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Werbevoodoo

Titel: Werbevoodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ono Mothwurf
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Kampf hilft. Es macht sie stärker. Es ist wie der Zaubertrank der Gallier. Nur äußerlich angewendet.« Timo wandte kurz den Kopf vom Monitor ab und flüsterte zu Ben hinüber: »Schreib das auf! Da steckt noch eine Idee drin!«
    »Mit wem sprichst du da, ist noch jemand im Raum?«
    »Klar, mein Textpartner Ben.«
    »Ben wie?«
    »Ben Himmelspointner.« Ben trat hinter Timo und winkte in die Kamera.
    »Wir zwei und Chantal sind der lebende Beweis dafür, dass Résistance wirkt. Unser Leben hat sich in den letzten drei Wochen komplett verändert«, fuhr Timo fort. »Ich habe einen Art-Director, der mich blockiert hat, abserviert. Mein Chef gibt mir alle Freiheiten, die ich brauche. Ich habe mir mit Ben und Chantal ein neues Team aufgebaut und lerne gerade zu führen.«
    »Beneidenswert. Eigentlich könntest du die Résistance-Therapie jetzt absetzen, es klingt, als wärst du am Ziel.«
    Timo lachte: »Am Ziel? Am Ziel bin ich erst, wenn ich tot bin.«
    »Weißt du, Timo, das war geradezu grässlich professionell von dir.«
    »Entschuldige, Carolin. Als Entschädigung dafür lade ich dich auf unsere nächste Underbeachparty ein. Hast du schon einmal davon gehört?«
    »Nein, aber ich komme gern.«
    Am darauffolgenden Montag erschien eine zweispaltige Geschichte im ›Spiegel‹, mit einem Foto von Chantal, Ben und Timo und der Überschrift: ›Duftnote als Protestnote‹.
    Und auch ansonsten hatte Carolin viel übernommen. Das Interview war praktisch eins zu eins abgedruckt.

     
    »Grüß Gott, ich bin Hauptkommissar Wondrak, und das ist Kollegin Inninger. « Wondrak zeigte seine Polizeimarke und fragte: »Dürfen wir reinkommen?«
    Martin Ehrwalder, Aicher Straße 60, war vollkommen sicher, dass ein Mann das Päckchen geliefert hatte. Wondrak und seine Schülerin waren ebenfalls sicher, dass Herr Ehrwalder die Wahrheit sagte. Also an dieser Tür war Clara Braunstätter nicht entführt worden. Sie arbeiteten sich von hinten nach vorn weiter.
    Bei Hubert Wallberg, in der Aicher Straße 24, öffnete niemand. »Das macht aber nichts, der hat ja sowieso nur ein Paket für seine Nachbarin entgegengenommen. Eigentlich hätte er an diesem Tag gar kein Päckchen bekommen sollen, steht hier. Spricht also gegen eine geplante Entführung«, sagte Wondrak.
    »Vielleicht war es ja eine ungeplante.« Gab Sandra zu bedenken. »Die Leute heute sind ja so was von spontan!«
    Die beiden gingen zurück zum Auto und stiegen ein. »Haben Sie die kleine Kamera oben in der Türecke gesehen? Ein brandneues Modell.« Und während sie Richtung Pucher Straße weiterfuhren, rief Wondrak im Präsidium an: »Vroni, du hast doch diesen Hubert Wallberg befragt … Ist dir die Kamera oben am Türrahmen aufgefallen? Nein? Bist du sicher, dass da keine war, oder hast du nicht drauf geachtet? Na super, tschau.« Wondrak war verärgert. »Die Dame war nicht nur einmal hier, sondern sogar zweimal. Aber meinst du, auf so was hätte sie geachtet? Zum Kotzen ist das.«
    »Haben Sie wegen der Kamera gesagt, dass Sie den Entführer hier nicht vermuten? Sie wollten ihn in Sicherheit wiegen, weil er mithört?«
    »Gut möglich. Eine alte Kripo-Bauernregel sagt ja bekanntlich: Ist die Kamera bereit, ist das Mikro auch nicht weit.«
    Sandra Inninger hatte die Liste mit den zehn Lieferadressen in der Hand, vier davon waren von Wondrak eingekringelt worden. Der Name Anneliese Werner war dabei nicht markiert.
    »Herr Kommissar, sie ist zwar nicht verdächtig, aber was halten Sie davon, wenn wir Wallbergs Nachbarin befragen? Vielleicht weiß sie irgendetwas. Oder vielleicht war die Sache mit dem Päckchen ja ganz anders?«
    Wondrak bremste ab und blickte Sandra Inninger an: »Na also, es war doch gut, dass ich Sie überredet habe, mitzukommen.«
    Sandra lächelte matt über den Scherz.
    »Wir stellen den Wagen außer Sichtweite ab und dann gehen wir zur Nachbarin.« Dort sagte Wondrak wieder sein Sprüchlein auf, sie wurden ins Haus gebeten und Anneliese Werner war voll des Lobes über die Hilfsbereitschaft ihres Nachbarn. Herr Wallberg dies, Herr Wallberg das, aber als die Sprache auf das Päckchen kam, das er in ihrem Urlaub für sie angenommen hatte, schüttelte sie den Kopf. »Das war wirklich komisch. Das war an mich adressiert, und auch bezahlt worden, aber ich hab’ nichts bestellt. Ein Geschenk? Aber von wem? Ein Buch über Singvögel, mit einer CD dabei. Sehr interessant, wirklich sehr interessant. Aber ich habe ja nicht einmal einen CD-Plattenspieler.

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