Werde mein in Luxor
blinzelte verwirrt. „Was soll das heißen?“
„Sie werden beschuldigt, Drogen geschmuggelt zu haben, und diese Drogen wurden in Ihrer persönlichen Habe gefun…“
„In einer Tasche, die einer Freundin gehört!“
Er zuckte die Schultern. „Schön, aber diese Tasche befand sich in Ihrem Rucksack und somit in Ihrem Besitz. Was die Wahrheit noch komplizierter macht, ist die Tatsache, dass diese ‚Freundin‘ verschwunden ist und wir keinen Beweis haben, dass sie überhaupt existiert.“
„Selbstverständlich existiert sie. Ich hatte doch ihre Kosmetiktasche.“
„Und wer sagt mir, dass es nicht Ihre eigene ist?“
Sie starrte ihn mit blankem Entsetzen an. „Sie glauben mir nicht? Sie denken, ich hätte die Drogen …“
„Das habe ich nicht behauptet. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass nicht immer alles so ist, wie es aussieht. Und leider ist auch Ihre Befreiung nicht ganz das, was sie zu sein scheint.“
Ihr wurde schwarz vor den Augen, eine Leere breitete sich in ihrem Kopf aus. „Ich glaube, mir wird schwindlig.“
Er zog die Augenbrauen zusammen. „Dann setzen Sie sich endlich!“
Obwohl sie abwehrte, zog er sie am Ellbogen zu einem Polstersessel in der Lounge. Dabei legte er eine Hand in die kleine Vertiefung in ihrem Rücken, eine Berührung, die fast ihre Haut zu versengen schien.
„Keine Angst, ich werde schon nicht ohnmächtig“, sagte sie atemlos. Sie hatte plötzlich heftiges Herzklopfen, und ihr war unerträglich heiß. Seine Berührung machte die Sache nicht besser.
„Ich weiß“, erwiderte er, während er einen Schritt zurückging. „Aber Sie waren in einem Albtraum gefangen, der leider noch nicht zu Ende ist.“
Liv starrte ihn an und versuchte verzweifelt, ihr wild hämmerndes Herz und ihre rastlos umherirrenden Gedanken unter Kontrolle zu bringen. „Ich dachte eigentlich, dass sich jetzt die amerikanische Botschaft einschaltet und den Prozess etwas beschleunigt.“
„Das würden die Amerikaner auch gern tun, aber Jabal verlangt Ihre Auslieferung.“
Sie gab einen leisen ungläubigen Laut von sich. „Kann die jabalesische Regierung das denn?“
„Hier geht es nicht um ein schlichtes Ja oder Nein.“ Er stand mit vor der Brust verschränkten Armen vor ihr. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie groß Scheich Fehz tatsächlich war. „Wir werden sehen, was wir für Sie tun können.“
Liv schob sich mit zitternder Hand eine feuchte Haarsträhne aus dem Gesicht, während sie versuchte, seinen Worten einen Sinn zu entnehmen. Doch sie war zu erschöpft. „Das klingt ja nicht gerade beruhigend.“ Sie blinzelte die Tränen fort, die ihr in die Augen stiegen.
„Leider kann ich Ihnen nichts anderes sagen. Die Wahrheit ist, dass im Moment alles einigermaßen … schwer einschätzbar ist.“
„Ich gehe aber nicht zurück nach Jabal“, sagte sie erstickt. „Ich kann nicht. Ich kann es einfach nicht …“
„Ich weiß, außerdem würde ich es auch gar nicht zulassen.“
Mit einem verunsicherten Blick auf ihn verschränkte sie die Arme vor ihrer Brust. „Warum tun Sie das? Warum helfen Sie mir?“
„Ihr Bruder hat im Internet eine Vermisstenanzeige aufgegeben und dringend um Hilfe gebeten. Ich habe die Nachricht zufällig gesehen.“
Sie wusste nicht mehr, was sie glauben sollte. Konnte sie ihm wirklich vertrauen? „Sie haben das alles nur gemacht, weil Sie zufällig im Internet eine Vermisstenanzeige entdeckt haben?“
„Genau.“
Wer machte so etwas? Welcher Mensch holte auf eigene Gefahr Menschen aus den Verliesen diktatorischer Regimes?
„Warum tun Sie das?“
Er schaute sie an. Weder sein Gesicht noch sein Tonfall gaben seine Gedanken preis. „Weil sein Aufruf mich berührt hat.“
Sie runzelte die Stirn, während sie über seine Worte nachdachte. Es war seltsam, sich vorzustellen, dass ihn irgendetwas berührte. Er wirkte so kühl und unbewegt wie die vor vielen Jahrhunderten in Stein gehauenen Statuen von Ozr. „Und das machen Sie ganz allein?“
„Nicht ganz, aber fast.“
„Wie sollte das denn gehen, wenn Sie nicht mit einer Botschaft oder einer Regierung zusammenarbeiten?“
Er schnaubte verächtlich. „Auf jene Art, die seit Jahrtausenden funktioniert. Einschüchterung und Erpressung.“
„Aber das ist doch illegal, oder?“, fragte sie erschrocken.
„Erpressung ist nie eine schöne Sache“, gab er zurück. „Doch manchmal hat man keine andere Wahl.“
Sie wandte den Kopf ab und schaute durch das Fenster auf die Pyramide.
Khalid
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