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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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Nun komm ich erst von meinem Erstaunen wieder zu mir selber. Was? Sie sind ein Jude, und haben das Herz gehabt, einen ehrlichen Christen in Ihre Dienste zu nehmen? Sie hätten mir dienen sollen. So wär es nach der Bibel recht gewesen. Potz Stern! Sie haben in mir die ganze Christenheit beleidigt – Drum habe ich nicht gewußt, warum der Herr, auf der Reise, kein Schweinfleisch essen wollte, und sonst hundert Alfanzereien machte. – Glauben Sie nur nicht, daß ich Sie länger begleiten werde! Verklagen will ich sie noch dazu.
    Der Reisende
. Ich kann es Euch nicht zumuten, daß Ihr besser, als der andre christliche Pöbel, denken sollt. Ich will Euch nicht zu Gemüte führen, aus was für erbärmlichen Umständen ich Euch in Hamburg riß. Ich will Euch auch nicht zwingen, länger bei mir zu bleiben. Doch weil ich mit Euren Diensten so ziemlich zufrieden bin, und ich Euch vorhin außerdem in einem ungegründeten Verdachte hatte, so behaltet zur Vergeltung, was diesen Verdacht verursachte. Gibt ihm die Dose. Euren Lohn könnt Ihr auch haben. Sodann geht, wohin Ihr wollt!
    Christoph
. Nein, der Henker! es gibt doch wohl auch Juden, die keine Juden sind. Sie sind ein braver Mann. Topp, ich bleibe bei Ihnen! Ein Christ hätte mir einen Fuß in die Rippen gegeben, und keine Dose!
    Der Baron
. Alles was ich von Ihnen sehe, entzückt mich. Kommen Sie, wir wollen Anstalt machen, daß die Schuldigen in sichere Verwahrung gebracht werden. O wie achtungswürdig wären die Juden, wenn sie alle Ihnen glichen!
    Der Reisende
. Und wie liebenswürdig die Christen, wenn sie alle Ihre Eigenschaften besäßen!
    Der Baron, das Fräulein und der Reisende
    gehen ab.
    { ‡ }
Letzter Auftritt
    Lisette. Christoph.
    Lisette
. Also, mein Freund, hat Er mich vorhin belogen?
    Christoph
. Ja, und das aus zweierlei Ursachen. Erstlich, weil ich die Wahrheit nicht wußte; und anderns, weil man für eine Dose, die man wiedergeben muß, nicht viel Wahrheit sagen kann.
    Lisette
. Und wanns dazu kömmt, ist Er wohl gar auch ein Jude, so sehr Er sich verstellt?
    Christoph
. Das ist zu neugierig für eine Jungfer gefragt! Komm Sie mir!
    Er nimmt sie untern Arm, und sie gehen ab.
    Ende der Juden.
    { ‡ }

Gotthold Ephraim Lessing
Der Schatz
    Ein Lustspiel in einem Aufzuge
    Schriften, Berlin (Voss) 1755.
    schatz
    { ‡ }
    Erster Auftritt
    Zweiter Auftritt
    Dritter Auftritt
    Vierter Auftritt
    Fünfter Auftritt
    Sechster Auftritt
    Siebenter Auftritt
    Achter Auftritt
    Neunter Auftritt
    Zehnter Auftritt
    Eilfter Auftritt
    Zwölfter Auftritt
    Dreizehnter Auftritt
    Vierzehnter Auftritt
    Funfzehnter Auftritt
    Sechzehnter Auftritt
    Siebenzehnter Auftritt
    Achtzehnter Auftritt
    Personen
    Leander
    Staleno
, Leanders Vormund
    Philto
, ein Alter
    Anselmus
    Lelio
, des Anselmus Sohn
    Maskarill
, des Lelio Bedienter
    Raps
    Ein
Träger
    Die Szene ist auf der Straße
Erster Auftritt
    Leander. Staleno.
    Staleno
. Ei! Leander, so jung, und Er hat sich schon ein Mädchen ausgesehen?
    Leander
. Das wird dem Mädchen eben lieb sein, daß ich jung bin. Und wie jung denn? Wenn ich noch einmal so alt wäre, so könnte ich schon Kinder haben, die so alt wären als ich.
    Staleno
. Und das Mädchen soll ich Ihm zufreien?
    Leander
. Ja, mein lieber Herr Vormund, wenn Sie wollten so gut sein.
    Staleno
. Lieber Herr Vormund! das habe ich lange nicht gehört! Wenn Sie wollten so gut sein! Wie höflich man doch gleich wird, wenn man verliebt ist! – – Aber was ist es denn für ein Mädchen? das hat Er mir ja noch nicht gesagt.
    Leander
. Ein allerliebstes Mädchen.
    Staleno
. Hat sie Geld? Was kriegt sie mit?
    Leander
. Sie ist die Schönheit selbst; und unschuldig dabei, – – so unschuldig, als ich.
    Staleno
. Spricht sie auch schon von Kindern, die sie haben könnte? – – Aber sage Er mir, was kriegt sie mit?
    Leander
. Wenn Sie sie sehen sollten, Sie würden sich selbst in sie verlieben. Ein rundes, volles Gesicht, das aber gar nichts Kindisches mehr hat; ein Gewächse, wie ein Rohr – –
    Staleno
. Und was kriegt sie mit?
    Leander
. Wie ein Rohr so gerade. Und dabei nicht hager; aber auch nicht dicke. Sie wissen wohl, Herr Vormund, beides muß nicht sein, wenn ein Frauenzimmer schön sein soll.
    Staleno
. Und was kriegt sie mit?
    Leander
. Sie weiß sich zu tragen, ah! auf eine Art, liebster Herr Staleno, auf eine Art – – Und ich versichre Sie, sie hat nicht tanzen gelernt; es ist ihr natürlich.
    Staleno
. Und was kriegt sie mit?
    Leander
. Wenn ihr Gesichte auch

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