten auf der Straße. Dein Freund Chris hat sich bei mir gemeldet und gemeint, dass du seit Tagen nicht erreichbar bist. Ich komme jetzt rauf zu dir.«
Sie macht bestimmt Witze. Zwei Sekunden später
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