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Werden sie denn nie erwachsen?

Werden sie denn nie erwachsen?

Titel: Werden sie denn nie erwachsen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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aber.
    Nirgends sonst war es so unterhaltsam und so aufschlußreich wie im Kommunikationszentrum Spülecke.
    Ganz egal, ob die »unmögliche Strandkombination von der Frau mit dem Mann mit dem Gipsfuß« erörtert wurde, die Wahrscheinlichkeit, daß die junge Frau von Parzelle 19 nichts mit dem Magen hat, sondern schwanger ist, oder die Überlegung, ob die Begleiterin von dem Bärtigen nicht vielleicht doch seine Freundin ist (»Von wegen Tochter! Die haben doch gar keine Ähnlichkeit miteinander!«) – jedes Thema wurde von allen Seiten gründlich beleuchtet und durchgehechelt. Oft fiel es mir schwer, ernst zu bleiben und desinteressiert zu tun, doch da ich mich an diesen Gesprächen nie beteiligte, hielt man mich entweder für überheblich oder geistig unterbelichtet. Bald beachtete man mich nicht mehr, sondern schrie sich über meinen Kopf hinweg die jeweiligen Neuigkeiten zu.
    »Der mit seinem Lamborschiiini hat doch gestern wieder eine andere abgeschleppt. Möchte bloß wissen, wo der immer die Mädchen herhat.«
    »Na, woher wohl? Aus Ste.-Maxime natürlich. Da laufen sie doch dutzendweise rum und warten darauf. Ist das ein neues Spülmittel? Kenn ich ja noch gar nicht. Sieht aber komisch aus, so rosa. Was ich noch sagen wollte: Meinen Walter hat ja auch schon so eine angesprochen, wo ich doch bloß ganz kurz im Laden war und die Bildzeitung gekauft habe. Man will ja wissen, was in der Welt passiert.
    Haben Sie schon von dem Flugzeugabsturz gehört? In Indien oder so mit über hundert Toten. Ja, und wie ich rauskomme, steht doch da so ein Weibsbild und macht meinen Walter an. Na, der habe ich vielleicht was erzählt!«
    »Hat sie es denn verstanden?«
    »Natürlich nicht, aber sie hat genau gewußt, wo sie mit mir dran war. Ganz schnell war sie weg.«
    »Was hat denn Ihr Mann dazu gesagt?«
    »Dumm geguckt hat er, was sonst? Und dann wollte er mir noch weismachen, daß ihn die Dame, jawohl, Dame hat er gesagt, nur nach dem Weg gefragt hat. So ein Quatsch, mein Walter kann doch gar kein Französisch.
    Kann ich das Spülmittel mal probieren?«
    Ursprünglich hatte Steffi am ersten Abend nur heißes Wasser holen wollen, um unseren Propangas-Vorrat zu schonen, doch sie kam gleich wieder zurück und begann das gesamte schmutzige Geschirr in unserem größten Kochtopf zu stapeln. »Hilf mir mal tragen, ich kriege das nicht auf einmal weg.«
    »Wo willst du denn hin?«
    »Da drüben ist das Abwaschen viel bequemer als in unserer Vogeltränke.«
    Zugegeben, sehr viel Fassungsvermögen hatte unser Becken nicht, alles, was größer war als ein Eßteller, ging nicht rein, aber trotzdem hatten wir die Salatschüssel und die Suppenkelle immer saubergekriegt.
    Gemeinsam trotteten wir zum Waschhaus, in dem sich die großzügig angelegten und blitzsauberen sanitären Anlagen befanden. Neben diesem Betonrondell waren – unter freiem Himmel – zehn emaillierte Spülbecken installiert. Acht waren besetzt. Steffi belegte das fünfte.
    Rechts davon trocknete Frau England die Teetassen ab, links stand eine lila Kittelschürze, schrubbte eine Aluminiumpfanne und erörterte mit ihrer Nachbarin von Becken sieben den Campingklatsch.
    »… zu Gustav gesagt, er soll sich da nicht einmischen, aber ihm hätte die junge Frau so leid getan, hat er gesagt.
    Kann ich mal Ihren Topfkratzer haben? Danke. Und wie der Gustav dann rüber ist und an die Tür geklopft hat, war es plötzlich ganz ruhig. Was soll man davon halten?«
    Das haben wir leider nicht erfahren, weil Frau England mit ihrem Teeservice etwas zu geräuschvoll
abzog,
doch das freigewordene Becken wurde sofort von einer jungen Frau besetzt, die die Kittelschürze mit einem angewiderten Blick bedachte. »Können Sie sich nicht endlich einmal um Ihre eigenen Angelegenheiten kümmern?«
    Es folgte eine längere Debatte, ob lautstark ausgetragene Ehestreitigkeiten eine Privatangelegenheit oder ein öffentliches Ärgernis seien. Als wir mit unserem Abwasch fertig waren, stritten sie immer noch.
    »Ich glaube, die einzigen, die bei einem Ehekrach beide Teile anhören, sind die Nachbarn«, sagte Steffi. »Schade, daß wir nicht mehr Geschirr hatten. Das war ja schöner als Kino. Määm, kannst du mal das Sieb aufheben? Wenn ich mich jetzt bücke, fliegen die Teller auch noch in den Dreck. Morgen kaufen wir ’ne schöne große Plastikschüssel.«
    »Wir können doch das Tablett nehmen.«
    »Wie sieht das denn aus? Hast du nicht bemerkt, daß alle Frauen mit Spülschüsseln angerückt

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