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Werden sie denn nie erwachsen?

Werden sie denn nie erwachsen?

Titel: Werden sie denn nie erwachsen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Dem Sascha muß ich doch au no gratuliere.« So, wie er Vicky ansah, hatte ich allerdings den Eindruck, daß ihm Sascha ziemlich egal und die nähere Bekanntschaft mit dessen Frau viel wünschenswerter war. Das vermutete wohl auch Frau Schlemp, denn sie erinnerte ihren Kurti recht nachdrücklich an seine häuslichen Pflichten, die in erster Linie aus der Kompostierung des doch hoffentlich inzwischen gemähten Rasens bestand sowie aus der Notwendigkeit, die Ligusterhecke zu schneiden. »Die Hase hosch g’wiaß au no riet g’mischtet.«
    Um weiteren Vorhaltungen zu entgehen, setzte er sein Gepäckwägelchen in Bewegung und marschierte los. Wir warteten noch einige Minuten, ehe auch wir die Rolltreppe zur Tiefgarage ansteuerten. Auf ein nochmaliges Zusammentreffen legte ich im Augenblick keinen Wert.
    Der erstaunlich schnell regenerierte Rolf erwartete uns schon sehnsüchtig. Immer noch in Gips, doch entgegen ärztlicher Anweisung ohne Stock, kam er angehumpelt, sobald er den Wagen gehört hatte. Ich bekam einen flüchtigen Kuß, die Mädchen einen Nasenstüber, Vicky eine herzliche, ganz und gar nicht väterliche Umarmung.
    Weitere Kommunikationsversuche scheiterten an Sprachschwierigkeiten. Rolf ist Lateiner und beherrscht lediglich die englische Terminologie der Werbebranche.
    Französisch kann er auch, Englisch nicht.
    Katja war sofort in die Küche gestürmt und dort an den Kühlschrank. »Wurst, Käse, Fleischsalat, Tomaten – alles da!« stellte sie befriedigt fest.
    »Frau Keks hat sogar Mittagessen für alle gekocht«, sagte Rolf. »Gemüseeintopf, weil man den schnell aufwärmen kann. Steht alles im Mikrowellenherd.«
    »Weshalb hast du denn noch nichts gegessen?« Mir war nach einem kurzen Blick in die große Keramikschüssel aufgefallen, daß ihr Inhalt unberührt geblieben war.
    »Ich konnte nicht.«
    ?????
    »Bei dem alten wußte ich ja Bescheid, aber bei dem neuen hier habe ich keine Ahnung, wie man die Tür aufkriegt.«

9
    Von nun an herrschte bei uns das absolute Chaos. Obwohl Stefanie einen Teil der Hochzeitsgeschenke in ihrem eigenen Keller untergebracht hatte, war immer noch genug übriggeblieben, um unser Haus in ein Flüchtlingslager zu verwandeln. Oben bei den Zwillingen standen zwei Plastiksäcke voller Plüschtiere, und der kleine Flur vor ihrer Zimmertür war vollgepackt mit Koffern, Kleidersäcken und zerbrechlichen Dingen, von denen wir hofften, daß sie abseits der Hauptverkehrswege einigermaßen sicher waren. In die Keller kamen wir schon gar nicht mehr rein. Einmal pro Tag kämpfte sich jemand mit schriftlich fixierten Angaben zum Vorratsschrank durch, um den jeweiligen Tagesbedarf an Lebensmitteln zu holen. Die Tiefkühltruhe war restlos blockiert, und als nur auf der Kellertreppe eine Tüte platzte und sämtliche Kartoffeln zwischen Federbetten und übereinandergeschichteten Kartons verschwanden, bekam ich einen Schreikrampf. So ging das einfach nicht weiter!
    Das fand auch Sven, als er gut erholt und braungebrannt von Kreta zurückkam. Ein paar Tage lang sah er sich das Durcheinander an, dann hatte er eine Idee.
    »Weißt du was, Määm? Bis die in ihre Wohnung ziehen, stelle ich ihnen meine Bude zur Verfügung. Da haben sie wenigstens anderthalb Zimmer, ’ne Küche, ein eigenes Bad und ungestörte Zweisamkeit. Den größten Teil von ihrem Kram können sie auf dem Dachboden stapeln, der ist fast leer. Dann gehe ich eben solange ins Gästezimmer.
    Ich sitze dir auch nicht ständig auf der Pelle, ich bin ja höchstens mal abends da.«
    Seine überraschende Bereitwilligkeit war vermutlich dem Umstand zu verdanken, daß seine derzeitige Freundin ebenfalls über eine eigene Wohnung verfügte und seinem geregelten Liebesleben somit auch weiterhin nichts im Wege stand. Darüber hinaus waren die nunmehr zu erwartenden Dienstleistungen wie zum Beispiel warme Mahlzeiten, schrankfertige Wäsche und kostenlose Telefonbenutzung nicht zu verachten. Trotzdem versprach ich ihm aus lauter Dankbarkeit eine neue Autobatterie.
    Die Aussicht, nicht mehr ständig über Kartons steigen zu müssen, wenn ich frische Handtücher holen wollte, und endlich wieder die Flaschen- und Döschenparade im Badezimmer loszuwerden, setzte ungeahnte Kräfte in mir frei. Schon am nächsten Morgen fuhr ich die erste Ladung Koffer in Svens Wohnung, nahm auf dem Rückweg einen Teil seiner Sachen mit, und als mir unterwegs die Zwillinge begegneten, aus deren Ente oben der immer noch in Knisterfolie verpackte und mit rosa

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