Werde meine Prinzessin
Koffern auf dem Bett und hielt Doras Lieblingskleid hoch. "Das hier wird wundervoll aussehen.
Zum Glück is t es heller als meins, so dass wir nicht wie im Partnerlook aussehen werden." Sie lächelte schelmisch. "Oder möchtest du deinen Mann mit traditioneller Kleidung überraschen?"
"Ich glaube, dazu sind wir beide nicht bereit."
"Da magst du Recht haben." Fatima berührte sie am Arm.
"Hab keine Angst vor uns, Dora, oder lass es dir zumindest nicht anmerken. Wir respektieren Stärke und Entschlossenheit, auch bei unseren Frauen. Mein Sohn ist im Moment verärgert und enttäuscht, aber es richtet sich gegen Khalil, nic ht gegen dich.
Wenn er unhöflich wirkt, dann lass ihn nicht spüren, dass er dir wehtut. Du musst stark sein. Wenn du dich von einem der Männer dominieren lässt, machst du dich zur Sklavin. Verstehst du das?"
"Ich glaube, ja", erwiderte Dora und fragte sich insgeheim, ob sie es jemals verstehen würde.
Fatima schob sie sanft zum Badezimmer. "Geh dich anziehen. Ich warte und begleite dich dann hinunter zum Dinner.
Ich habe einen nicht gerade subtilen Wink von meinem Sohn erhalten, dass die Mahlzeit nur für Männer gedacht ist. Also werden wir sie überraschen. Das ist immer gut. Und jetzt beeil dich."
Eine halbe Stunde später folgte Dora ihr endlose Korridore entlang. Sie erhaschte Blicke in große Räume, die in westlichem wie in östlichem Stil eingerichtet waren. Durch die Fenster sah sie erleuchtete Gärten und Springbrunnen. Obwohl sie noch immer verwirrt und nervös war, konnte sie nicht umhin, sich auf die Erforschung dieses wundervollen Palastes und seiner Anlagen zu freuen.
Schließlich betraten sie ein Speisezimmer. An dem langen Tisch hätten zehn oder zwölf Personen Platz gefunden, aber er wies nur vier Gedecke auf. Der König saß am Kopfende, mit zwei Söhnen zu seiner Rechten und Khalil zu seiner Linken.
Alle vier Männer blickten auf, als die Frauen eintraten.
"Kommen wir zu spät?" fragte Fatima und ignorierte den unwilligen Blick des Königs. "Ich habe Dora gerade informiert, dass heute Abend ein Familiendinner stattfindet, bei dem wir diskutieren wollen, wie diese Krise gehandhabt werden soll. Der Zeitpunkt is t unglücklich. Schließlich ist es ihr erster Abend in El Bahar, und daher sollten wir sie nicht allein in ihrem Zimmer lassen."
Khalil grinste verstohlen, als seine Großmutter dem Blick des Königs trotzig standhielt. Givon Khan mochte zu den sechs reichsten Männern der Welt gehören und ein mächtiger Monarch sein, aber er musste es dennoch mit einer starrsinnigen Mutter aufnehmen. Fatima war in den Siebzigern, aber eine durchaus ernst zu nehmende Widersacherin.
Daher war es nicht sonderlich überraschend, dass der König weder den Zeitpunkt noch den Ort geeignet für eine Konfrontation erachtete. Er nickte einem der Diener zu, die geduldig bei der Tür warteten. Zwei weitere Gedecke wurden aufgelegt.
"Mutter, deine Bereitschaft, an andere zu denken, hat dich zu der beachtlichen Frau gemacht, die du bist." Givon erhob sich und breitete die Arme aus. "Wie immer bist du sehr weise für dein Alter."
Fatima trat zu ihm und ließ sich in die Arme schließen. Sie berührte seine Wange. "Ich bin dreiundsiebzig, Givon. Es ist an der Zeit, nicht mehr zu sagen, dass ich weise bin für mein Alter, findest du nicht?" Sie drehte sich zum Tisch um. "Dora, setz dich neben deinen Ehemann. Jamal, rutsch rüber und lass mich zwischen dir und deinem Bruder sitzen."
Innerhalb von Sekunden hatte Fatima die Sitzordnung ihren Wünschen entsprechend arrangiert und saß zwischen ihren ältesten Enkeln. Khalil warf Dora einen Blick zu. Sie versuchte zu lächeln, doch es gelang ihr nicht ganz.
"Ich weiß immer noch nicht, was ich Aleser sagen soll", eröffnete Givon, während der Salat serviert wurde. "Er ist seit über dreißig Jahren mein höchst loyaler Berater. Wir waren uns immer einig, dass seine jüngste Tochter in unsere Familie einheiraten würde. Sie war mit dir verlobt, Khalil. Wir waren uns alle einig."
"Anscheinend nicht alle von uns", entgegnete Fatima. "Ich mag Dora und halte sie für geeigneter als Amber. Das Mädchen ist klug und hat Rückgrat. Meine Enkelsöhne sind zu starrsinnig.
Sie brauchen Frauen mit Rückgrat."
Khalil konnte sich lebhaft den Zorn seines Vaters über diese Bemerkung vorstellen und unterdrückte mühsam ein Lachen.
Verstohlen blickte er zu Fatima. Warum stellte sie sich in dieser Angelegenheit auf seine Seite? Wusste sie etwas von
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