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Werbevoodoo

Titel: Werbevoodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ono Mothwurf
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tiefen Zug und hockte sich an die Hauswand, die immer noch warm war. Und zog gleich ein weiteres Mal.
    »Komisch, plötzlich in der zweiten Reihe zu sitzen. Früher war ich die Nummer eins im Stall und jetzt kann ich froh sein, wenn sie mich nicht rausschmeißen.« Er nahm noch einen Zug, und gab den Joint zurück an Chantal, die heute ausnahmsweise vollkommen zutraulich war.
    »Das wird schon wieder.«
    Aber Langer war heute auch nicht zudringlich, vielleicht bestand ja darin das Geheimnis ihrer Freundlichkeit.
    Eine Stunde später war er so breit, dass er locker die ganze Welt umarmen konnte. Er hatte eine Idee. Die war zwar eingeflüstert von Chantal, aber egal. Das Konzept war brillant, es würde ihn unsterblich machen, und überhaupt war Arnold O. Langer heute besser als er je irgendwann in lange zurückliegender Vergangenheit gewesen war. Er würde mit seiner Kampagne aus der zweiten Startreihe alle überholen, berühmt werden und am Ende könnten sie ihn bei SCP alle am Arsch lecken, denn dann würde er in Berlin am Prenzlauer Berg seine eigene Agentur gründen.
    Er ging kurz in sein Büro, um ein paar Skizzen aufs Papier zu werfen, dann bestellte er ein Taxi, das ihn nach Fürstenfeld zur Clubbing-Night bringen sollte. Ohne sich zu verabschieden, verließ er die Agentur, in der noch Licht brannte.
    Chantal ging zurück ins Zimmer, in dem Timo und Ben auf sie warteten und hob den Daumen.

     
    Wondrak hatte sich den zweiten Teil der Unterlagen über Hubert Wallberg vorgenommen. Noch einmal 150 Seiten, in denen jedes Detail dieses Herrn aufgelistet war. Eines musste man Dillinger und Dollinger lassen: Fleißig waren sie. Fehler machten sie keine. Sie waren nur so schrecklich unentschlossen. Wie Suchhunde, die jede Fährte finden konnten, aber unfähig waren, Entscheidungen zu treffen. Zum Beispiel die Entscheidungen darüber, was wichtig oder unwichtig war. Das musste nun Wondrak tun, und so quälte er sich durch den Seitenberg, um nur ja kein Detail zu übersehen.
    Aber da war nichts. Wallberg hatte ein paar Mietshäuser geerbt, er war seit dem Tod seiner Frau vor sechs Jahren Privatier, reisefreudig, gesellig, und entsprach so gar nicht dem Bild, das sich Wondrak von einem Telefonsexkunden und Kidnapper machte. Hätte die Spurensicherung nicht die Haare von Clara Braunstätter zweifelsfrei in seinem Haus identifiziert, Wondrak hätte geglaubt, sie wären hinter dem falschen Mann her.
    Er machte sich einen Espresso und öffnete das Fenster. Eine milde Sommerabendluft wehte herein und trug das duz, duz, duz – dududu, duz, duz, duz von tiefen Bässen in den Raum. Die Glocke der Klosterkirche schlug zehn. Das Geläut passte gut zu den Klängen und dem Gelächter, das von den Sälen herüberschallte. Endlich wieder Leben in den alten Mauern. Wondrak hatte die Plakate gesehen, ›2 Nächte, 5 Areas, 15 DJs‹. Und heute war es so weit. Er freute sich, dass das Wetter mitspielte, und die eindrucksvollen Außenbereiche auch bespielt werden konnten.
    Sophie kam ins Zimmer. »Dienstschluss!«
    »Do you love my Bruck?«, fragte er sie. Sie trat neben ihn ans Fenster und betrachtete die bunten Lichtblitze und das Treiben im Klosterhof.
    »Kein schlechter Arbeitsplatz, den wir hier haben«, bemerkte Sophie. »Näher dran ist sonst keiner. Komm mit, das lassen wir uns nicht entgehen.«
    »Aber da bin ich doch zu alt dafür!«, protestierte Wondrak mehr aus formalen Gründen.
    »Nicht, wenn ich dich mitnehme.« Sophie überreichte ihm ein schwarzes T-Shirt, auf dem in gelber FBI-Schrift ›FFB‹ stand und darunter ›Federal Fun Bureau‹.
    »Cool!«, staunte Wondrak. »Umdrehen!«, befahl er und Sophie gehorchte, obwohl sie ihn ja erst vor drei Nächten in aller Ausführlichkeit nackt gesehen hatte.
    »Und, wie passt es?«, fragte er, nachdem er das T-Shirt übergestreift hatte.
    Eine kritische Frau hätte wohl gesagt: › Gut, wenn du drei Kilo weniger auf den Hüften hättest ‹ , doch Sophie hatte irgendeinen Weichzeichner vorgeschaltet und strahlte ihn an: »Super!«
    Bei der Einlasskontrolle mussten die beiden als Einzige keine Ausweise zeigen, rundherum tummelte sich ein Jungvolk, das sichtbar mit der 16-Jahre-Marke kämpfte. Aber mit irgendwelchen geborgten Ausweisen von Freunden, die eine entfernt ähnliche Frisur hatten, schafften sie es, reinzukommen.
    »Das ist aber keine Ü30-Fete, oder?«, brummelte Wondrak mehr zu sich als zu Sophie, die ihm als Antwort gleich einen Wodka Energy in die Hand drückte. Er

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