Werke
grüne Kleider hatte. Er ritt gegen Witiko und rief: »Was versperrst du hier den Weg, daß unsere Leute im Weiterziehen gehindert sind?«
»Ich versperre nicht deinen Weg«, rief Witiko entgegen, »siehst du nicht, daß unsere Richtung von Mittag nach Mitternacht geht, und daß ihr von Abend herein gekommen, und daß ihr es seid, die uns den Weg versperren?«
»Du hast deine Leute aufgestellt, daß sie uns betrachten«, rief der andere, »wir müssen uns also auch ordnen, daß wir gerüstet sind, wenn ihr uns etwas anhaben wollt, und das ist es, wodurch du uns hinderst.«
»Du erkennst wohl, daß wir die wenigen euch die so vielen nicht angreifen werden«, entgegnete Witiko, »wenn du uns aber anfällst, so werden wir unsern Körper verteidigen, so gut wir es können. Diese aber sind nicht meine Leute, ich weiß nicht, was sie in der Zukunft tun werden, jetzt sind sie nur neben mir gegangen, weil wir aus der nämlichen Heimat sind.«
Während dieses Rufens waren immer mehr Reiter gekommen, und hatten sich neben den grünen Mann gestellt. Jetzt kamen zwei Saumpferde, eines vorn und eines hinten, sie trugen eine offene Sänfte, und in derselben saß ein Mann in ein sehr weites braunes mit Pelzwerk verbrämtes Kleid gehüllt, und unter der schwarzen Haube drangen weiße Haare herab, und auf das braune Kleid floß ein sehr langer weißer Bart. Der Mann war sehr alt, und sein Haupt war nach vorwärts geneigt. Da er zu dem grünen Reiter gekommen war, hielt die Sänfte an, der grüne Reiter stellte sich neben sie, und sagte: »Hochehrwürdiger Großvater, dort steht der Bote, welchen der kranke Herzog Sobeslaw einmal in die Versammlung auf den Wysehrad gesendet hat, er richtet seine Leute gegen uns, daß er uns etwa schädige.«
Der alte Mann hob sein Haupt empor, wendete sein Angesicht und seinen Körper gegen die Stelle, auf welcher Witiko stand, und sagte: »Sohn des Wok, ziehe deiner Wege, gehe zu Wladislaw dem Sohne Sobeslaws oder zu andern Feinden des Herzoges, wir werden dich dort bekämpfen, hier ist nicht Zeit, daß wir dich vertilgen. Rühre keinen der Männer an, die um mich sind.«
Dann wendete er sich an den grünen Reiter, und sprach »Dalimil, sage den Leuten, daß sie weiter ziehen, und eine Säumnis nicht mehr eintreten lassen.«
Der grüne Reiter ritt gegen die Fußgänger vorwärts, der alte Mann in der Sänfte aber nahm sein braunes Kleid fester an sich, und neigte sein Haupt wieder nach vorne, wie er es früher gehabt hatte.
Die Fußgänger und Reiter fingen an, sich wieder zu bewegen. Witiko aber rief: »Hochehrwürdiger Leche Bolemil, ich rühre keinen deiner Männer an, und wer weiß, ob unsere Wege nicht die gleichen sind.«
Bolemil antwortete nicht, sondern nickte nur mit dem Haupte.
Der Zug bewegte sich schneller, und die Pferde mit der Sänfte fingen zu gehen an. Hinter ihr kamen wieder Reiter. Witiko aber blieb stehen, bis alle vorüber waren, und man endlich auf dem fernen Wege kaum mehr einen der Männer erblicken konnte. Dann setzte er sich in Bewegung, und zog ihnen nach.
Er kam mit den Männern, die bei ihm waren, an dem Abende dieses Tages zu einem Hofe, der nicht weit von den Häusern stand, die den Namen Suchdol hatten. Sie beschlossen, da zu ruhen. In dem Hofe war kein Mensch, es waren die Türen und Tore eingeschlagen, es waren keine Vorräte da, kaum Futter für Witikos und Raimunds Pferd. Und als die Nacht gekommen war, erblickte man gegen Morgen die roten Scheine von entfernten Feuersbrünsten. Die Männer lagerten in dem Hofe, und aßen von den Nahrungsmitteln, welche sie in den Päcken mit sich geführt hatten. Als der Tag angebrochen war, sahen sie die Häuser von Suchdol deutlich; aber einige waren verbrannt, und andere zerstört. Von Suchdol gegen den Hof war ein Berg, beinahe gegen die Mittagseite gelegen, weit gedehnt und gestreckt, hie und da mit einigem Gebüsche und dann mit Wiesen und Feldern bedeckt. Er hieß Wysoka. Von ihm konnte man in entfernten Morgengegenden Rauchsäulen aufsteigen sehen, und in der Richtung zwischen Mitternacht und Abend sah man auch Rauch zu dem Himmel ziehen. Die Männer versammelten den Hof, stellten in ihm Wachen auf, und sandten mehrere fort, um Kundschaft einzuziehen. Die Kundschafter kamen zurück, und sagten, daß vier oder sechs Wegestunden weit zwischen Mitternacht und Abend der Herzog mit seinem Heere sei, daß er es sammle und ordne, und daß gegen Morgen hin eine Tagereise oder mehr entferntdie Lechen, welche sich
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