Werbevoodoo
Wollen Sie die CD haben?«
»Nein, danke, Frau Werner, Sie haben uns sehr geholfen!« Die beiden stürmten nach draußen und ließen eine ratlose Frau Werner zurück.
»Haben Sie ein Handy?« Wondrak und Sandra tauschten die Nummern aus. »Sie bleiben jetzt hier, und bewachen Wallbergs Haus. Bleiben Sie im Auto sitzen und rühren Sie sich nicht. Wenn irgendetwas Verdächtiges passiert, rufen Sie mich sofort an. Um sechs Uhr rücke ich mit einem Sondereinsatzkommando an. Alles klar?«
»Geht klar, Chef.«
Für eine Nachwuchs-Kriminalistin war Sandra Inninger wirklich extrem cool. Nun musste Wondrak also zu Fuß zur Pressekonferenz hetzen, er konnte ja Sandra zur Objektüberwachung schlecht allein auf der Straße stehen lassen.
Auf dem Weg in die Schöngeisinger Straße koordinierte er den Einsatz und pünktlich um fünf vor fünf öffnete er die Tür zum Café Maschine.
Andreas Hofer stand bereits an der Faema und fabrizierte drei Caffé Latte für die anwesenden Journalistinnen.
»So, dann wären wir ja komplett«, ergriff Pfarrer Weißenbacher das Wort, »das ist schön, dass Sie alle so kurzfristig kommen konnten. Wir möchten Ihnen heute unseren kleinen Club vorstellen. Er ist nicht ganz ernst gemeint, aber hat einen durchaus ernst gemeinten Hintergrund.« Und er enthüllte eine Tafel mit einem großen Logo:
›CDU. Club der Unzufriedenen.‹
Auch Wondrak musste lachen.
»Sie kennen das wahrscheinlich nicht, dieses Gefühl, Unzufriedenheit«, kokettierte Hofer. »Aber uns dreien ist es sehr vertraut. Überhaupt ist die Unzufriedenheit in Deutschland ein sehr verbreiteter Zustand.«
Er trat an ein Flipchart und blätterte eine Seite um. Zum Vorschein kam eine Art Weltkarte des Glücks. »Dänemark, Norwegen, die Niederlande, die Schweiz und Österreich sind die glücklichsten Länder Europas, hat eine Untersuchung der University of Leicester ergeben. Sie sehen das an der dunkelroten Färbung. Je heller die Farben, umso unzufriedener. Schauen Sie mal, wie blass Deutschland ist. Wir liegen im hinteren Drittel des Glücks. Obwohl wir alle unsere sicheren, festen Posten haben, im Leben und im Beruf, Herr Wondrak ist Kriminalhauptkommissar, Herr Weißenbacher ist Pfarrer und ich selbst bin Steuerberater, stellen wir uns die Frage: Gehören wir auch zu diesen Unzufriedenen? Sollen wir uns damit abfinden? Also haben wir den Plan gefasst, Unzufriedenheit zu bekämpfen. Wir sind die Ghostbusters, die gegen den Geist der Unzufriedenheit antreten.«
Nun war Wondrak an der Reihe. »Wir sind keine Vereinsmeier. Aber wir wollten drei Statuten formulieren, nach denen unser Club handelt, und an denen wir uns messen lassen können.« Er trat an das Flipchart, schlug die Weltkarte nach hinten und las vor:
»›1. Wir sind für das Gute, vor allem für guten Kaffee.«‹
›2. Wir sind die drei Prinzen, die Fürstenfeldbruck aus dem Dornröschenschlaf holen.‹
›3. Wir nehmen jeden Spaß ernst.‹
Und diese drei Maximen wollen wir im ersten Jahr unseres Bestehens mit drei Aktionen unterstützen.
Erstens:
Am 14. September feiern wir den Tag des Kaffees. Da werden alle Brucker hierher, ins Café Maschine, eingeladen, um Kaffee zu trinken, Geräte auszuprobieren und festzustellen, wie zufrieden es macht, wenn man etwas wirklich Gutes genießt.
Zweitens:
Wir erklären den 28. Juli zum Tag der Zufriedenheit. Das ist der Tag unserer Clubgründung. Wir haben noch fast ein Jahr Zeit, und wir hoffen, dass wir bis dahin genügend Sponsoren und Helfer gewonnen haben, um diesen Tag zur Zufriedenheit aller Bruckerinnen und Brucker zu feiern.
Drittens:
Wir wollen nicht alles so tierisch ernst nehmen. Auch unseren Club nicht. Deshalb wird Pfarrer Weißenbacher für das Starkbierfest im nächsten März eine ›Predigt gegen die Unzufriedenen‹ vorbereiten, die seine Kollegen vom Nockherberg das Fürchten lehrt.«
Wondrak blätterte das Flipchart noch einmal um, darauf stand ein Satz:
›Zufriedenheit ist wertvoller als Reichtum.
Französisches Sprichwort.‹
»Danke für Ihre Aufmerksamkeit. Ihre Fragen wird jetzt der Andreas Hofer beantworten, damit der auch was zu tun hat.«
Eine junge Redakteurin vom Merkur fing an. »Glauben Sie nicht, dass sich die Christlich Demokratische Union in Berlin beschweren wird, wenn eine bayerische Splitterbewegung dieses Kürzel als ›Club der Unzufriedenen‹ interpretiert? Die haben doch eh schon genug Ärger mit den Bayern im Allgemeinen und der
Weitere Kostenlose Bücher