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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Storm
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angenehm!«
    ›Lüg du und der Teufel!‹ dachte ich; aber ich nickte ihm zu und sagte höflich: »Dito, mein Herr; gleichfalls.«
    Und damit war unsere Unterhaltung zu Ende. Und da ich nun meinen Hut auf meinen Stock hing und diesen neben mir an die Wand stellte, so mochte er zu der Meinung kommen, ich sei so leicht nicht zu verjagen; wenigstens glitt er bald vom Ladentisch herunter. »Madame!« sagte er, und mit einem langen Blick auf die Anna: »Mein Fräulein! Sie gestatten mir wohl, zu gelegenerer Zeit wieder vorzusprechen!« Dann, ohne mich auch nur anzusehen, war er bei mir vorbei und zur Tür hinaus, und die Alte mit: »Sehr angenehm!« und »Allzeit willkommen, Herr Baron!« hinter ihm her. Anna hatte nur eine stumme Verbeugung gemacht, aber es war gut, daß ihre Augen festsaßen in ihrem heißen Angesicht.
    Als die Alte wieder eintrat, waren wir drei denn nun allein beisammen. »Hm«, sagte ich endlich, da die andern beiden schwiegen, »ein feiner Maat, der euch da beehrt hat!«
    Die Alte nickte: »Ein sittsamer, edler junger Herr! Aber ich glaube, Onkel John, Ihr habt ihn fortgetrieben!«

    »Was hab ich, Riekchen?« rief ich; denn so sanft sie das auch vorbrachte, solch eine Anklage hatte ich noch nie von ihr gehört. »Ich habe ja in aller Ehrbarkeit auf diesem Stuhl gesessen!«
    »Ja, Riew’, das haben Sie wohl; aber – Sie saßen so, als wollten Sie den Herrn Baron zur Tür hinaushaben!«
    »Und das wollt ich auch, Riekchen!« rief ich, »und er ist denn auch gegangen; und wisset Ihr, weshalb? – Weil er ein schlecht Gewissen hatte! Weil er keinen Mann gebrauchen konnte beim Auswerfen seiner Angel, womit nur junge Dirnen und alte dumme Weiber zu ködern waren! Und wenn Ihr noch etwas Mutterwitz im Kopfe habt, so beißt Ihr nicht daran!«
    Die Alte stieß einen sanften Klageton aus und ging händeringend auf und ab, ich aber war zornig geworden, Nachbar, und wollte es nicht noch mehr werden; deshalb nahm ich Hut und Stock und stieg hinauf nach meiner eigenen Wirtschaft.
     
    Am andern Morgen mußte ich nach Lübeck, um endlich mit meinem alten Reeder rein zu werden. Er ließ, als ich ankam, nicht ab, ich mußte bei ihm Quartier nehmen, in seinem großen Hause in der Wahmstraße, wo die braungetäfelten Zimmer danach aussahen, als seien Marx Meyer und Herr Jürgen Wullenweber dort noch aus und ein gegangen; der lange Hausflur stieg in das erste Stockwerk hinauf, und oben lief eine Galerie herum, auf welche viele Türen, auch die von meinem Schlafkabinett, hinausgingen. Das alles hatte ein gar stattlich Ansehen.
    Der alte Herr selber war etwas gebrechlich schon, ein wenig steif im Rücken und die Finger vom vielen Schreiben krumm; aber er saß noch immer an seinem Pult, denn er war der Letzte, er hatte keinen Sohn. Wir beide waren aber noch allzeit miteinander fertig geworden ; nur etwas langsam ging es, und Geduld mußte man haben. So zog es sich denn auch jetzt wieder von einem Tag zum andern. Die Sache war aber eigentlich, ihm fehlte immer noch der Kapitän für »Die alte Liebe«; er dachte wohl, hätte er mich im Hause, so wäre ich noch zu halten.
    Als ich eines Morgens aus meiner Kammer getreten war und über die Galerie in den steinernen Flur hinabsah, schritt er dort eben aus einer der hinteren Stuben hervor, in seinem grauen Röckchen, das spärliche Haar zu einem dünnen Pull emporgekämmt. »Nun, Kap’tän Riew’«, rief er hinaufblickend, »hat die letzte Nacht Euch bessern Rat gebracht?«
    »Nein, Herr; es muß bleiben, wie es ist«, rief ich hinab.
    »Ich glaube, Riew’, Ihr wollt ein Weib nehmen!« sagte er lachend.
    »Auch das nicht; ich habe Familiensorgen ohne das.«
    Da drohte der alte Kaufherr mir schelmisch mit dem Finger: »Ja, ja, ihr alten Kapitäne! Ihr habt Familiensorgen in aller Welt, an jedem Ankerplatz, John Riewe! Seid Ihr denn auch von denen? Das wußte ich noch nicht!«
    »Daß ich selbst nicht wüßte, Herr«, sagte ich; »aber es ist ein Freundeserbe, und das hat auch sein Freud und Leid.«
    »So, so! Verzeihet! Aber kommt nun herunter, daß der Kaffee uns nicht kalt werde.«
    So gingen wir denn zum Kaffee, und der alte Mann frug mich zum Schluß noch wacker aus und klopfte mir ein paarmal nickend auf die Schulter: »Kann ich helfen?«
    »Dank, Herr; das mach ich schon allein.«
    Am Abend – es war an einem Freitag – waren wir beide miteinander klipp und klar, und am andern Morgen befand ich mich wieder auf dem Weg nach Hamburg. Damals gab’s aber weder

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