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Werden sie denn nie erwachsen?

Werden sie denn nie erwachsen?

Titel: Werden sie denn nie erwachsen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Lehrerinnen in spe natürlich nicht ankommen. So überließ ich die künftigen Akademikermütter den Erörterungen über spätere Verdienstmöglichkeiten ihrer Sprößlinge und verabschiedete mich. Voraussichtlich würde ich sie nie wiedersehen.
    In der Aula wackelten die Wände. Die von ihren Lehrern mit so beredten Worten in den Ernst des Lebens entlassenen Abiturienten tobten wie Halbwüchsige durch die Halle, und wer nicht gerade auf der Tanzfläche Freiübungen machte, war anderweitig beschäftigt. Zum Beispiel mit dem Aufblasen von Luftballons, die später in das Büro vom Direx gestopft werden sollten, nach Möglichkeit bis unter die Decke. Andere wieder füllten Pappbecher mit Wasser und bauten sie, immer weiter rückwärts kriechend, dicht an dicht auf dem Fußboden des Lehrerzimmers auf. Langsam bezweifelte ich, daß diese herumalbernden, in ihrem so ungewohnt feierlichen Outfit verkleidet wirkenden Teenies jemals erwachsen werden würden.
    Vicky stand unter der Dusche, als ich nach Hause kam, und Sascha in der Küche. »Hast du denn immer noch Hunger?«
    »Ich nicht, aber Vicky.«
    Auf dem Herd brodelte eine weiße Flüssigkeit. Sascha warf geraspelten Käse hinein, rührte um, fügte Kräutlein hinzu und Gewürze, rührte um, probierte, hobelte noch mehr Käse ab, probierte wieder, goß in diesen zähen Kleister etwas Ketchup hinein, rührte weiter …
    »Was soll das eigentlich werden?«
    »Abendessen für Vicky.«
    »Ißt man das später mit dem Löffel oder mit der Gabel?«
    Ein vernichtender Blick traf mich. »Das wird eine Käse-Sahne-Soße für die Bohnen.« Richtig, da stand ja noch eine Konservendose auf dem Tisch. »Baked beans« las ich. »Stammt nicht von mir. Hast
du
die etwa gekauft?«
    »Vorsichtshalber habe ich einige Büchsen aus England mitgebracht, aber inzwischen habe ich gesehen, daß es die hier auch gibt. Gott sei Dank, denn wir Deutschen sind ja ein Volk von Fleischfressern.«
    »Das hat dich bisher nie gestört.«
    »Tut’s auch jetzt noch nicht, aber du weißt doch, daß Vicky Vegetarierin ist, das schränkt den Radius abwechslungsreicher Kost erheblich ein.«
    »Schick sie doch mal in den Garten. Seitdem Sven im vergangenen Jahr den Rasen neu eingesät und dazu die als besonders robust bezeichnete Wiesenmischung verwendet hat, haben wir eine reichhaltige Auswahl an Gewächsen, die mit Rasen nicht die geringste Ähnlichkeit haben.
    Einige davon sind bestimmt eßbar.«
    Unter den bitterbösen Blicken des Küchenchefs verschwand ich lieber. Etwas später wollte ich mir eine Tasse Tee machen und fand Sascha immer noch vor dem Herd stehend. »Warum brauchst du denn so lange für das bißchen Soße? Oder rührst du einen Impfstoff an?«
    Er schaute mich gar nicht an, servierte seiner Gattin das Dinner in den oberen Gemächern und ward an diesem Abend nicht mehr gesehen.
    Die Zwillinge auch nicht. Lange nach Mitternacht hörte ich sie glucksend und kichernd die Treppe hinaufstolpern.
    Genau vor meiner Tür machten sie halt. »Ich finde es eine gute Idee, daß wir schon jetzt das nächste Klassentreffen vereinbart haben«, sagte Katja. »Ob man schon Kalender für 1993 kriegt? Irgendwo müssen wir den Termin doch notieren, in fünf Jahren haben wir den sonst längst vergessen.«
    »Ich bin neugierig, ob wir uns dann überhaupt noch wiedererkennen werden. Stell dir bloß mal vor, Katja, die Jungs alle ohne Bärte!«
    Ich lächelte leise vor mich hin. Wer weiß, was in fünf Jahren sein würde.
    Es wurde ruhig im Haus. Das junge Paar hatte unter Hinterlassung der Plüschtiere sowie der Wintergarderobe Svens Behausung bezogen und widmete sich nun intensiv der Wohnungssuche. Zwar war die fest zugesicherte Neubauwohnung inzwischen tatsächlich fertig geworden, nur hatte der Eigentümer dann doch lieber dem Rentnerpaar mit Cockerspaniel den Vorzug gegeben. Bei Jungverheirateten weiß man nie, ob Nachwuchs kommt, eine Gefahr, die man bei den schon recht betagten Rentnern ausschließen konnte, und der Hund war auch nicht mehr der jüngste. Im Gegensatz zu ihm, dem man notfalls die Schnauze zuhalten konnte, pflegen sich Säuglinge selten an die amtlich verordneten Ruhezeiten zu halten, und sobald aus ihnen Kinder geworden sind, machen sie sowieso immer bloß Krach. Darüber hinaus blieb auch noch dahingestellt, ob eine Engländerin den Anforderungen der schwäbischen Kehrwoche gewachsen sein würde. Sascha konzentrierte seine Suche jetzt mehr auf ein Haus.
    Die Zwillinge hatten ihren

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