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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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Pferde. Sie hieben im nächsten Augenblicke den Zimmermann zusammen, er lachte in sich und ließ es geschoben. Jetzt sprengten sie in das Dorf, durchsuchten alles, fanden keinen Menschen, fanden keine Schätze, und da ihre Kameraden, die Fußgänger, nachgekommen waren, zündeten sie das Dorf an allen Ecken an, und zogen weiter. Es ging ganz gut, sie zogen in der Stille der Berge fort, bis das Tal enger wurde, und die Gleres an der Straße rann. Da wurden die Klippen lebendig, lauter Rauch und lauter Blitzen und Krachen, und auf jeden Schuß fiel ein Mann, und es wurde immer geladen, und es krachte immer wieder, als ob ihrer viele Tausende oben wären; und wenn die Soldaten hinauf schossen, so trafen sie niemand, weil sie niemand sahen, und wenn sie hinauf wollten, so konnten sie nicht, weil die Felsen zu steil waren, und weil sie erschossen wurden. Und als sie sich beeilten und im Laufe fort wollten, um aus dem entsetzlichen Wege zu kommen, und als sie gegen den Ausgang gelangten, wo die Straße durch die engsten Schluchten läuft, da sprangen unzählige Felsstücke von den Bergen nieder, aufgehängte Bäume rollten herab, schmetterten alles nieder, machten in der Enge einen Verhau, die Franzosen konnten nicht vor, sie mußten zurück, sie flogen, sie rannten – da hatten sie aber das brennende Dorf, das sie selbst angezündet hatten, unter den Füßen, die hölzernen Häuser waren alle in Glut, daß man nicht zwischen ihnen durch konnte. Da waren sie in der Not, da war mancher schneeweiße Mantel ein roter, mancher schwamm in der Gleres, mancher lag auf der Decke des Pferdes, ohne daß der Reiter dabei war, viele Männer lagen auf der Straße, viele verbrannten, und wenige kamen auf einsamen Pfaden nur durch, um draußen zu sagen, was ihnen begegnet sei, oder um auf ihren Irrwegen von den Landleuten gefangen und erschlagen zu werden.«
    Da es nach dieser Erzählung eine Weile still war, sagte er: »So sollten wir es auch machen, wir haben zwar keine Berge und keine engen Täler, in denen wir auf sie warten könnten, wie die Tiroler; aber wir sollten uns zusammen tun wie sie, wir sollten Waffen tragen, uns üben, uns verabreden, Kundschaft einziehen, und wenn wir erfahren, daß ein Trupp, dem wir gewachsen sind, durch einen Wald oder Busch oder Hohlweg zieht, sollten wir ihm auflauern, und alle, die er enthält, erschießen. In den obern Ländern sind in ein Seitendorf, ich weiß nur seinen Namen nicht zu nennen, ich habe mir die Sache erzählen lassen, zwölf französische Reiter gekommen, um zu plündern. Die Bauern verstanden aber die Sache schlecht, und überfielen sie, da sie in einem einsamen Wirtshause zechten, und schlugen sie bei einem einzigen tot. Die Pferde, welche im Hofe angebunden waren, trieben sie weit nach Ungarn und verkauften sie, die Sättel, die Kleider, die weißen Mäntel und die Waffen verbrannten sie im Feuer. So mögen manche Feinde von ihrer Hauptabteilung weg gekommen, nicht mehr zurück gelangt sein, und niemand weiß, wohin sie geraten sind.«
    »Aber,« sagte die Mutter, »wenn es schon unter den Völkern festgesetzt ist, daß die Kriege durch die Armeen ausgefochten werden, so sollten die Bevölkerungen sich ruhig verhalten, und die Sache in die Hände des Heeres legen. Einen einzelnen Feind, der sich harmlos nähert, zu erschlagen, scheint mir ein sündlicher Mord zu sein.«
    »Sie nahen sich aber nicht harmlos,« sagte der Schloßherr, »wie haben sie nur in ihrem eigenen Lande gewirtschaftet, sie haben ihre Landsleute erwürgt, ersäuft, erschossen, enthauptet, weil sie ihnen verdächtig waren, oder den König liebten, und dann sind sie heraus gegangen, und wollten es bei uns auch so machen. Wir sollten gegen einander sein und das Land in Zerwürfnis bringen, daraus es kaum entrinnen könnte. Darum sollen wir sie verfolgen, ausrotten, vertilgen, wie wir nur können; und wenn sie darüber zornig werden und wüten, so ist es nur desto besser, damit die Menschen es nicht mehr ertragen können, sich zusammen tun und sie aus dem Lande jagen, daß kein Huf und kein Helmbusch von ihnen mehr bei uns ist. Wenn morgen die Franzosen nachkommen, können Dinge geschehen – wer weiß, was geschieht.«
    Während er so sprach, hörten die Dienstleute zu, die Mägde hatten das Spinnrad still stehen lassen, die Knechte, die da waren, sahen ihn an, und der Verwalter und der Lehrer blickten vor sich. Es war mittlerweile so finster geworden, daß es schien, als wären die Fenster des Gemaches nur

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