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Werbevoodoo

Titel: Werbevoodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ono Mothwurf
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trank einen Schluck, dann rief er zum Barkeeper: »Mehr Wodka, bitte!« Mit Alkohol ließ sich einfach alles ertragen. Sogar die Gummibärchenbrause. Von der Musik, die die vier DJs auf der Bühne hinter ihren Laptops auf ihr Publikum hinunterschleuderten, kannte er keinen einzigen Titel. Aber der Rhythmus ging ins Bein, der Wodka ins Blut und bald hatte er sich mit Sophie warm getanzt. Gegen Mitternacht hatte Wondrak, den mit der roten, süßen Brause mittlerweile eine tiefe Freundschaft verband, eine Vision. In der Mitte des großen Saales stand eine runde Theke, auf der eine Go-go-Tänzerin die umstehende Menge anheizte.
    »Die kenn ich«, sagte Wondrak zu sich und tanzte näher an den Tresen heran. Sophie sah seinen Blick. Doch im Gegensatz zu den anderen Jungs, die so ein leichtes Hecheln in den Augen hatten, war Wondraks Blick konzentrierter. Die Tänzerin erfasste ihn, stutzte kurz und dann lächelte sie. Daraufhin begann sie für Wondrak einen Tanz, gegen den jeder erotische Schleiertanz aus 1001 Nacht wie Kinderfasching aussehen musste. Jedenfalls war das definitiv Erwachsenen-Programm und Wondrak verstand nun, warum draußen die Ausweise kontrolliert wurden.
    Das Mädchen beugte sich herunter und fuhr Wondrak durchs Haar. »Geiles T-Shirt!«, rief sie ihm zu, drehte sich um und wackelte vor seinen Augen mit dem Hintern, dass es jeder Nuba-Tänzerin zur Ehre gereicht hätte. »Natürlich! Sandra Inninger«, endlich war ihm ihr Name eingefallen. Wondrak spürte, dass aus Westen ein Gewitter aufzog.
    Sophie war not amused. »Hübsch, wer ist denn die Dame?«
    »Eine Schülerin. Und, wie sie mir neulich gestanden hatte, die Tochter der vermissten Clara Braunstätter.«
    »Wow, eine Schülerin. Und was lernt die so von dir?«
    Wondrak grinste und wackelte heftig mit den Hüften. Er hatte schon seit Längerem nicht mehr gespürt, wie sich Eifersucht von außen anfühlte. Er kannte sie hauptsächlich von innen. Aber es gefiel ihm gut.
    »Scheint ja in der Familie zu liegen, Männer verrückt zu machen«, rief Sophie durch das Bassgewitter hindurch. Dieser Gedanke war Wondrak noch gar nicht gekommen, aber wenn er die Gesichter der gaffenden Männer betrachtete, musste er zugeben, dass der Gedanke nicht abwegig war. Sandra genoss es dort oben. Sie genoss die Macht, die sie, ihr Körper und ihr Tanz über das männliche Geschlecht hatten. Und nicht einmal die Tatsache, dass ihr Lehrer dabei zusah, schien sie zu stören. Wer weiß, vielleicht törnte es sie sogar an. Sehr speziell, dachte er.
    Wondrak wollte seine Begleiterin nicht weiter ärgern, deshalb verabschiedete er sich mit einem Augenzwinkern von Sandra und tanzte mit Sophie eine Ecke weiter. Dann probierten sie noch die vier anderen Areas genannten Tanzflächen aus und schließlich war es halb vier und Wondrak wollte nach Hause. Sophie wollte mit. Im Bett, im atemlosen Zweikampf mit ihr und dem Wodka, waren sie alle eins. Sandra, Marianne, Sophie und ja, das musste er sich am nächsten Morgen eingestehen, wohl auch ein wenig die Fantasien von Clara Braunstätter.

32. Die letzte Nachtschicht
    Arnold O. Langer durfte seine Ideen für Projekt Alpha persönlich dem Kunden präsentieren. Tom Thamm hatte die Begrüßung und Moderation übernommen, der alte Schneidervater saß gottgleich daneben und beobachtete die Reaktionen seiner Kunden. Anfangs waren ihre Gesichter freundlich und gelöst gewesen. Höfliches Gelächter bei den sanften Scherzen, aufmerksames Zuhören bei der Hinleitung und zustimmendes Kopfnicken bei der Argumentation, es sah alles nach einer g’mahten Wiesn aus, wie Schneidervater es so gern rustikal formulierte. Doch als Langer das erste Bild präsentierte, froren die Gesichter ein. Noch zwei Motive und die Marketingleiterin und der Vertriebschef runzelten die Stirn.
    Schneidervater wollte nicht warten, bis sich dieses Stirnrunzeln zu einem Kopfschütteln und Armverschränken auswuchs, er unterbrach Langer mitten im Satz, ohne ihn auch nur anzusehen oder sich dafür zu entschuldigen. »Liebe Frau Doktor Gneisenau, lieber Herr Pichler, ich sehe bei Ihnen bekümmerte Gesichter. Frisch raus damit. Was ist los?«
    Die Marketingleiterin erklärte es: »Lieber Herr Schneidervater. Sie wissen, wir alle, besonders Herr Doktor Gnadenhain, schätzen Ihre Agentur und Ihre Arbeit, speziell das, was Sie mit Résistance geleistet haben. Aber mir stellt sich gerade die Frage, ob Sie wirklich ein guter Partner für Projekt Alpha sind, wenn Sie den Markt, in

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