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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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Fasan mit Apfelmus und trank Muskatwein dazu. Hielt das für die idealischen Träume meiner Jugend. Wollte mich damit brüsten, daß alles durchgesetzt, was mir vorgenommen, und nun glücklich bis an mein Lebensende. Hatte mein ganzes bißchen alte Geschichte verschwitzt. Dachte nicht an Krösus, war überhaupt ein eingebildeter Narr, und, wie gesagt, alles erlogen, bis auf den guten Appetit, den ich noch heute verspüre. Erlitt auch bald nachher, als ich also gelogen, großes Unglück, Not und Pein, worüber ich meine ganze Herrlichkeit im Stich lassen und vergessen mußte. O, wie muß sich doch der irdische Mensch hienieden beugen den vernichtenden Launen eines stets wankenden Schicksals! – O täuschender Glanz des Glücks, wie verbleichst du so schnell, so plötzlich vor dem Gifthauch des Mißgeschicks! – Ist einmal so und nicht anders in der Welt! –
    2
    Hatte als Kaiser von Aromata eine überaus schöne vortreffliche Kaiserin. War auch ein Engel dabei und konnte singen und spielen, daß einem das Herz im Leibe lachte. Tanzte auch hübsch. Dachte, als die Flitterwochen vorüber, daran, daß es wohl nun zu meinem Part gehöre, die kostbare Perl’ aufzubewahren, bat mir sie daher aus von der Gemahlin. Schlug’s mir aber schnippisch ab. Tät’ den Ärger verbeißen und meinte, die Gemahlin solle aus großer Liebe zu mir meinem Willen nicht entgegen sein. Die Gemahlin schlug es mir aber nochmals rund ab, wurde zornig und blickte mich an mit funkelnden Augen. Hatte noch niemals solche Augen bei einer Weibsperson gesehen und mußte an die schwarze Katze denken. Ließ drei Tage das Maul hängen und vergoß eines Mittags, als die Kaiserin gerade ein gebratenes Spanferkel anschnitt, das zu sehr gepfeffert, bittre Tränen des Unmuts. Das rührte die Gemahlin, und sie sagte, ich solle mir den Verlust der Perl’ nicht so zu Herzen nehmen, hätte doch das unschätzbarste Kleinod auf Erden dafür eingetauscht, und wolle sie manchmal die Perl’ mir zum Spielen geben. – War doch ein schönes ehrliches Gemüt, die Kaiserin! –
    [ Δ ]
Meister Johannes Wacht
    Zu der Zeit, als die Leute in der schönen freundlichen Stadt Bamberg, um mit dem bekannten Sprichwort zu reden, gut, d.h. unter dem Krummstab wohnten, nämlich gegen das Ende des verflossenen Jahrhunderts, lebte daselbst ein Mann, der, dem Bürgerstande angehörend, in jeder Hinsicht selten und ausgezeichnet zu nennen.
    Er hieß Johannes Wacht und war seiner Profession nach ein Zimmermann. –
    Die Natur verfolgt, ihrer Kinder Schicksal erwägend und bestimmend, ihren eignen dunkeln, unerforschlichen Weg, und das, was Konvenienz, was im beengten Leben geltende Meinungen und Rücksichten als wahre Tendenz des Seins feststellen wollen, ist ihr nur das vorwitzige Spiel sich weise dünkender betörter Kinder. Aber der kurzsichtige Mensch findet oft in dem Widerspruch der Überzeugung seines Geistes mit jenem dunkeln Walten der unerforschlichen Macht, die ihn erst an ihrem mütterlichen Busen gehegt und gepflegt und ihn dann verlassen, eine heillose Ironie; und diese Ironie erfüllt ihn mit Grausen und Entsetzen, weil sie sein eignes Ich zu vernichten droht.
    Nicht die Paläste der Großen, nicht fürstliche Prunkgemächer wählt die Mutter des Lebens für ihre Lieblinge. – So ließ sie unsern Johannes, der, wie der geneigte Leser es erfahren wird, wohl einer ihrer begünstigtsten Lieblinge zu nennen, auf dem elenden Strohlager, in der Werkstatt eines verarmten Drechslermeisters zu Augsburg, das Licht der Welt erblicken. Die Frau starb vor Jammer und Not gleich nach der Geburt des Kindes, und der Mann folgte ihr nach wenigen Monaten.
    Der Rat mußte sich des hilflosen Knaben annehmen, dem der erste Sonnenblick eines künftigen günstigen Geschicks aufging, als der Rats-Zimmermeister, ein wohltätiger ehrwürdiger Mann, es nicht zugab, daß das Kind, in dessen Antlitz, unerachtet es von Hunger entstellt, er dennoch Züge fand, die ihm gefielen, in einer öffentlichen Anstalt untergebracht werde, sondern es in sein Haus nahm, um es selbst mit seinen Kindern zu erziehen.
    In unglaublich kurzer Zeit entwickelte sich nicht allein die Gestalt des Kindes, so daß man kaum glauben mochte, das kleine unscheinbare Wesen in der Wiege sei wirklich die farb- und formlose Puppe gewesen, aus der, wie ein schöner Schmetterling, der lebendige bildhübsche goldgelockte Knabe hervorgegangen. Doch wichtiger schien, als mit dieser Anmut der Gestalt sich bald bei dem Knaben eine

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