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Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Werke von Fjodor Dostojewski (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor Dostojewski
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diese Scherzchen! Und Seine Exzellenz kann sich doch auch einmal zufällig an mich wenden oder über mein Aeußeres eine Bemerkung machen! Ach, Kind, meine goldenen Zeiten sind jetzt vorüber! Heute habe ich alle Ihre Briefchen nochmals durchgelesen, – traurig, Kind! Leben Sie wohl, mein Täubchen, Gott schütze Sie!
    M. Djewuschkin.
    P. S. Ich wollte Ihnen, Warinka, mein Unglück halb scherzhaft beschreiben, Warinka, aber man sieht, daß es mir nicht mehr gelingen will, das Scherzen nämlich. Ich wollte Sie etwas zerstreuen. Ich werde zu Ihnen kommen, ich werde zu Ihnen kommen.
     
    11. August.
    Warwara Alexejewna! Mein Täubchen! Verloren bin ich, beide sind wir verloren, unrettbar verloren! Mein Ruf, meine Ehre – alles ist verloren! Und ich bin es, der Sie ins Verderben gebracht hat! Ich werde geschmäht, mein Kind, verachtet, verspottet, und die Wirtin beschimpft mich schon laut und vor allen Menschen. Heute hat sie wieder geschrien, geschrien und mich mit Vorwürfen überhäuft, als wäre ich ein Nichts und ein Dreck! Und am Abend begann dann jemand von ihnen bei Ratasäjeff einen meiner Briefe an Sie laut vorzulesen: einen Brief, den ich nicht beendet und in die Tasche gesteckt hatte, und den ich dann irgendwieaus der Tasche verloren haben muß. Mein liebes, liebes Kind, wie haben sie da gelacht! Wie sie uns betitelt haben und wie sie höhnten, wie sie höhnten, die Verräter! Ich hielt es nicht aus und ging zu ihnen und beschuldigte Ratasäjeff des Treubruchs und sagte ihm, daß er ein Falscher sei! Ratasäjeff aber erwiderte mir darauf, ich sei selbst ein Falscher und beschäftige mich nur mit Eroberungen. Ich hätte sie alle getäuscht, sagte er, im Grunde aber sei ich ja sozusagen ein Lovelace! Und jetzt, mein Kind, werde ich nun von allen hier nur noch Lovelace genannt, einen anderen Namen habe ich überhaupt nicht mehr! Hören Sie, mein Engelchen, hören Sie – die wissen doch jetzt alles von uns, sind von allem unterrichtet, und auch von Ihnen, meine Gute, wissen sie alles, alles ist ihnen bekannt, alles, was Sie, mein Engelchen, betrifft! Und auch der Faldoni ist jetzt mit ihnen im Bunde. Ich wollte ihn heute hier in den kleinen Laden schicken, damit er mir ein Stückchen Wurst kaufe, aber nein, er geht nicht, er habe zu tun, sagt er. – Du mußt doch, es ist doch deine Pflicht, sage ich.
    »Auch was Gutes – meine Pflicht!« höhnte er, »Sie zahlen doch meiner Herrin kein Geld, folglich gibt's da nichts von Pflicht.«
    Das ertrug ich nicht, Kind, von diesem ungebildeten, frechen Menschen eine solche Beleidigung, und so schalt ich ihn denn einen »Dummkopf!«, er aber sagte mir darauf bloß kurz: »Das sagt mir nun so einer!« – Ich dachte erst, daß er betrunken sei, hielt es ihm denn auch vor: »Hör mal,« sagte ich, »du bist wohl betrunken?« – Er aber grobte mich an:
    »Haben Sie mir denn was zu trinken gegeben? Sie haben doch nicht einmal so viel, daß Sie sich selber betrinken könnten!« und dann brummte er noch: »Das soll nun ein Herr sein!«
    Da sehen Sie jetzt, wie weit es mit uns gekommen ist, mein Kind! Man schämt sich, zu leben, Warinka! Ganz wie ein Verrufener kommt man sich vor, schlimmer noch als irgendein Landstreicher. Schwer ist es, Warinka! Verloren bin ich, einfach verloren! Unrettbar verloren!
    M. D.
     
    13. August.
    Lieber Makar Alexejewitsch!
    Uns sucht jetzt ein Unglück nach dem anderen heim, auch ich weiß nicht mehr, was man noch tun soll! Was wird nun aus Ihnen werden, auf meine Arbeit können wir uns auch nicht mehr verlassen. Ich habe mir heute mit dem Bügeleisen die linke Hand verbrannt: ich ließ es versehentlich fallen und beschädigte und verbrannte mich, gleich beides zusammen. Arbeiten kann ich nun nicht, und Fedora ist auch schon den dritten Tag krank. Oh, diese Sorge und Angst!
    Hier sende ich Ihnen dreißig Kopeken: das ist fast das Letzte, was wir haben, Gott weiß, wie gern ich Ihnen jetzt in Ihrer Not helfen würde. Es ist zum Weinen!
    Leben Sie wohl, mein Freund! Sie würden mich sehr beruhigen, wenn Sie heute zu uns kämen.
    W. D.
     
    14. August.
    Makar Alexejewitsch!
    Was ist das mit Ihnen? Sie fürchten wohl Gott nicht mehr? Und mich bringen Sie um meinen Verstand. Schämen Sie sich denn nicht!? Sie richten sich zugrunde. So denken Sie doch an Ihren Ruf! Sie sind ein ehrlicher, ehrenwerter, strebsamer Mensch – was werden die Menschen sagen, wenn sie das erfahren? Und Sie selbst, Makar Alexejewitsch, Sie werden doch vergehen vor Scham!

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