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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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auf das Wasser geworfen, in den Wind zerstreuet werden? Die Erde, in beiden Fällen, lieber Herr Hauptpastor, nimmt sie ja doch wieder auf. Oder wollen Sie nur das Vergnügen haben, daß Sie in ganz Deutschland herum schreiben können, ob und wo irgend noch ein Anverwandter oder Nachkomm zu finden, den Sie es können empfinden lassen, daß er in seiner Linie, oder in seinen Nebenlinien, aufsteigend oder absteigend, einen solchen Bösewicht gehabt habe? – Wem ist es zu verargen, wenn er so heillos von Ihnen urteilet? Denn ganz ohne Grund kann der Mensch ja doch nicht handeln. –
    Ich wollte noch eben, in Ansehung des bekannt zu machenden Namens eines so höllischen Abenteurers, wofür Goeze, und die Wenigen seines Gelichters, den Ungenannten halten, einen ganz andern Vorschlag tun; indem mir der 45te Beitrag zum Reichspostreiter gebracht wird.
    O bravo! Der nämliche E. welcher in dem 30sten Beitrage uns versicherte, daß der Ungenannte »leider! nur gar zu bekannt sei«, findet nun für gut, wie er sich ausdrückt, »der sehr weit ausgebreiteten Lüge, als ob ein gewisser ehmaliger berühmter Lehrer am Hamburgischen Gymnasio Verfasser der Fragmente sei, öffentlich zu widersprechen.« Er fügt hinzu: »daß er dieses um so viel zuversichtlicher tun könne, da der Herr Lizentiat Wittenberg Briefe von dem Sohne dieses berühmten Mannes in Händen habe, worin derselbe jenes Vorgehen für eine Lüge und Verleumdung erkläret, und deren Einsicht der Herr Besitzer einem jeden, dem daran gelegen ist, gern erlauben werde.«
    Kann sein: kann nicht sein! – Aber vor allen Dingen eine Frage an den Reichspostreiter, oder an diesen mehrbelobten E. im Reichspostreiter: wird an beiden Orten des Reichspostreiters der nämliche Mann verstanden, oder nicht? – Wenn nicht der nämliche: ist es nicht wahre Vexiererei des Publikums, sich hier des nicht rechten so feierlich anzunehmen, und von dem rechten, von dem es dort leider! nur gar zu bekannt war, daß er und kein andrer der wahre Verfasser der Fragmente sei, so gänzlich zu schweigen? – Wenn aber der nämliche: was sollen wir von einem Manne denken, dem es gleich leicht wird, eine Lüge zu besiegeln, und sich der nämlichen Lüge wegen, fast zu gleicher Zeit, vor der ganzen Welt auf das Maul zu schlagen? Der Reichspostreiter kann sich allenfalls mit seinem Relata refero schützen: aber auch Er? Der Reichspostreiter muß jeden Tag sein Blatt voll haben: was kümmert es den, womit es voll wird? Ihn hingegen zwang nichts, über Hals über Kopf drucken zu lassen, daß ein elendes Gerede eine ganz bekannte Sache sei: er war an Ort und Stelle, diesem Gerede sogleich auf den Grund zu kommen; er durfte nur eben den Weg einschlagen, auf welchem die Unzuverlässigkeit desselben sich nun soll erwiesen haben. Warum ist er der erste und einzige, der die Lüge in die Welt schrieb? Warum ist er der erste und einzige, der dieser Lüge, die vielleicht niemand geglaubt hat, itzt widerspricht? Sollte ihn bloß der Kitzel getrieben haben, itzt mit guter Manier einen noch bedeutendern Fingerzeig tun zu können? –
    An den Briefen, auf welche er sich beruft, zweifle ich im geringsten nicht. Auch zweifle ich nicht an der Bereitwilligkeit des Herrn Lizentiat Wittenberg, diese Briefe einem jeden, der es verlangt, zu zeigen. Ich bin sogar versichert, daß er sie mehrern zeigen wird, als sie zu sehen verlangen werden. Auf diese Weise wird allerdings jede Verleumdung auf die allerunschuldigste Weise verbreitet; und das erste Böse, was ich von dem Herrn Lizentiat von nun an höre, will ich auf die nämliche Weise zu widerlegen bedacht sein.
    Doch was kann auch wohl der Herr Lizentiat dafür, wenn eine eben so dumme als boshafte Klatsche (18) ( Klätscher wäre hier viel zu gut) die Unverschämtheit hat, sich auf ihn zu berufen, und ihn in läppische unnütze Händel zu verwickeln? Denn daß der Herr Lizentiat selbst, nicht vollkommen mit mir einsehen sollte, wie läppisch und unnütz diese ganze Namenjagd sei, wird mich hoffentlich niemand bereden wollen, der ihn kennt. Und gesetzt auch, daß er darin nicht mit mir einig wäre, daß der entdeckte Name sogar zur Prüfung der Sache schädlich werden könne: so wird er doch nicht in Abrede sein, daß er wenigstens der Ruhe und dem Leumunde aller derer nachteilig zu sein nicht fehlen werde, welche sich in dem entdeckten Verfasser einen Anverwandten oder Freund zu erkennen, nicht entbrechen wollten. – Die Neugier eines ehrlichen Mannes steht da gern

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