Werde mein in Luxor
Einkaufszentrum hielt der Wagen schließlich an. „Bei der Auswahl Ihrer Garderobe wird Ihnen eine persönliche Einkaufsberaterin behilflich sein“, verkündete Scheich Fehz, während der Chauffeur ums Auto herumging und ihnen die Tür öffnete.
Und tatsächlich kam im selben Moment eine elegante, weltgewandt wirkende Frau in einem dunklen Kostüm auf sie zu. Sie hatte offenbar bereits gewartet und verneigte sich jetzt vor Scheich Fehz, dann machte sie vor Liv eine angedeutete Verbeugung. „Mein Name ist Val Bakr. Ich freue mich, Ihnen meine Hilfe anbieten zu dürfen“, sagte die schlanke Ägypterin, die ihr langes schwarzes Haar zu einem Zopf geflochten und hochgesteckt hatte.
Sie führte Liv in verschiedene Designershops, in jedem von ihnen lag bereits eine Vorauswahl an Kleidungsstücken bereit. Khalid hatte sich ihnen angeschlossen, hielt sich jedoch im Hintergrund und beobachtete die Anproben schweigend.
Am Ende des Einkaufsbummels hatte Liv eine atemberaubende Garderobe zusammengestellt, ergänzt mit Dessous und Accessoires. Khalid hatte nicht einmal eine Kreditkarte gezückt. Er deutete nur mit dem Kopf auf den Stapel und bat, dass man alles ins Mena House Hotel schicken möge. Dann nahm er Livs Arm und verließ mit ihr das elegante Einkaufszentrum.
„Aber das ist doch viel zu viel“, protestierte Liv auf dem Weg zum Auto. „Wann soll ich das denn alles anziehen?“
Khalid deutete nur schweigend auf die offene Tür des Mercedes, doch Liv zögerte einzusteigen. „Hören Sie, Scheich Fehz, ich habe zufällig den Preis auf einer dieser Handtaschen gesehen. Siebentausendfünfhundert Dollar. So viel hat ja nicht einmal mein Auto gekostet!“
Khalid schaute seufzend auf die Uhr. „Miss Bakr versteht ihr Handwerk. Alles, was sie ausgesucht hat, eignet sich perfekt für unsere Zwecke.“
„Aber das kostet doch bestimmt Unsummen!“
„Sie brauchen einfach eine standesgemäße Garderobe.“
„Trotzdem, das ist einfach zu viel. So viele Kleider, und dann auch noch diese ausgefallenen Accessoires. Sie müssen zugeben, dass eine Handtasche für siebeneinhalbtausend Dollar einfach ein sündhafter Lux…“
„Bitte, steigen Sie ein“, unterbrach er sie in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. Liv schluckte und gehorchte.
Als sie im Auto saßen, fügte er hinzu: „In unserer Kultur tragen Männer und Frauen ihre Meinungsverschiedenheiten nicht auf der Straße aus. Und unsere Frauen widersprechen ihren Männern auch nicht im Beisein Dritter.“
Liv wurde es abwechselnd heiß und kalt. Dabei hatte sie doch nur sparsam sein wollen. Sie hatte ihm die Entscheidung erleichtern wollen. „Bitte entschuldigen Sie. Ich wollte nicht respektlos erscheinen. Ich wollte nur nicht, dass Sie so viel Geld für mich ausgeben. Das ist nicht nötig.“
„Doch, das ist es. Man erwartet von mir einen bestimmten Lebensstil, und da Sie jetzt offiziell meine Verlobte sind, betrifft Sie das genauso. Ich bin in der arabischen Welt sehr bekannt.“
„Aber ich kann Ihnen nichts zurückzahlen“, warnte sie ihn. „Und meine Familie auch nicht. Bei uns hat niemand so viel Geld. Meine Mom geht bald in Rente, und Jake verdient als Bauschreiner auch gerade genügend für sich selbst.“
Khalid seufzte. „Ich erwarte nicht, dass man mir etwas zurückzahlt. Alles, was ich erwarte, sind Respekt und Kooperationsbereitschaft. Immerhin habe ich für Sie meinen guten Ruf aufs Spiel gesetzt. Ich riskiere meine persönliche Ehre und die meiner ganzen Familie. Ehre ist ein zentraler Bestandteil unserer Kultur. Dabei geht es um Leben und Tod.“
Inzwischen war es dunkel geworden. Die meisten Häuser waren hell erleuchtet, und die Straßenlaternen brannten.
„Meine Aufgabe ist es, Sie zu beschützen, aber Sie müssen es auch zulassen. Was unter anderem heißt, Sie müssen mir glauben, wenn ich sage, dass Sie in einer schwierigen und gefährlichen Situation sind.“
Bei Khalids Worten lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Wie oft hatte Jake sie schon mit ähnlichen Worten um Vorsicht gebeten? Wie oft hatte er sie gewarnt, dass die Welt kein gemütlicher und sicherer Ort sei, besonders nicht für ein Kleinstadtmädchen wie sie?
Aber sie hatte ihm nicht glauben wollen und ihn beschuldigt, heillos zu übertreiben. Jetzt wusste sie es besser.
„Hören Sie mir überhaupt zu?“, fragte Khalid.
Sie nickte. Seine Worte machten ihr Angst. Diese Welt war ihr fremd. Sie war in völlig anderen Verhältnissen
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